Klassik@5-Konzert Einige Konzert-Raritäten erklingen

Jürgen Scharf
Traten als Duo Timbre unter dem Konzertmotto „Lass Schönheit erwachen!“ auf: die Sopranistin Susanne Wessel und die Pianistin Monika Zauter. Foto: Jürgen Scharf

Das letzte Saisonkonzert von „Klassik @5“ in Steinen mit dem Duo Timbre war ambitioniert, nicht zuletzt, weil das Programm kurzfristig geändert werden musste.

Sie blühen gerade wieder, die Magnolien. Auch das Klavierstück mit dem Titel „Magnolias“ des kanadisch-afroamerikanischen Komponisten und Pianisten Robert Nathaniel Dett ist inspiriert von der Pracht der duftenden rosa-weißen Blüten dieser Ziergehölze. Die stimmungsvolle Impression, der ein paar Zeilen über die Schönheit der Magnolienblüten vorangestellt sind, trug die Pianistin Monika Zauter beim jüngsten „Klassik @5“-Konzert am Flügel vor.

Die Lehrerin, die an der Musikschule Mittleres Wiesental in Steinen und Schopfheim unterrichtet, spielte das Solostück als Auflockerung zwischen englischsprachigen Liedern, wobei sie versuchte, den „Duft“ der Musik in nostalgisch-romantische Klänge zu übersetzen.

Leicht veränderte Form

Zusammen mit der lyrischen Sopranistin Susanne Wessel bildet sie das Duo Timbre, das eigentlich als Trio Timbre zwischen Kaffeestunde und „Tatort“ in der Meret-Oppenheim-Aula hätte auftreten sollen. Doch der Dritte im Bunde, Musikschulleiter Ingo Ganter, Trompeter und Alphornist, musste wegen Erkrankung kurzfristig absagen. Um das Konzert nicht ausfallen zu lassen, haben die beiden Musikerinnen das Programm in eine leicht veränderte Form gebracht.

Es waren einige Konzertraritäten darunter, besonders Lieder wie „She Walks in Beauty“ des amerikanischen Trompeters und Komponisten Stanley Friedman auf ein Gedicht von Lord Byron.

Eigentlich ist das Stück für Sopran und gemischtes Ensemble geschrieben, in der aparten Besetzung mit Perkussion, Harfe und Trompete, aber es existiert auch eine Reduktion für Sopran und Klavier mit Trompete „ad libitum“ (nach Belieben).

Fern jeder Konvention

Hier hätte Ingo Ganter seinen Einsatz gehabt, und wie man hörte, haben die Proben des Stücks den Beteiligten viel Freude gemacht. Nun erklang es in Duo-Besetzung, aber das war auch interessant, denn es ist Musik fern jeder Konvention, ebenso wie die folgenden vier Lieder aus den „Songs of Travel“ des britischen Sinfonikers und Erneuerers des englischen Liedes, Ralph Vaughan Williams, auf Gedichte von Robert Louis Stevenson.

Die englische Perspektive

Darin geht es um eine Lebensreise, um Aufbruch und Erinnerung, um innere Reisebilder der Seele. Die Vertonungen sind die englische Perspektive auf das Wanderermotiv, den Reisenden, wie man ihn aus der Schubertschen „Winterreise“ kennt. Vor allem das erste Lied des neunteiligen Zyklus („The Vagabond“) über einen Menschen, der kein Zuhause hat und viel unterwegs ist, erinnert an Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“.

Das letzte der vier vom Duo vorgetragenen Klangbeispiele, „Let Beauty Awake“, spricht für sich selber und gab das Konzertmotto vor: „Lass Schönheit erwachen“. Die Liedreise machte auch Halt bei der deutschen Romantik, dem Liederzyklus „Dichterliebe“ von Robert Schumann, im Hochzeitsjahr mit Clara geschrieben. Sechs Stücke daraus trug Susanne Wessel verinnerlicht mit zartem Sopranton und berührender Stimme vor: ein schön gewundener Schumann-Kranz, von „Im wunderschönen Monat Mai“ bis „Ich grolle nicht“.

Seelengemälde

Man vermisste hier keine virile Baritonstimme oder einen strahlenden Tenor bei diesen Heine-Vertonungen mit einigem Leidensüberschuss über Tränen und Seelentiefe. Auch ein lyrischer Sopran kann die Herz-Schmerz-Situation darstellen und Susanne Wessel machte keine dramatischen, sondern geschmackvolle Seelengemälde daraus, denen man allenfalls noch mehr Farbe und Nuancen hätte abgewinnen können.

Monika Zauter war der Sängerin bei diesem Rezital eine aufmerksame Mitgestalterin am Klavier.

Im Herbst geht es weiter

Zwei Mal erklang auch Johann Sebastian Bach, in einem Präludium aus der ersten Partita als Klaviersolo, dann als Zugabe des Duos der Choral „Jesu bleibet meine Freude“. Das war die letzte Konzertperle in dieser Saison, zumindest für dieses Frühjahr; im Herbst wird die Reihe fortgesetzt. Im Sommer geht wieder das Festival-Open Air mit Konzerten am Pool im Freibad Steinen über die Bühne.

www.kunstundkultur-steinen.de

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