Kleines Wiesental Der Holzmarkt ist stark belastet

Markgräfler Tagblatt

Umwelt: Nasslager bei Tegernau soll gute Holzqualtität retten / Klimastabiler Wald als Ziel

Die Waldbesitzer und Forstbetriebe kämpfen mit großen Schwierigkeiten. So auch ForstBW, der Anfang des Jahres gegründeten Forstbetrieb des Landes.

Kleines Wiesental. Nach den extremen Trockenjahren 2018 und 2019 drohen 2020 erneut umfangreiche Waldschäden infolge des Klimawandels sowie massive Probleme durch Borkenkäfer in nahezu allen Höhenlagen. Mit der katastrophalen waldökologischen Entwicklung seien gravierende forstwirtschaftliche Verluste verbunden, so der in Schopfheim ansässige ForstBW-Forstbezirk Hochrhein.

Nach dem Schneemangel im Winter waren auch die bisherigen Niederschläge im Frühjahr 2020 viel zu gering, um die für einen vitalen Wald notwendige Bodenfeuchte zu erreichen, so die Einschätzung der Forstleute. Für Borkenkäfer, die zudem viel Brutraum im Sturmholz vom Februar finden, seien das weiterhin beste Ausgangsvoraussetzungen für eine anhaltende Massenvermehrung. Zudem werde der schon seit zwei Jahren durch europaweit große Mengen Käferholz schwer belastete Holzmarkt nun auch noch durch die Corona-Krise zusätzlich stark belastet. Hohe Kosten für den Wiederaufbau klimastabiler Wälder einerseits und wegbrechende Holzerlöse andererseits würden den Forstbetrieb immer tiefer in die roten Zahlen abrutschen lassen. Deshalb sei Beschränkung auf das absolut Notwendige gefordert. Für den Forstbezirk heißt das in erster Linie Schadensbegrenzung.

Über 6000 Festmeter Sturmholz gelagert

Um hochwertiges aber derzeit nicht verkäufliches Holz vor Qualitätsverlusten zu schützen, hat ForstBW bei Tegernau ein Nasslager in Betrieb genommen. Dort wird seit Ende April qualitativ hochwertiges Sturmholz eingelagert. Durch die ständige Bewässerung lasse sich wertmindernder Insekten- und Pilzbefall der Stämme vermeiden. Neben der Werterhaltung habe die Beregnung den Vorteil, dass auf eine Behandlung mit Pestiziden verzichtet werden kann, hebt der Forstbezirk hervor. Bisher seien bereits über 6000 Festmeter Sturmholz im Nasslager Tegernau eingelagert, hauptsächlich Fichten.

Die durch das Landratsamt genehmigte Menge gibt der Forstbezirk mit 10 000 Festmeter an. Sie wird voraussichtlich benötigt, weil auch der besonders schwer von Sturmwürfen betroffene Nachbarforstbezirk Südschwarzwald Holz nach Tegernau bringt. Der spätere Verkauf des beregneten Holzes sei durch Liefervereinbarungen mit Großabnehmern gesichert, heißt es in einer Pressemitteilung.

Im Gegensatz zu Sturmholz sei durch Borkenkäfer befallenes Holz nicht für die Nasslagerung geeignet, weil Borkenkäferbefall eine starke Wertminderung des Holzes verursache, hauptsächlich durch Verfärbungen. Die deshalb deutlich niedrigeren Erlöse für Käferholz können die hohen Aufarbeitungs-, Transport- und Beregnungskosten bei Weitem nicht decken, wie der Forstbezirk weiter erläutert. Und weil alle Absatzmärkte weltweit mit minderwertigem Käferholz bereits überflutet seien, müsse zwangsweise eine Priorisierung erfolgen, die so vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Danach wird mit höchster Priorität Sturmholz aufgearbeitet, um die wirtschaftlichen Schäden zu begrenzen und einer noch stärkeren Borkenkäferausbreitung entgegenzuwirken. Mit zweiter Priorität ist dann frisch befallenes Käferholz an der Reihe, soweit ausfliegende Borkenkäfer noch intakte Bestände in der Umgebung bedrohen.

Dagegen können alte Käferbäume, aus denen die Käfer bereits ausgeflogen sind, wegen fehlender Absatzmöglichkeiten, mangels ausreichender Arbeitskapazität wie auch aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel nicht mehr aufgearbeitet werden. Solche Bäume lässt der Forstbezirk nur beseitigen, wenn sie künftig die Arbeitssicherheit im Wald gefährden oder von ihnen eine konkrete Gefahr für Verkehrswege oder Waldbesucher ausgeht.

Der Forstbezirk erwartet, dass die Konsequenzen dieser der Klimaveränderung geschuldeten und inzwischen auch für die Waldbesucher bereits deutlich sichtbaren Entwicklung künftig noch viel stärker die Wälder prägen werden.

Klimawandel wird Wälder prägen

Man müsse sich an den Anblick von abgestorbenen Bäumen sowie die mit den Aufräum- und Wiederbewaldungsarbeiten einher gehenden Beeinträchtigungen der Erholungsmöglichkeiten im Wald, beispielsweise wegen gesperrter oder schadhafter Wege, gewöhnen. Die Wald- und Baumartenstruktur werde sich deutlich und sehr viel schneller als bisher verändern.

Und auch bisher nicht heimische Baumarten werden der Prognose des Forstbezirks zufolge häufiger anzutreffen sein. Für den Forstbezirk und seine Beschäftigten sei oberstes Ziel, möglichst klimastabile Wälder für die Zukunft zu entwickeln, heißt es abschließend in der Mitteilung.

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