Kandern Weltkulturerbe aus Kandern

Weiler Zeitung

Merklin-Orgel: Historisches Instrument in der Stadtkirche mit vielen Besonderheiten

Im vergangenen Jahr hat die UNESCO den Orgelbau und die Orgelmusik zum Weltkulturerbe erklärt. Die Kanderner Merklin-Orgel in der Stadtkirche gehört zu den historisch besonders wertvollen Orgeln in der Region. Am Samstag wird sie im Rahmen eines Kirchenkonzerts erklingen. Über die Eigenarten des Instruments wusste Pfarrer Christian Mack einiges zu berichten.

Von Alexandra Günzschel

Kandern. So ist die Kanderner Orgel heute in ganz Baden das einzige und späteste Rückpositivwerk, das noch mit seiner Originaltraktur gespielt wird. Die Gemeinde hatte das Instrument mit 21 Registern für die neu zu bauende Kirche in Auftrag gegeben, nachdem eine Delegation zuvor die Orgel von Franz Joseph Merklin in Kehl besichtigt hatte. Die Abnahme erfolgte im Oktober 1827. Die Prüfer zeigten sich vom Ton sehr angetan.

Seither wurde die Orgel mehrfach repariert, renoviert und auch einmal restauriert (1976 bis 1978). Die jüngste Renovierung erfolgte vor rund zehn Jahren. Wie viele Orgeln hatte auch das Kanderner Instrument unter der sommerlichen Hitze im Jahr 2003 stark gelitten.

Die Merklin-Orgel steht eindeutig in einer süddeutschen, vielleicht sogar französischen Tradition. Denn am Oberrhein kommen verschiedene Einflüsse zusammen. Vieles spricht auch dafür, dass Merklin, ein gelernter Schreiner aus Oberhausen im heutigen Landkreis Emmendingen, seine Orgeln in der Tradition von Gottfried Silbermann baute. Heute ist sein Kanderner Werk die größte noch erhaltene Orgel. Ein ähnliches Exemplar befindet sich in der Fridolin-Kirche in Lörrach-Stetten.

Mack, selbst Organist, machte die regionalen Unterschiede am Register Mixtur deutlich, das nie alleine, sondern als Dreingabe gezogen werde. In Süddeutschland erzeuge man damit einen sehr viel weicheren Klang als in Norddeutschland, wo dieses Register schärfer klinge.

Die Kanderner Orgel orientiere sich am barocken Stil, führte der Pfarrer weiter aus. Das Pedal sei voll ausgebaut, habe aber nur wenige eigene Register, dafür aber eine kräftige Trompete. Auch daran erkennt Mack einen „großen französischen Einfluss“.

Die eigentliche Besonderheit der Kanderner Orgel ist aber das Rückpositiv, jener vorgelagerte kleinere Teil des Bauwerks, der regelrecht über der Gemeinde zu schweben scheint. „Deshalb steht die Kanderner Orgel in den Reiseführern“, sagt der Pfarrer. Denn diese Art des Orgelbaus verschwindet schon bald darauf wieder von der Bildfläche. „Auch hier in der Provinz haben wir Teil am Weltkulturerbe“, sagte Mack nicht ohne Stolz.

Für Bach ist die Kanderner Orgel im Übrigen nicht optimal. Vermutlich wäre sie für französische Orgelliteratur besser geeignet, sagte Mack. Ohnehin ist er der Ansicht, dass so ein Instrument mehr kann als nur klassische Literatur. „Da gibt es sehr viele Möglichkeiten über die Gemeindebegleitung hinaus.“

Dass die Orgel schon älter ist merkt der Pfarrer übrigens auch daran, dass er mit seiner Körpergröße Schwierigkeiten bekommt, wenn er sich an die Tasten setzt. „Früher waren die Menschen eben kleiner“, stellte er fest.

Im Rahmen der Kanderner Kirchenkonzerte spielt am Samstag, 24. Februar, 19.30 Uhr, Antonina Krymova an der Merklin-Orgel in der evangelischen Stadtkirche. Geboren ist die heute in Stuttgart lebende Organistin in Russland, und bereits in früher Kindheit hat sie mit dem Klavierspiel angefangen. Nach ihrem Klavier-Abschluss 2008 in St. Petersburg verfolgte sie ihre neu entdeckte Leidenschaft für die Orgel als Konzert- und Solisteninstrument. In Kandern spielt sie Stücke von Michael Praetorius, Franz Tunder, Johann Sebastian Bach, Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Nach dem Konzert kann gespendet werden.

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