Kleines Wiesental Als es noch keine Waschmaschine gab

Markgräfler Tagblatt
„Luise die Wäscherin“ berichtete detailgenau über die Unterkleidung von früher. Foto: Gudrun Gehr Foto: Markgräfler Tagblatt

„Luise die Wäscherin“ zu Gast beim gemütlichen Treff im evangelischen Gemeindehaus in Tegernau

Von Gudrun Gehr

Die Veranstaltung der evangelischen Kirchengemeinde machte der versprochenen Gemütlichkeit alle Ehre. Kurzweil, Austausch und Unterhaltung standen im Vordergrund des gut besuchten Treffs mit Kaffee und Kuchen.

Kleines Wiesental-Tegernau. Das Treffen ist seit Jahren eine feste Institution im Terminkalender der Gemeinde und konfessionell ungebunden. Es kann auf eine lange Reihe interessanter Referenten, von Informationen über den Notrufknopf des Roten Kreuzes bis zum Gesundheitsvortrag einer Optikerin und Besuche von Kindergärten oder Grundschülern zurückgeblickt werden.

Die Besucher des Treffs nehmen auch an unterhaltsamen herbstlichen Fahrten zu Straußenwirtschaften oder an Frühlingsfahrten teil. Für die Nachmittage, in der Regel jeden ersten Dienstag im Monat, ist auch ein Bustransfer in die Heimatorte des Kleinen Wiesentals organisiert.

Federführend mit ihrem Team von Helferinnen organisierte Gudrun Leibfarth-Paul auch am Dienstag den Treff mit herbstlicher Dekoration des Gemeindesaales. Sie begrüßte die Gäste mit einer kurzen Vorstellung des Lebens und Wirkens des heiligen Martin.

Dass dieser auch als Schutzpatron für Gastwirte zuständig ist, war wohl den wenigsten Besuchern bekannt. Gemeinsam wurde der Kanon „Danket dem Herrn“ angestimmt. Als Höhepunkt der Veranstaltung war Monika Luise Haller alias „Luise die Wäscherin“ eingeladen, bekannt in Lörrach, Schopfheim oder Kandern mit ihren unterhaltsamen Stadtführungen unter verschiedenen Mottos, wie „Hafner Luis“ oder „Stadtführung ohne Stadt“. In höchst amüsanter Weise berichtete „Luise“ mit ihren Wäsche-Accessoires der vergangenen Jahrhunderte über die Schwerstarbeit des Wäschewaschens in Zeiten vor der segensreichen Waschmaschine. Wie fern schienen diese Zeiten zu sein, aber viele der Anwesenden konnten sich noch gut an die entsprechende Mühsal erinnern.

Luise verwob historische Geschichte mit ihrer eindrucksvollen Familiengeschichte zu einem Ausflug in vergangene Zeiten. Wirkungsvoll schilderte Luise die Reihenfolge der Arbeit mit dem Einweichen der Wäsche in Buchenholzasche oder Seifenflocken, das Stampfen der Wäsche mit einem „Wäscheblitz“ oder das arbeitsintensive Auswringen. Wie gut frischgewaschene Wäsche im Winter auf der Wäscheleine duftete, daran konnte sich Luise bestens erinnern. Und wie spannend es war, als Kinder mit der eingefrorenen Unterhose des Großvaters an der Wäscheleine zu spielen. Das amüsierte Publikum zog die Vorstellung der Unterwäsche von Frauen und Männern des vergangenen Jahrhunderts vollends in den Bann.

So zeigte Luise eine „Spalentorhose“, im Volksmund auch „Brunzhose“ genannt, in verschiedenen Ausführungen vor. Eine Weiterentwicklung war die „Leib- und Seele-Hose“ mit hinterer Klappe, gefolgt vom „Body“ mit Spitzli und der „Beinli-Hose“. Bei den Leibchen mit Strapsen bot es sich in kalten Wintern an, die „plutten“ Oberschenkel mit Melkfett zur Isolierung einzuschmieren. Gut angezogene Herren trugen damals „Vatermörder“, steife Kragen und Doppelmanschetten an den Ärmeln des Sakkos.

Wie sorgsam damals mit Bettwäsche umgegangen wurde, zeigte ein sorgfältig geflicktes Leinentuch, in der Mitte wegen des dünnen durchgelegenen Stoffes aufgetrennt und seitenverkehrt wieder zusammengenäht. Wohlhabende Haushalte empfingen für diese Arbeit Weißnäherinnen, die „auf die Stör“ gingen, und ihre Arbeit von Haus zu Haus anboten. Anschaulich beschrieb Luise das samstägliche Bad der Familie, alle in einem Badewasser der Zinkwanne, wobei Luise als Jüngste zuletzt einsteigen musste. Für ihre Darstellungen und das Erwecken von lebhaften Erinnerungen erhielt Luise großen Beifall des Publikums.

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