Kandern Wo Hitchcock den „Lion King“ trifft

Adrian Steineck

Hobby: Dominik Wölffel hat sich in Tannenkirch-Gupf ein Heimkino eingerichtet / Mit 14 fing es an

Kandern-Tannenkirch - Die Horrorfilm-Figur Freddy Krueger aus der „Nightmare on Elm Street“-Reihe steht neben einer Oscar-Statuette in der Vitrine. Von den Wänden grüßen die Filmplakate von Steven Spielbergs „Der Weiße Hai“ und von der letztjährigen Disney-Neuverfilmung von „Der König der Löwen“: Willkommen im Heimkino von Dominik Wölffel.

Wo vorher ein Saunakeller war, da schaut Wölffel heute auf einer 100-Zoll-Leinwand seine Lieblingsfilme an. „Das ist abends mein Rückzugsort, wenn die Kinder im Bett sind“, sagt er augenzwinkernd. Was nicht heißen soll, dass der Familie der Zutritt ins „Allerheiligste“ verwehrt bleibt: „Wir waren auch schon zu viert hier unten und haben uns Disney-Filme angeschaut“, sagt Wölffel und ist zugleich froh darüber, dass seine Frau das Hobby mit (er)trägt.

Doch der Reihe nach: Die Idee, ein Heimkino in seinem Haus in Tannenkirch-Gupf einzurichten, beschäftigte den 33-Jährigen, der von Beruf Maler und Lackierer ist, schon einige Jahre.

„Das Schwierigste war die Planung“, erinnert er sich. So sollte der Raum schallabsorbierend eingerichtet sein, damit er die Lautstärke etwa bei Konzertfilmen aufdrehen kann, ohne dass es die Familie oder den Nachbarn stört. „Überhaupt war die Akustik mit das Wichtigste, denn es sollte nichts dröhnen oder hallen“, legt Wölffel dar. Auch sollte der Klang von jedem Sitz aus gleich gut sein, was sich bei sechs Kinositzen laut Wölffel leichter bewerkstelligen lässt als bei einem großen Kinosaal mit mehreren hundert Plätzen.

Leidenschaft früh geweckt

Dass an der Tür zu Wölffels Heimkino der Name „Overlook Cinema“ prangt, kommt nicht von ungefähr: Das Overlook-Hotel in den verschneiten Bergen von Colorado ist der Ort, an dem Jack Torrance (Jack Nicholson) in Stanley Kubricks Horrorklassiker „Shining“ (1980) als Hausmeister für die Winterpause engagiert wird.

Dass in der Stephen-King-Verfilmung des Meisterregisseurs Kubrick einiges schief geht und Torrance schließlich von Wahnvorstellungen geplagt auf seine Familie losgeht, beeindruckte Wölffel als Heranwachsenden derart, dass die Filmleidenschaft in ihm geweckt war.

Los ging es dann mit einem Röhrenfernseher, den er als 14-Jähriger bekam und prompt auseinanderbaute sowie mit zusätzlichen Lautsprechern verkabelte. „Ich habe immer gebastelt und war damit vollauf zufrieden, denn Taschengeld gab es damals nicht“, erinnert sich der heute 33-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung schmunzelnd. Als er sich Jahre später den ersten Plasmafernseher leisten konnte, wurde die Leidenschaft für die Technik und das Thema Film nur noch weiter angefacht.

Die Filmsammlung wächst

Zu den Lieblingsgenres des 33-Jährigen gehören nach wie vor Psychothriller und Horrorfilme. Seine Sammlung von knapp 700 DVDs und Blu-Rays – Tendenz: steigend – umfasst Klassiker wie Alfred Hitchcocks „Psycho“ (1960) oder George A. Romeros Zombie-Streifen „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968).

Aber auch für andere Genres kann er sich begeistern. Die Freddie-Mercury-Filmbiografie „Bohemian Rhapsody“ (2018) etwa hat ihn schwer beeindruckt: „Der zählt jetzt schon zu meinen Lieblingsfilmen.“ Entsprechend hat er ihn sich auch schon in voller Lautstärke in seinem Heimkino angeschaut.

Ideen gehen ihm nicht aus

Dass die Bild- und Tonqualität dabei „jedem Kinosaal Konkurrenz machen“, wie Wölffel mit dem Stolz des Bastlers sagt, dafür sorgen neben einem entsprechenden Projektor auch die Lautsprecher, die Wölffel teilweise auch unter der Leinwand versteckt angebracht hat. Hinzu kommen technische Spielereien wie etwa die Möglichkeit, einen Gong ertönen zu lassen, sobald der Film losgeht, oder akustisch ein Gewitter zu simulieren.

Und die Ideen gehen Wölffel nicht aus. „Als nächstes würde ich gerne 4D-Sitze einbauen, die synchron zum Filmgeschehen rütteln, sowie weitere Lautsprecher“, sagt der Filmliebhaber zu seinen weiteren Vorhaben.

Dass diese Leidenschaft so wie jedes Hobby auch kostet, versteht sich von selbst. So hat Wölffel über Jahre hinweg etwa 15 000 bis 20 000 Euro in seinen Traum vom Heimkino investiert, inklusive Popcornmaschine und stilechter Ausstattung des Vorraums mit Filmplakaten und Utensilien. „Es gibt auch noch teurere Heimkinos“, weiß Wölffel, der über Internetforen mit anderen Kinobegeisterten in Kontakt steht.

Für die Zeit nach der Corona-Krise plant er bereits, sich Freunde einzuladen und mit diesen etwa einen „Halloween“-Filmabend zu machen – stilechte Gewitter-Geräuschkulisse inklusive.

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