„Kapellenbach-Ost“ Grenzach-Wyhlen Trockenmauer nutzt der Natur nur wenig

Heinz Vollmar
Bei einer Begehung erläuterte BUND-Vorsitzende Irene Blaha die neue Granitmauer an der Bahnlinie im Kapellenbach-Ost. Ihre Kritik an dem Bauwerk fiel beinahe vernichtend aus. Foto: Heinz Vollmar

Der BUND Grenzach-Wyhlen geht mit einer als Ausgleichsmaßnahme für das Baugebiet Kapellenbach-Ost errichteten großen Trockenmauer hart ins Gericht. Auch die archäologischen Grabungen hätten aus ökologischer Sicht vieles zerstört.

Wie muss eine sogenannte Trockenmauer als Ausgleichsmaßnahme für Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft bei geplanten Baumaßnahmen beschaffen sein, um tatsächlich als Trockenmauer mit Biotopcharakter zu gelten? Wie steht es diesbezüglich um zu vergebende Ökopunkte?

„Keine echte Trockenmauer“

Diese Frage kam am Samstag bei einer Begehung des BUND-Ortsverbandes im Baugebiet Kapellenbach-Ost in Wyhlen auf. Dort ist entlang der Bahnlinie bereits eine lange Trockenmauer errichtet worden. Für diese seien der Gemeinde Grenzach-Wyhlen auch Ökopunkte zugesprochen worden, wie Irene Blaha ausführte. Die Vorsitzende des BUND-Ortsverbands erläuterte vor Ort, dass es sich bei den bereits gebauten Trockenmauern ausschließlich um mit Baggern aufgebaute drei- bis vierlagige Kalksteine handle. Dies habe mit Trockenmauern im eigentlich angedachten Sinne nur wenig gemein, wie Blaha sagte. Denn eine klassische Trockenmauer bestehe aus unregelmäßig behauenen Steinen, die von Menschen bewegt werden könnten.

In der nun vorhandenen Mauer am Kapellenbach-Ost gebe es im Unterschied zu einer klassischen Trockenmauer unter anderem erheblich weniger Fugen. Diese seien zudem deutlich größer und breiter. Damit bieten sie laut Blaha weniger Schutz für Reptilien.

Die BUND-Vorsitzende verwies ferner auf eine Hinterfüllung der Mauern mit ortsfremdem Granitschotter. Bei einer Trockenmauer klassischer Lesart gebe es dies nur am Fuß des Bauwerks. Stattdessen müsste eine Erdüberdeckung bis zur Mauerkrone vorhanden sein, um die Hitzeentwicklung im Sommer deutlich zu reduzieren, wie Blaha sagte. Die mächtige Mauer am Kapellenbach-Ost erfüllt aus ihrer Sicht mehr statische Zwecke zur Verkleinerung des Lärmschutzwalls. Ansonsten habe sie nur eine begrenzte ökologische Wirksamkeit – gerade mit Blick auf die Förderung der Mauereidechsen.

Diese fänden allerdings im angrenzenden Bahnschotterkörper ohnehin schon einen großen Lebensraum vor. Bemängelt wurde auch der zementierte Mauerfuß der „Trockenmauer“, welcher so ausgestaltet sein müsste, um auch das Hangwasser im Fußbereich der Mauer abzuleiten. Die BUND-Vorsitzende reklamierte bei der Begehung aufgrund all dieser Feststellungen die eingesetzten Ökopunkte für den Bau der Trockenmauer. Diese müssten nach Ansicht von Experten reduziert werden, da die ökologische Wirksamkeit der Mauer in dieser Form so einfach nicht in gewünschtem Maße gegeben sei. Weitere Ausgleichsmaßnahmen für das Baugebiet Kapellenbach-Ost seien daher unumgänglich, sagte Blaha. Schließlich gehe es auch um die Wiesen, die im Kapellenbach-Ost durch die bevorstehenden Baumaßnahmen beeinträchtigt würden.

„Grabungen schaden Boden“

Kritisch bemerkt wurden von Irene und Jürgen Blaha (stellvertretender Vorsitzender) bei der Begehung außerdem die Umwälzungen des Erdreichs aufgrund von archäologischen Grabungen. Das gesamte Ökosystem des Bodens sei dadurch kaputtgemacht worden und würde sich erst nach Generationen wieder regenerieren, klagte das Grenzach-Wyhlener BUND-Führungsduo. Daran würde auch das erneute Zuschieben des abgeräumten Erdreichs nichts ändern.

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