Kandern „Weserei“ will sich neu ausrichten

Alexandra Günzschel
Das Traditionsgasthaus „Zur Weserei“ an der Hauptstraße in Kandern ist in Schwierigkeiten geraten. Foto: Alexandra Günzschel

Gastronomie: Kanderner Traditionshaus befindet sich im Insolvenzverfahren . Der Betrieb läuft weiter.

Kandern - Die Nachricht verbreitete sich in Kandern wie ein Lauffeuer: Das Traditionsgasthaus „Zur Weserei“ hat Insolvenz angemeldet. Wie schwer dieser Schritt für Geschäftsführer Ullrich Kramer-Eichin gewesen sein muss, war ihm deutlich anzumerken, als er dies auf Nachfrage am Telefon bestätigte. Immerhin: Noch gibt es Hoffnung für das Hotel-Restaurant, das bis auf Weiteres weiterbetrieben wird.

Vorläufige Insolvenzverwalterin ist die Rechtsanwältin Simone Ramminger vom Rechtsanwaltsbüro Michelsen in Lörrach. Geschäftsführer bleiben die Eheleute Ullrich und Renate Kramer-Eichin. Die Kunden sollen trotz der eingetretenen schwierigen Situation weiter „zuverlässig und zur vollsten Zufriedenheit“ bedient werden, heißt es in einer schriftlich verfassten Pressemitteilung der „Weserei“. Für die wirtschaftliche Erholung des Hotel- und Gaststättenbetriebs sei dies entscheidend.

Auch der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern will man gerecht werden. Lohn- und Gehaltszahlungen seien bis zur Insolvenzeröffnung über das Insolvenzgeld in voller Höhe sichergestellt, teilen die Geschäftsführer weiter mit. Aktuell sind im Hotel- und Restaurantbereich acht Mitarbeiter und mehrere Aushilfen beschäftigt.

Zunehmende Konkurrenz

Als Gründe für die Krise des Traditionshauses werden im Hotelbereich kürzere Urlaubsreisen sowie die zunehmende Konkurrenz im Dreiländereck angegeben. Im Gastronomiebereich erschwerten Veränderungen der Essgewohnheiten und bei der Freizeitgestaltung zunehmend die Positionierung im Markt, wie es weiter heißt. Geplant ist nun eine „strategische Neuausrichtung“, durch die „ein noch langes und erfolgreiches Bestehen der Weserei gesichert werden“ soll.

Zur Geschichte des Kanderner Familienbetriebs: Im Januar 1957 eröffneten Anna und Gerhard Kramer–Eichin das „Historische Gasthaus zur Weserei“. In nur wenigen Jahren entwickelte es sich zu einem anerkannten Feinschmeckerrestaurant weit über Kanderns Grenzen hinaus. Im März 1987 konnte das neu errichtete Hotel in Betrieb genommen werden.

Im Jahr 1991 schließlich übernahm Sohn Ullrich mit seiner Frau Renate die Leitung des Gasthauses, das mit hoher gastronomischer Qualität geführt wird.

Die Gasthaustradition des historischen Gebäudes reicht aber noch viel weiter zurück, wie auf der Internetseite der Weserei nachzulesen ist. Denn dort befand sich einst die Markgräfliche Bergwerksverwaltung (Verweser-Verwalter). Die Verweserei war der Sitz des vom Markgrafen eingesetzten Verwalters, der für das Kanderner Eisenwerk die Verantwortung trug.

„Es ist auch überliefert, dass die im Bergwerk beschäftigten Arbeiter und die teilweise von weit her angereisten Köhler, Erzgräber und Erzfuhrleute auf dem Gelände der Verwaltung verköstigt wurden.“ Dadurch sei das heutige Gasthaus bereits vor mehr als 300 Jahren als eine Art Kantine für die Bewirtung genutzt worden und diente zudem auch als Unterkunft für die von auswärts angereisten Beschäftigten.

„Im Jahr 1877 übernahmen die Urahnen des heutigen Wirts das Anwesen und machten es zu einem echten Gastronomiebetrieb, wo man bis ins Jahr 1916 auch noch eigenes Bier braute.“

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