Kirche im Wandel Angelika Walliser aus Haltingen übernimmt Verantwortung

Beatrice Ehrlich
Sie hat in der Kirche Schlüsselgewalt und engagiert sich auch übergemeindlich: Angelika Walliser. Foto: Beatrice Ehrlich

Die neue Vorsitzende der evangelischen Bezirksynode gibt Einblick, was dieses Amt an Aufgaben mit sich bringt und was ihr an der kirchlichen Arbeit gefällt.

Aus ihrem Glauben heraus Verantwortung zu übernehmen, das war der Grund von Angelika Walliser, dieses verantwortungsvolle Amt zu übernehmen. Die Bezirkssynode – das ist gewissermaßen das Parlament des Kirchenbezirks Markgräflerland als einem von 24 Bezirken innerhalb der badischen Landeskirche. Angelika Walliser obliegt es in den kommenden sechs Jahren, jeweils zwei Sitzungen jährlich mit etwa 120 Teilnehmern zu organisieren. Darauf freue sie sich, sagt sie.

Neben den vorgegebenen Aufgaben dieses Gremiums – dem Beschluss des Haushaltsplans, der Wahl des Dekans und des Schuldekans, der Entsendung von Vertretern in die Landessynode und vielem mehr – steht dabei jeweils auch ein übergeordnetes Thema im Mittelpunkt, dass geplant und vorbereitet sein will. Nach dem Willen Wallisers soll bei nächsten Zusammenkunft im Frühjahr das Thema Ehrenamt im Mittelpunkt stehen.

Immer schon der Kirche nah

Ihre „Karriere“ im kirchlichen Ehrenamt zieht sich fast durch ihr ganzes Leben. Seit 18 Jahren engagiert sich die Haltingerin im Kirchengemeinderat ihrer Gemeinde, im zwölften Jahr ist sie nun dessen Vorsitzende. Die Kirche war der 57-Jährigen immer nah, von Kindesbeinen an: Sie besuchte den Kindergottesdienst und die Jungschar. Sie war Mitglied im Jugendkreis und übernahm später selbst die Leitung einer Jungschargruppe.

Als ihre fünf Kinder noch klein waren, engagierte sie sich im Kindergottesdienst und wuchs darüber immer mehr auch in organisatorische Aufgaben hinein. „So, jetzt ist es Zeit“, dachte sie sich eines Tages und ließ sich in den Kirchengemeinderat wählen, dem sie seither angehört. Menschen zu begleiten, Menschen die Möglichkeit zu geben sich zu begegnen, betrachtet sie dabei als ihre ureigensten Aufgaben.

Schwerpunkt Finanzen

„Das ist eine Arbeit, bei der man wirklich etwas bewirken kann“, ist sie überzeugt. Ein Schwerpunkt der studierten Diplom-Finanzwirtin sind seit jeher die Finanzen. Sie gehört dem Finanzausschuss der Synode an. Der verantwortungsvolle Umgang mit den der Gemeindeleitung anvertrauten Geldern ist ihr wichtig. „Das ist kein Füllhorn, das man ausschütten kann.“

Kein Gebäude muss aufgegeben werden

Ein großes Glück sei, dass die Kirchengemeinde in Haltingen keines ihrer Gebäude aufgeben müsse, sagt sie mit Blick auf die räumliche Umstrukturierung, die zur Zeit in der Kirche im Gang ist. Kirche und Pfarrhaus gehören dem Land Baden-Württemberg, und das Gemeindehaus aus den 1960er-Jahren sei so gut belegt, dass seine Existenz von den kirchlichen Entscheidungsträgern nicht in Frage gestellt werde. Das Haus sei jeden Tag belegt. Neben kirchlichen Gruppen und den Scouts des CVJM treffen sich dort auch der Gesangverein, die Rheuma-Liga, eine Yoga-Gruppe und viele andere.

Herausforderndes Ehrenamt

Ihrer herausfordernden Aufgabe in der Kirche geht Walliser neben ihrer Berufstätigkeit in Vollzeit als Berufs- und Studienberaterin für junge Menschen bei der Arbeitsagentur Lörrach nach. „Die Stunden kriege ich gar nicht zusammen“, lacht sie, nach dem zeitlichen Aufwand ihres Ehrenamts gefragt. Glücklicherweise sind in Haltingen die Wege nah, und sie weiß sich von einem großen Kreis weiterer Engagierter getragen.

Eine Kerze anzünden, zur Ruhe kommen

Gerade jetzt im Advent würde sie sich aber auch wünschen, mehr zur Ruhe kommen zu können. Eine Kerze anzünden, die Füße auf den Boden stellen und durchatmen, so finde sie trotz allem Ruhezeiten – auch in der mit Terminen und Weihnachtsfeiern gefüllten Vorweihnachtszeit. Licht, Wärme und Geborgenheit: das ist für sie der Advent, mit Kindern, aber auch allen anderen. „Dass man sich trifft und die Gemeinschaft pflegt, wie bei einer Weihnachtsfeier, ist für mich etwas Schönes“, betont sie.

Menschen suchen Antworten

Die Zukunft der Kirche sieht Walliser trotz sinkender Mitgliederzahlen optimistisch. Auch in Haltingen, das wie Weil und die umliegenden Orte zum neu geschaffenen kirchlichen Kooperationsraum Dreiland gehört, ist die Zahl der Gemeindeglieder zuletzt unter 2000 gerutscht. Sie sehe dennoch, dass bei vielen der Wunsch vorhanden sei, sich der Kirche wieder zu nähern. Themen wie Leid, Schuld und Tod würden die Menschen immer beschäftigen. „Als Christen brauchen wir vor Fragen danach keine Angst zu haben.“

Neue Wege einschlagen

Dass in Haltingen an Weihnachten gleich zweimal 200 Personen zum Gottesdienst mit Krippenspiel kommen, stimmt die Haltingerin froh. „Ich habe große Hoffnung, dass da mehr dahintersteckt“, sagt sie. Sie sieht aber auch die Notwendigkeit, dass die Kirche neue Wege einschlagen und aktiv auf Menschen zugehen muss, um ihre frohe Botschaft weiter verkünden zu können.

 

 

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