Kleines Wiesental Cego erlebt eine Wiederbelebung

Gudrun Gehr

Cego erfreut sich steigender Beliebtheit. In Wies gibt es sogar organisierte Cego-Abende, bei denen Anfänger und Könner gemeinsam dem Kartenspiel fröhnen. Das ist gar nicht so einfach zu lernen – es gibt zahlreiche Sonderregeln.

An einigen Orten feiert das in Vergessenheit geratenen Kartenspiel Cego derzeit eine Wiederbelebung. Ein Glücksfall im Kleinen Wiesental für das im 19. Jahrhundert bei den napoleonischen Kriegen aus Spanien importierte Cego: Die Wirtschafterin der Zugenbachhütte in Wies, Rosi Stoll, ist eine routinierte Cego-Spielerin und integriert das Spiel erfolgreich in die regelmäßigen Spielabende des Vereins.

Anfänger haben Feuer gefangen

In ihrer eigenen Familie hat sie bereits mit dem Unterricht begonnen, ihre Enkelin Celine ist mit sieben Jahren bereits Expertin des Spiels, Enkel Dennis steht ihr mit seinen neun Jahren in nichts nach.

Vereinskamerad Günther Schultheiß wiederum spielt Cego von Kindesbeinen an, er hat seinen Großvater lange Zeit zum Frühschoppen in den „Hirschen“ nach Sallneck zum Kartenspiel begleitet. Zwischenzeitlich finden sich zu den Spieleabenden in der urigen Hütte bis zu 20 Personen ein. Eine Gruppe spielt Jass, eine Gruppe Rommeé, eine Gruppe besteht aus fortgeschrittenen Cego-Spielern, eine Gruppe sind Cego-Anfänger, die bereits mehrere Übungsabende absolviert und „Feuer gefangen“ haben.

Rosi Stoll und Günther Schultheiß vermitteln den Anfängern ihr Können. Das Spiel stammt aus der Tarock-Familie. Dem Umstand, dass „blind“ gespielt wird, verdankt das Spiel seinen Namen: auf spanisch heißt blind „ciego“. Der in der Mitte liegende Kartenstapel heißt denn auch „Blinder“ oder „Legagé“. Die begeisterte und resolute Kartenspielerin Rosi Stoll, die im Weiler Wambach wohnt, erzählt: „Ich war schon immer eine aktive Kartenspielerin. Gerade bei uns in Wambach wird noch öfter Cego gespielt. Insbesonders nach der Metzgete habe ich den Männern oft zugeschaut und dann auch mitgemacht.“ Sie freut sich, dass das Spiel so gut angenommen wird, und beginnt gleich mit den Details des Kartenspiels, das zu dritt oder zu viert gespielt werden kann.

Spiel mit 54 Karten und 22 Trümpfen

Es gibt 54 Spielkarten mit 22 Trümpfen, und Ziel des Spiels ist es, mit einem Stich mehr Punkte zu erzielen als die Gegenspieler zusammen. Zigfache Sonderregeln gibt es, wie den „Räuber“ (es sollten so wenig Stiche wie möglich gemacht werden ), den „Piccolo“ (nur einen Stich machen), den „Dröscher“ (nur der letzte Stich zählt) oder den „Bettel“.

Gerne wird das „Solo“ alleine gegen die Mitspieler gespielt. Spielt nun keiner, dann folgt die „Cego“- Runde. Hier wird abgewartet , wie die Mitspieler steigern. Die Spielkarten zeigen phantasievoll gestaltete Figuren, neben Herz, Karo, Pik und Schaufel den „Gstieß“, den „Gaiß“, „Mund“ oder „Bobbi“.

Übung macht den Meister, sonst ist man Bürgermeister

Rosi Stoll und Günther Schultheiß wissen, dass das Spiel nicht spontan erlernbar ist. Ohne Anlernphase bei mehrfachen Spieleabenden geht es nicht, und taktische Überlegungen fallen sowieso erst nach vielen Runden des Zuschauens an. Regional werden Regeln verschieden ausgelegt. Basis des Spiels sind die Regeln mit dem komplizierten Zusammenzählen der verschiedenen Werte. Der Spieler muss mehr als die Hälfte der maximal möglichen Punktzahl von 70 erreichen. Erreicht ein Spieler nur 35 Punkte, „ist man der Bürgermeister, dann hat man verloren“.

Herzhaft, kommunikativ und humorvoll geht es beim Kartenklopfen in der Zugenbachhütte zu. Die beiden Cego-Routiniers haben für die unentschlossenen Greenhorns am Kartentisch, ob nun ein Trumpf gezogen werden soll oder nicht, einen bewährten Ratschlag parat: „Si verrecke uf em Tisch.“

Die beiden nächsten Spielabende in der Zugenbachhütte in Wies finden jeweils freitags, 24. Februar, 18 Uhr, und 3. März, 18 Uhr, statt. Gäste sind willkommen.

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