Bislang nur aus technischer Neugier. Wir werden keinen technischen Fortschritt aufhalten. Wichtig ist vor allem seit den Zeiten des Internets, sich nicht manipulieren lassen zu wollen und deshalb technische Zusammenhänge zumindest in Ansätzen zu verstehen. Und sie als Werkzeug zu nutzen, dann können sie auch viel Segen bringen.
Welche Möglichkeiten sehen Sie im Einsatz von KI?
Wie bei vielen rechnerischen Entwicklungen lässt sie sich in vielen Bereichen einsetzen. Sie bestimmt unseren Alltag längst mit, ein Beispiel ist die personalisierte Werbung, die wir aufs Handy bekommen. Damit geht immer die Frage einher: Wie stark lässt Du Dich beeinflussen? Oder abstrakt: Wie sehr dient der Einsatz von KI einem sozialen, demokratisch gesteuerten und gerechten Fortschritt und wie stark beflügelt er nur die Interessen weniger Profiteure oder politischer Interessen zur Beeinflussung von Wahl- oder Konsumverhalten.
Müssen wir sie auch fürchten?
Einige Dystopien, also Horror-Szenarien, oder frühe Science-Fiction-Romane beschreiben Ängste vor kalten Maschinen, die eines Tages eine Art autonome Steuerung über die menschlichen Geschicke zu übernehmen scheinen. Letztlich ist es immer der Mensch, der die Nutzung steuert und durch entsprechende Programmierung Super-Data-Zentren erschaffen kann. Weit gediehen ist die Anwendung von KI beispielsweise bei Drohnen, die im Krieg eingesetzt werden. Da kommt ein hochdifferenziertes Interaktionsmodell zum Zuge.
Welche Positionen sind unter den Podiumsteilnehmern vertreten?
Das werden wir dann bei der Diskussion sehen (lacht). Die Kunsthistorikerin Isabel Balzer vom Kunstverein ist sowohl kuratorisch als Galeristin als auch künstlerisch aktiv. Ich bin gespannt auf ihre Sicht. Der promovierte Publizist Matthias Zehnder aus Basel beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit der Digitalisierung und ihren Folgen. Er versachlicht das Thema, wie wir schon bei seinem Vortrag hören konnten. Die Künstlerin Ana Vujic gehört zu den immerhin 300 von 900 Bewerbern für die „Regionale“, die nicht von einer KI ausgewählt werden wollten. Auch auf dem Podium sitzen wird der promovierte DATA-Scientist Timo Kropp, der das Programm für die Kuratorinnen-KI entwickelt hat und dies anschaulich in seinem Vortrag am kommenden Sonntag im Stapflehus darlegen wird. Mit Katharina Rüll ist auch eine der in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen dabei. Ausstellungsleiter Patrick Luetzelschwab wird sicher seine Erfahrungen mit der „Kuratorin“ schildern.
Worauf freuen Sie sich?
Ich bin gespannt, welche Punkte zu Kontroversen führen und wo es Übereinstimmung geben wird. Auf jeden Fall sind das gesamte Projekt, aber besonders die Podiumsdiskussion, ein wichtiger Beitrag, um das Thema besser verstehen und einordnen zu können.
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Die Podiumsdiskussion
Ausstellung „Grenzen“; Podiumsgespräch KI und menschliche Kreativität: Ein Spannungsverhältnis?“; Donnerstag, 16. Januar, 19 bis 21 Uhr, Haus der Volksbildung Weil am Rhein
Zur Person
Tonio Passlick, geboren 1955, ist freier Journalist, Musiker, Moderator und Rezitator. Er war 34 Jahre lang Kulturamtsleiter der Stadt Weil am Rhein, sechs Jahre Redakteur bei einer Tageszeitung und tritt regelmäßig mit verschiedenen professionellen Ensembles zwischen Barockmusik und Jazz-Rock auf. Er wohnt mit seiner Familie in Weil am Rhein.