Kleines Wiesental Damit Senioren mobil sind

Manuel Hunn
Seniorenbeauftragte Melanie Mühlhäuser, Fahrgast Erika Grether und Fahrer Rudi Stoll (von links) am Bürgermobil. Foto: Manuel Hunn

Aufgrund der großen Nachfrage nach den Seniorenfahrten des Projekts „MIT – Mobil im Kleinen Wiesental“, sucht die Gemeinde weitere Fahrer. Unsere Zeitung hat vor Ort mit einem Fahrer sowie einem Fahrgast und den Organisatoren gesprochen.

Das Bürgermobil, ein relativ geräumiges schwarzes Elektroauto, steht vor dem Tegernauer Rathaus bereit für seinen Einsatz. Rudi Stoll erzählt über seine Aufgabe: „Es ist einfach schön und interessant.“ Der 68-jährige Rentner ist einer von derzeit 22 Fahrern, die Senioren aus allen Ortsteilen der Gemeinde helfen, damit für sie ein Besuch beim Arzt, bei der Physiotherapie, bei der Fußpflege, beim Friseur oder ein Einkauf möglich wird.

Mit dem Angebot der Seniorenfahrten will die Gemeinde ältere Menschen erreichen, die zu ihren Terminen nicht, beziehungsweise nicht mehr, selbst fahren können, erklärt die Seniorenbeauftragte der Gemeinde Melanie Mühlhäuser. Schließlich seien Fahrten mit dem eingeschränkten ÖPNV im Kleinen Wiesental insbesondere für diese Menschen schwierig. Meist sind es Senioren zwischen 80 und 90 Jahren, die die Fahrten mit Kosten in Höhe von fünf bis zehn Euro in Anspruch nehmen, der älteste Mitfahrer bisher war 101 Jahre alt. Die Seniorenbeauftragte betont: „Es sind teilweise Fahrten, die sie sonst nicht machen würden.“ Da einige andernfalls nicht den Arzt aufsuchen könnten, mache es „sehr viel Sinn, dass wir sie fahren“.

Mobilität stärken

Mühlhäuser war maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Projekt vor zwei Jahren aus der Taufe gehoben wurde; ein wichtiger Teil ihrer Aufgabe in der Gemeindeverwaltung ist es, die Mobilität der Senioren im Kleinen Wiesental zu stärken. Sie berichtet, dass nach externer Beratung und Erstellung eines Konzepts, schließlich das Projekt „MIT – Mobil im Kleinen Wiesental“ als Ergebnis stand.

Das „MIT“-Projekt besteht neben den Seniorenfahrten aus den Modulen eines Bus-Shuttles, der Bürger zu den Linienbussen bringt, und einer Mitfahr-App, mit der die Kleinwiesentäler untereinander Fahrten anbieten und buchen können. Mühlhäuser gibt zu, dass die Nachfrage nach diesen Angeboten (noch) nicht wie gewünscht ist. Ganz anders jedoch die Seniorenfahrten: „das brummt“.

Qualifizierte Begleitung

Die Seniorenbeauftragte schildert, dass die angebotenen Seniorenfahrten kein Fahrdienst darstellen, sondern eine „qualifizierte Begleitung“ sind. So übernehmen die Fahrer, je nach Wunsch, auch Aufgaben wie das Helfen in die Jacke, das Stützen auf dem Weg zum Sitzplatz oder das Übergeben von Unterlagen an den Arzt. Freilich wartet die Begleitung, anders als ein Taxi, bis zum Ende des Termins und fährt den Senior wieder zurück. Wie lange ein Fahrer mit seinem Fahrgast unterwegs ist, „weiß man nie“ – von einer halben bis vier Stunden sei alles möglich. Pro Woche vermittelt Annette Grether, die in der Gemeindeverwaltung für die Koordination der Fahrten zuständig ist, acht bis zehn Fahrten. An machen Tagen seien auch schon mal vier Fahrten zu organisieren, sprich die Fahrer für die gewünschten Fahrten zu suchen. „Dann ist es eine Herausforderung“, so Grether – die ehrenamtlichen Fahrer übernehmen in der Regel nur zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Tagen Fahrten.

Da die Termine der Senioren meist zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten stattfinden, sei es die absolute Ausnahme, dass eine Fahrt mit mehr als einem Senior stattfinden kann. Auch aus diesem Grund habe sich die Gemeindeverwaltung dazu entschlossen, für die Seniorenfahrten nicht etwa einen Bus für mehrere Fahrgäste, sondern ein kleineres Auto anzuschaffen, das günstiger in der Anschaffung und im Unterhalt ist. Oft werde fälschlicherweise trotzdem vom „Bürgerbus“ gesprochen.

Insgesamt wurden mittlerweile über 700 Seniorenfahrten zurückgelegt – allerdings nicht nur mit dem Bürgermobil. Grether berichtet, dass die meisten der Fahrer mit dem eigenen Auto unterwegs sind. Dies liege zum einen daran, dass viele Fahrer sich mit dem eigenen Fahrzeug wohler fühlen. Zum anderen hat es aber auch einen praktischen Grund: Möchte ein Senior beispielsweise von Neuenweg zu einem Arzttermin nach Müllheim fahren, sei es wenig sinnvoll, zuvor das Bürgermobil in der entgegengesetzten Richtung in Tegernau abzuholen.

„Praktisches“ Angebot

Häufig seien es „Stammgäste“, die bis zu zweimal in der Woche das Angebot in Anspruch nehmen. Eine Seniorin, die gerade zum ersten Mal im Bürgermobil mitgefahren ist, ist die 88-jährige Erika Grether. Sie erzählt, dass sie normalerweise von einer ihrer Töchter zum Arzt gefahren wird. Da beide Töchter erkrankt sind, sei sie froh, dass sie dank des „praktischen“ Angebots dennoch ihren Augenarzt aufsuchen konnte. „Es ist alles sehr gut gelaufen“, berichtet sie im Rückblick auf ihre Fahrt. Die Seniorenfahrten seien eine große Erleichterung. Die 88-Jährige betont: „bei Bedarf, jederzeit wieder“.

Auch Fahrer Stoll ist zufrieden. Die meisten Fahrten verlaufen positiv, erzählt er. Schließlich seien die Senioren froh und dankbar, dass es das Angebot gibt. Zudem schätze er die Unterhaltungen während der Fahrt. Schön sei auch, dass er nun „rumkommt“ – Fahrten werden bis nach Rheinfelden, Lörrach oder Freiburg angeboten. Ein besonderer Nebeneffekt für Stoll: Seit Lebzeiten im Kleinen Wiesental, lernt er nun unerwartet unbekannte „Ecken“ der Gemeinde kennen. Daher steht für ihn fest, dass er so lange „dabei bleibt“, wie es ihm möglich ist.

Voraussetzung für Fahrer sind ein Führerschein und eine Selbsterklärung, dass man gesund und tauglich für das Fahren ist. Sie erhalten für das Ehrenamt eine Aufwandsentschädigung nach Stunden und Kilometern. Kontakt und Infos unter Tel. 07629/91 10 13 oder per E-Mail an mobil@gdekw.de

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