Kleines Wiesental Artisten in der Freiluft-Manege

Jürgen Scharf

Zirkus Fahraway: Zirzensisch-poetisches Programm mit industrieller Anmutung

Kleines Wiesental-Tegernau   Zirkus Fahraway mit Ballett: Anmutige Tänzerinnen im Tutu und graziöse Pirouetten? Fehlanzeige. Diese „Balletttruppe“ scheint zum Auftritt beim Sommerprogramm im Kulturraum Rosenhof geradewegs von einem Baumarkt zu kommen.

50 Holzpaletten packen sie auf einem langen Laufsteg aus, türmen sie auf und bringen sie gezielt wieder zum Einsturz. Die Paletten dienen diesem ungewöhnlichen Zirkus zu artistischen Sensationen.

Im weitläufigen Garten des Rosenhofs steht am Wochenende ein großer roter Transporter mit der Aufschrift „Zirkusspektakel“.  Wenn sich die Laderampe öffnet, hängt einer der Artisten bäuchlings an der Rampe. Nacheinander kommen Zirkusleute aus dem Lkw mit Instrumenten, Gitarre, Kontrabass, Trommel. Aber nicht alle. Die anderen liegen übereinander gestapelt in den Kisten, verknäult wie Schlangenmenschen. Erst langsam klettern sie heraus. Das ist also das Ballett mit Paletten.

Mal kein Straßentheater, wie das die Schweizer aus Baselland oft machen, sondern Freiluft-Manege im Grünen. Ein im wahrsten Sinn des Wortes „umwerfendes“ Programm. Beim Zirkus Fahraway kommt vieles zusammen: Akrobatik, Jonglage, Balancieren in luftiger Höhe am Trapez und Seiltanz, aber auch Live-Musik. Geradezu unglaublich fantasievoll: Die Musik fährt über die Bühne.

Die Paletten sind die Requisiten für dieses 80-minütige Programm der „verpackten“ Artisten. Immer mehr solcher hölzerner Gevierte kommen über die Rutsche aus dem Lastwagen, werden zu einem richtigen Parcours aufgebaut, auf dem akrobatische Kunststücke vorgeführt werden, bis die ganze Bühne voll mit Bretterverschlägen ist. Und dann: ein Schlag mit dem Vorschlaghammer und alle Paletten fallen um wie ein Kartenhaus.

Aber auch das ist nicht das Ende dieser spannenden Vorstellung. Die mobilen Elemente werden wieder gestapelt, zu zwei hohen Türmen, dann zu wunderschönen Rundbögen und werden als Klettergerüst und Trampolin benutzt – allez hopp.

Dieser alternative Zirkus zeigt die hohe Kunst, Türme zu bauen und sie wieder einzureißen. Auf den umgestürzten Holzpaletten können die gelenkigen Akrobatinnen eine Art Kung Fu mit Keulen machen, einen wahnwitzigen Rapper-Song auf der fahrbaren Bühne inszenieren, mit einer Übung an der Stange eine Hommage ans Ballett und dann wieder einen Salto vorführen oder mit dem Schwinghammer so wild hantieren, dass man unwillkürlich in Deckung geht.

Eine ganz andere Art von Zirkus

Es ist ein zirzensisch-poetisches Programm mit industrieller Anmutung, was der Zirkus Fahraway hier vorstellt. Artistik, Klamauk und Musik in einem, mit abenteuerlichen Instrumenten, Hubwagen und Werkzeugen wie Hämmer, Schlappseilen und Spanngurten.

Eine ganz andere Art von Zirkus, aber mindestens so spektakulär wie der im traditionellen Zirkuszelt und nicht weniger waghalsig als der auf dem Seil in den Lüften ohne Netz und doppelten Boden.

Zum großen Finale wird der Turmbau ganz langsam in Zeitlupe gekippt. Und da anfänglich alle eingepackt waren, müssen jetzt auch alle Akteure wieder verpackt werden - ab in die Holzkiste!

Der Garten war mit vielen Zuschauern bevölkert, darunter etliche, die diesen kreativen Wanderzirkus schon von zwei vorigen Auftritten in Schwand kannten, und die diese ungewöhnlichen Zirkuskultur mit viel Freude und Beifall aufgenommen haben.

Am Sonntagabend zog der Zirkus weiter. Zurückgelassen hat er verzauberte Besucher, die mit den pulsierenden Klängen des Zirkusorchesters im Ohr dann noch gern im Hof die zirkuseigene Crêperie aufsuchten.

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