Kandertal Das GVV-Schiff sucht sich eigenen Weg

Markus Adler
Dominik Kiesewetter und Andrea Thiel begegnen dem Fachkräftemangel mit kreativen Ideen. Foto: Markus Adler

Die Besetzung offener Stellen ist heute für Verwaltungen wie den Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Vorderes Kandertal eine große Herausforderung geworden. Die Verantwortlichen bleiben positiv und suchen sich passgenaue Lösungen für ihren Bedarf.

265 Mitarbeiter zählt der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Vorderes Kandertal mit Sitz in Binzen. Verbandsgeschäftsführer Dominik Kiesewetter und Personalleiterin Andrea Thiel können ein Lied davon singen, wie schwierig es gerade in Mangelberufen geworden ist, offene Stellen zu besetzen.

„Wir versuchen kreative Lösungen zu finden und flexibel zu reagieren“, berichten die Beiden im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aus unserer Sicht müssen sich die Arbeitgeber auf den Markt einstellen und mehr Teilzeitlösungen oder Home-Office-Zeit anbieten.

Weiche Faktoren sind wichtiger als das Gehalt

Nach unseren Erfahrungen entscheidet nicht prinzipiell das Gehalt über Erfolg oder Misserfolg eines Bewerbungsgesprächs, sondern die sogenannten ,weichen Faktoren’ “. Eine Stelle im Rechnungsamt wurde ausgeschrieben. Sie konnte mangels Interesse zunächst nicht besetzt werden, bis sie am Ende völlig neu zugeschnitten wurde und erfolgreich geteilt wurde.

Ab 1. September hat der GVV ein weiteres Mosaikstein in der Strategie umgesetzt, denn wie bei der Verbandsversammlung im Februar 2023 vorgestellt, hat mit Stefanie Feix die erste Auszubildende zur Verwaltungsfachwirtin im Binzener Rathaus angefangen. Sie hat sich bewusst nach einem Studium für die Ausbildung entschieden und wird in den kommenden zwei Jahren in allen Gemeinden im GVV eine kurze Station einlegen. „Die Rahmenbedingungen auf den Bewerbermärkten haben sich grundlegend geändert“, erläutert Kiesewetter, der mit dem Thema Personalgewinnung und Ausbildung bereits beim Landratsamt Lörrach befasst war.

Fachkräfte bedarfsgerecht selbst ausbilden

„Wir bekommen heute zwar nicht mehr die quantitativ hohe Zahl an Bewerbungen, aber wir haben uns bewusst dafür entschieden, selbst auszubilden und können so Fachkräfte gewinnen, die auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten werden können“, sagt Kiesewetter. Die zentrale Personalbewirtschaftung im GVV Vorderes Kandertal ist noch nicht alt, erst seit Anfang 2023 wird das so praktiziert.

„Wir können so wichtige Synergien erzielen, denn gerade in kleineren Gemeinden ist es schwierig geworden, mit allen Anforderungen Schritt zu halten und das notwendige Know-How verfügbar zu haben“, so Kiesewetter. Insgesamt arbeiten mit Anerkennungspraktikanten, Bufdis und FSJ-ler 17 Auszubildende beim GVV Vorderes Kandertal.

Gemeinden bestimmen bei den Anforderungen mit

Es ist aber mitnichten so, dass der GVV den Gemeinden sagt, wie es zu machen ist, sondern es ist ein manchmal auch mühseliger Aushandelungsprozess auf der Suche nach der fachlich besten Lösung. „Unser GVV-Schiff ist klein und relativ einfach zu steuern“, erläutert Kiesewetter, der aber auch zugibt, dass es bei manchen Stellen tatsächlich schwierig ist, jemanden zu finden.

Für den Werkhof in Rümmingen wird ein Elektriker gesucht, der zum Beispiel Straßenlaternen verkabeln kann oder Aufgaben in der Gebäudeinstandhaltung übernimmt. „Der Markt gibt das aktuell nicht her, vielleicht spielt auch die Nähe zur Schweiz eine Rolle, und auch vom Geld können wir keine vergleichbaren Bedingungen bieten“, wissen die Verantwortlichen.

Bei der EDV zum Beispiel setzt der GVV auf das Zusammenspiel von jungen und erfahrenen Kräften im Team. „Wir haben einen Fachmann mit Mitte 50 eingestellt, haben einen Kollegen Mitte 40 und einen Auszubildenden, und das klappt wirklich sehr gut“, so Thiel und Kiesewetter. Eine ganz wichtige Rolle bei der Zusammenarbeit spielen auch flache Hierarchien, Führungsverhalten, Wertschätzung, Anerkennung und das gemeinsame Erleben von Erfolg.

Ein bislang noch nicht ausgeschöpftes Potenzial ist die Beschäftigung von älteren Mitarbeitern, die sich bereits im Rentenalter befinden und die aber motiviert sind, weiter zu machen. Bestes Beispiel hierzu ist Stadtplaner Stephan Kahl in Binzen sowie drei geringfügig Beschäftigte.

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