Kleines Wiesental/Deutschland Mit dem Fahrrad durch das Land

Manuel Hunn
Eine Radtour führte Sonja Eiche nach Hamburg. Foto: zVg

Anfang Oktober ist der optimale Zeitpunkt für größere Radtouren, ist sich Sonja Eiche sicher. Nachdem es im vergangenen Jahr von Süden nach Norden durchs das Land ging, ist sie gerade von ihrer Reise von West nach Ost zurückgekehrt.

Sonja Eiche aus Raich ist begeisterte Radfahrerin. Seitdem für die ehemalige Lehrerin im vergangenen Jahr die Rente begann, ist auch die Zeit da, um größere Radtouren zu unternehmen. Wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, ist für sie der Oktober „ein guter Monat zum Radeln – dann ist es nicht mehr so heiß und nicht mehr so voll“. Am Tag nach ihrer Rückkehr von ihrer diesjährigen Tour von West nach Ost berichtet sie, dass es doch einige Unterschiede zu ihrer Tour im vergangenen Jahr von Süd nach Nord gab.

Während Eiche vor einem Jahr alleine unterwegs war, wurde sie nun von ihrem Ehemann auf ihrer Radtour begleitet. „Er hat so etwas noch nie gemacht“, berichtet sie und weist darauf hin, dass man bei einer derartigen Tour gut organisiert sein muss. Beispielsweise müssen die Übernachtungen geplant und an jedem Tag das Gepäck vom Fahrrad ab- und wieder aufgeladen werden.

In diesem Jahr ging es zusammen mit dem Ehemann auf Radtour. Foto: zVg

Ein anderes Erlebnis

Zu zweit ging es nun also auf eine zweiwöchige Reise mit dem Fahrrad über den Donau-Radweg ab Donaueschingen durch den Bayerischen Wald bis an die tschechische Grenze. „Es war ein anderes Erlebnis“, schildert Eiche. Bei der Tour vor einem Jahr war sie auf sich selbst gestellt und ihre Gefühle schwankten zwischen „allein und verlassen“ bis „mir gehört die ganze Welt“ – jetzt konnte sie sich stets mit ihrer Begleitung über ihre Erfahrungen austauschen.

2023 fuhr Eiche „einfach drauf los“ und wollte „Strecke machen“, um die Ausmaße von Deutschland zu erkunden und zu erleben. Von Tag zu Tag überlegte sie sich aufs neue, wo und wie weit sie fahren will. Die größte Herausforderung war für sie dabei „die körperliche Grenze“ ihrer Anstrengungen – Eiche fuhr in drei Wochen bis zu 150 Kilometer pro Tag bis an die Nordsee. „Dieses Mal war es etwas ruhiger“, sagt sie und berichtet, dass sich das Paar zu einem Großteil der Tour an einen Reiseführer gehalten hat. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr habe sie sich Zeit genommen und Dinge am Weg wie beispielsweise ein Keltenmuseum „mitgenommen“.

Eiche berichtet, dass diesmal nicht das Radeln, sondern vor allem das Wetter eine Herausforderung war. An den meisten Tagen war der Regen ein Begleiter Eiches – „wir sind richtig nass geworden“. Und so musste sich das Paar auch mal im Wald „durch Schlamm kämpfen“. Teilweise war gar der Radweg an der Donau entlang aufgrund von Hochwasser gesperrt – und ein Umweg über Land musste genommen werden. Eiche betont in diesem Zusammenhang aber, dass die Radwege in Deutschland heutzutage gut ausgebaut und ausgeschildert sind. Dies sei in den 1980er-Jahren, als sie bereits viel mit dem Rad unterwegs war, noch anders gewesen: damals gab es kaum Radwege und freilich auch keine Navigationsapps für das Smartphone. „Das war viel schwieriger – heute wird es einem leicht gemacht.“ Mittlerweile könne man sich auf die Radwege, die Beschilderung, aber auch auf die Unterkünfte verlassen. So seien die Übernachtungen in Hotels oder in privaten Brauereigasthöfen problemlos gewesen.

Weg verkürzt

Ursprünglich wollte das Paar bis Passau und von dort weiter Richtung Bayerischer Wald – aufgrund des Regens habe man den Donau-Radweg aber „ein bisschen verkürzt“ und fuhr ab Regensburg bis an die tschechische Grenze. Mitunter wich das Paar für einzelne Etappen auch auf die Regionalbahn aus, sodass schlussendlich „nur“ etwa 500 Kilometer Rad-Wegstrecke zusammen gekommen sind. Bei ihrer Süd-Nord-Tour im vergangenen Jahr hat Eiche rund das Dreifache zurückgelegt.

Eines hätten beide Touren jedoch gemeinsam gehabt: „Entdeckung und Abenteuer“. „Das nicht wissen, was kommt, ist Freiheit“, schildert Eiche. Sie legt Wert darauf, dass sie viel von der Natur sieht. „Ich bin ziemlich erschrocken, wie verbaut Deutschland ist“, sagt sie im Rückblick auf ihre Tour an die Nordsee. Man müsse „Ecken suchen, wo man noch reine Natur erlebt“. Aus diesem Grund nahm sie damals etwa in der Mitte des Wegs Umwege über das Sauerland, das Bergische Land und das Rothaargebirge in Kauf. Bei ihrer West-Ost-Tour war nun eher am Anfang der Reise, wo die Donau noch relativ schmal ist, die reine Natur zu erleben. Für den Großteil des Rückwegs wählte Eiche bei beiden Touren die Bahn. Gerade in diesem Jahr sei dies aber eine weitere Herausforderung gewesen: Neben dem mühsamen Umsteigen mit den bepackten Fahrrädern führten Probleme mit den Zügen dazu, dass die Fahrt von Regensburg zurück ins Kleine Wiesental 16 Stunden dauerte.

Für das kommende Jahr kann sich Eiche eine Tour durch den Osten und Nordosten Deutschlands zur Mecklenburgischen Seenplatte vorstellen – dann wahrscheinlich wieder mit Ehemann, aber ohne Bahn.

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