Kinder Zehn Jahre „Grundschule gemeinsam“: lernen, verstehen, wachsen

Regine Ounas-Kräusel
Tag der offenen Tür bei der inklusiven „Grundschule gemeinsam“, die ihr zehnjähriges Bestehen feiert: Schulkinder zeigten beim Tag der offenen Tür ihr Stück „Hasensuperpower“. Foto: Regine Ounas-Kräuse

Seit zehn Jahren unterrichtet die „Grundschule gemeinsam“ Kinder inklusiv. Am Wochenende feierte die Schule diesen Anlass mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür.

„Es ist normal, verschieden zu sein“ stand auf den blauen Shirts der Kinder aus dem Schulchor. Am Tag der offenen Tür sangen die jungen Sänger auf der Bühne im Schulhof von Gemeinschaft und Spaß und warfen dabei fröhlich die Arme in die Luft. Andere Kinder zeigten im Theaterstück „Hasensuperpower“ die Abenteuer der unternehmungslustigen Tiere: Einige Hasen fanden duftende Kräuter wie Lavendel und ließen die anderen daran schnuppern. Sie turnten und tanzten gemeinsam. Bei einem fetzigen Rap klatschten die Eltern, Geschwister, Freunde und alle anderen Besucher gut gelaunt mit.

Im Herbst 2013 startete die Karl-Rolfus-Schule (KRS) Herten, ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum für Kinder mit geistigen und körperlich-motorischen Beeinträchtigungen, mit der Freien evangelische Schule Lörrach (FES) die „Grundschule gemeinsam“.

Die Praxis im Schulalltag

In den Inklusionsklassen lernen jeweils 15 Kinder der FES und sechs Kinder der KRS gemeinsam. Jeweils eine Grundschul- und eine Sonderschullehrerin unterrichten eine Klasse. Eine Schulassistentin und bei Bedarf eine Fachlehrkraft für körperbehinderte Kinder unterstützen sie.

Die „Grundschule gemeinsam“ ist in der Außenstelle Lörrach der Karl-Rolfus-Schule an der Wallbrunnstraße untergebracht. Die Schulräume bieten genügend Platz für den inklusiven Unterricht: Zu jedem Klassenzimmer gehört ein Nebenraum, in dem die Lehrkräfte mit Kleingruppen oder einzelnen Kindern Lernstoff üben und vertiefen können. Die KRS wird komplett vom Land finanziert, die FES nur teilweise, weswegen die Familien der FES-Kinder Schulgeld zahlen.

Das Fest

Beim Tag der offenen Tür schauten Besucher in die Klassenräume, genossen Snacks und Kuchen aus der Mensa der Ganztagsschule oder nahmen Spiel-, Bastel- und Mitmachangebote wahr. Bunt sah es in den Klassenräumen aus. Farbige Karten zeigten den Tagesablauf an, der mit einem Morgenkreis beginnt. Andere Karten zeigten die Buchstaben und dazu passende Gebärden. Man spreche die Kinder mit allen Sinnen an, denn jedes Kind lerne anders, erzählte eine Klassenlehrerin: Die Erstklässler schreiben die Buchstaben, fahren sie mit dem Finger nach, formen sie mit Knet oder üben sie mit Hilfe von Gebärden.

Der Unterricht

So viel Unterricht wie möglich finde gemeinsam statt, soviel wie nötig nach Förderbedarf getrennt, schilderte Simone Hehl, Leiterin der KRS. Gemeinsam erlebten die Kinder den Kunst-, Musik- und Sachkundeunterricht, bei dem es zum Beispiel um gesunde Ernährung geht, teilweise auch Deutsch und Mathematik.

Simone Hehl widersprach der Befürchtung, dass Regelschüler in Inklusionsklassen zu wenig lernen: Studien und auch die Erfahrungen der „Grundschule gemeinsam“ widerlegten dies.

Die Sicht der Schüler

Als schönsten Erfolg nannten die Leiterinnen der „Grundschule gemeinsam“ Sonja Benz-Peiszan und Judith Pantli, dass es für die Kinder ihrer Schule tatsächlich normal sei, verschieden zu sein. Wenn ein Kind sich etwa nur mittels iPad verständigen könne, fragten die Mitschüler durchaus nach, warum es nicht spreche. Aber sobald man ihnen das erklärt habe, akzeptierten sie das betroffene Kind wie es ist. Pantli erzählte von Schülern mit und ohne Handicap, die Freundschaft schließen und sich auch Jahre nach der Grundschule noch in ihrer Freizeit treffen.

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