Kleines Wiesental „Die Gemeinde ist in der Pflicht“

Markgräfler Tagblatt
Michael Lucke sprach bei einer Veranstaltung in Tegernau über die Dorfgemeinschaft Kiebingen. Foto: Gudrun Gehr Foto: Markgräfler Tagblatt

Senioren: Neue Wohnformen für den Verbleib in der vertrauten Umgebung

Das neue Gesetz für unterstützende Wohnformen trat 2012 in Kraft. Das Gesetz eröffnet der Gemeinde Kleines Wiesental in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Oberes Wiesental und dem evangelischen Sozialwerk Wiesental neue Möglichkeiten.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental. Eine Informationsveranstaltung unter dem Titel „Gemeinschaft in Verantwortung - Neuer Mut für neue Wege im Tal“ führt das Leader-Projekt „Alt werden in gewohnter Umgebung“ weiter. Dem Ruf des Gastgebers, Pfarrer Christian Rave, folgten am Donnerstagabend mehr als 50 Interessierte ins evangelische Gemeindehaus in Tegernau.

Rückblick

Pfarrer Christian Rave erinnerte an das etwa sechs Jahre alte Projekt „Im Tal leben - im Tal bleiben“, initiiert von der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde: „Allen Unkenrufen zum Trotz ist dieses Projekt nicht vergessen.“ Rave stellt sich die Frage, wie trotz Hochaltrigkeit und möglicher Hilfe- und Pflegebedürftigkeit ein Verbleib im vertrauten Wohnumfeld organisiert werden kann. Bereits damals wurde festgestellt, dass der Generationenvertrag zunehmend von der Gemeinde übernommen werden muss.

Gemeinde

„Die politische Gemeinde ist in der Pflicht, eine verlässliche Struktur vor Ort aufzubauen“, sagte Bürgermeister Gerd Schönbett. Das Leader-Projekt hinterließ wichtige Impulse. Geplant ist die Einstellung einer Halbtagskraft in der Gemeindeverwaltung, die für den Aufbau entsprechender Strukturen zuständig ist. Im Vorgriff auf das Referat von Michael Lucke über die Dorfgemeinschaft Kiebingen mit Bürgertreff und Wohngemeinschaft meinte Schönbett, dass im Kleinen Wiesental insgesamt 2850 Einwohner in 27 Ortsteilen auf 78 Quadratkilometern verteilt sind, im Gegensatz zu Kiebingen wo 2100 Einwohner auf fünf Quadratkilometern wohnen.

Martin Mybes, Geschäftsführer des evangelischen Sozialwerks Wiesental, hat Visionen: „Stellen Sie sich vor, im Tal gäbe es eine kleine Tagespflege-Einrichtung, bei der die Gäste abends wieder nach Hause gehen.“ Die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme in einem Heim würde mit solch einer Einrichtung rapide sinken. Und weiter: „Stellen Sie sich vor, wir hätten auch eine kleine ambulante betreute Wohngruppe.“ Hier wäre ein gewisses Maß an Pflege gewährleistet. Und Mybes brachte eine weitere Möglichkeit ins Spiel: die Gemeindeschwester. „Wenn es diese drei Dinge gäbe, hätten wir einen großen Schritt erreicht. Lassen Sie uns neue Richtungen aufgreifen.“

Ambulante Dienste können sehr verschieden agieren und sich den Umständen anpassen. „Es reicht nicht, nur in den Sektoren der stationären Ambulanz zu denken. Es geht auch um die Bemühung in der Vielfalt der Pflege, in der Tagespflege, der ambulant betreuten Wohngruppe, in der nachbarschaftlichen Hilfestellung“, sagte Mybes. Sein Schlusswort lautete: „Wir wären gerne Partner im neuen Konzept der Bewohner des Kleinen Wiesentals.“

Wohngemeinschaft

Michael Lucke, erster Bürgermeister von Tübingen in der Zeit von 2006 bis 2014, ist Vorstand des Vereins „Dorfgemeinschaft Kiebingen“ und Vorsitzender des Kreisseniorenrats Tübingen. Er präsentierte die Wohngemeinschaft am Kiebinger Wasen. Der 2014 gegründete Verein mit mittlerweile 200 Mitgliedern erwarb ein Grundstück. Für den Bau einer Immobilie wurde ein Kredit in Höhe von 1,1 Millionen Euro aufgenommen. Es war ein hohes wirtschaftliches Risiko, aber auch ein großes Gottvertrauen vorhanden. Allerdings waren die Zinsen außergewöhnlich niedrig. Im Haus befinden sich zehn Zimmer. Die Monatsmiete eines WG-Bewohners beläuft sich auf 1886 Euro, im Gegensatz zu den regulären Kosten im Heim von 2200 Euro. Für die Wohngemeinschaft engagieren sich hier seit Beginn Betreuungskräfte, Alltagsbegleiter, Pflegedienste und Ehrenamtliche aus der Dorfgemeinschaft rund um die Uhr.

Arbeitsplätze

Für die Wohngemeinschaft wurden im Dorf 20 Arbeitsplätze in Halb- und Vollzeitstellen geschaffen, der Verein ist derzeit zweitgrößter Arbeitgeber im Dorf. Die Bewohner haben Mieterstatus und das Hausrecht. Eine zentrale Rolle spielt die Alltagsbetreuung. Als Alltagsbetreuerinnen wurden bei der katholischen Landfrauenbildung in drei Kursen insgesamt 60 Frauen ausgebildet.

Michael Lucke gab Tipps für die Umsetzung der ersten Schritte zur Verwirklichung eines solchen Projektes.

Der nächste Informationsabend findet am Donnerstag, 18. Oktober, um 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Tegernau statt.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental. Eine Informationsveranstaltung unter dem Titel „Gemeinschaft in Verantwortung - Neuer Mut für neue Wege im Tal“ führt das Leader-Projekt „Alt werden in gewohnter Umgebung“ weiter. Dem Ruf des Gastgebers, Pfarrer Christian Rave, folgten am Donnerstagabend mehr als 50 Interessierte ins evangelische Gemeindehaus in Tegernau.

Rückblick

Pfarrer Christian Rave erinnerte an das etwa sechs Jahre alte Projekt „Im Tal leben - im Tal bleiben“, initiiert von der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde: „Allen Unkenrufen zum Trotz ist dieses Projekt nicht vergessen.“ Rave stellt sich die Frage, wie trotz Hochaltrigkeit und möglicher Hilfe- und Pflegebedürftigkeit ein Verbleib im vertrauten Wohnumfeld organisiert werden kann. Bereits damals wurde festgestellt, dass der Generationenvertrag zunehmend von der Gemeinde übernommen werden muss.

Gemeinde

„Die politische Gemeinde ist in der Pflicht, eine verlässliche Struktur vor Ort aufzubauen“, sagte Bürgermeister Gerd Schönbett. Das Leader-Projekt hinterließ wichtige Impulse. Geplant ist die Einstellung einer Halbtagskraft in der Gemeindeverwaltung, die für den Aufbau entsprechender Strukturen zuständig ist. Im Vorgriff auf das Referat von Michael Lucke über die Dorfgemeinschaft Kiebingen mit Bürgertreff und Wohngemeinschaft meinte Schönbett, dass im Kleinen Wiesental insgesamt 2850 Einwohner in 27 Ortsteilen auf 78 Quadratkilometern verteilt sind, im Gegensatz zu Kiebingen wo 2100 Einwohner auf fünf Quadratkilometern wohnen.

Martin Mybes, Geschäftsführer des evangelischen Sozialwerks Wiesental, hat Visionen: „Stellen Sie sich vor, im Tal gäbe es eine kleine Tagespflege-Einrichtung, bei der die Gäste abends wieder nach Hause gehen.“ Die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme in einem Heim würde mit solch einer Einrichtung rapide sinken. Und weiter: „Stellen Sie sich vor, wir hätten auch eine kleine ambulante betreute Wohngruppe.“ Hier wäre ein gewisses Maß an Pflege gewährleistet. Und Mybes brachte eine weitere Möglichkeit ins Spiel: die Gemeindeschwester. „Wenn es diese drei Dinge gäbe, hätten wir einen großen Schritt erreicht. Lassen Sie uns neue Richtungen aufgreifen.“

Ambulante Dienste können sehr verschieden agieren und sich den Umständen anpassen. „Es reicht nicht, nur in den Sektoren der stationären Ambulanz zu denken. Es geht auch um die Bemühung in der Vielfalt der Pflege, in der Tagespflege, der ambulant betreuten Wohngruppe, in der nachbarschaftlichen Hilfestellung“, sagte Mybes. Sein Schlusswort lautete: „Wir wären gerne Partner im neuen Konzept der Bewohner des Kleinen Wiesentals.“

Wohngemeinschaft

Michael Lucke, erster Bürgermeister von Tübingen in der Zeit von 2006 bis 2014, ist Vorstand des Vereins „Dorfgemeinschaft Kiebingen“ und Vorsitzender des Kreisseniorenrats Tübingen. Er präsentierte die Wohngemeinschaft am Kiebinger Wasen. Der 2014 gegründete Verein mit mittlerweile 200 Mitgliedern erwarb ein Grundstück. Für den Bau einer Immobilie wurde ein Kredit in Höhe von 1,1 Millionen Euro aufgenommen. Es war ein hohes wirtschaftliches Risiko, aber auch ein großes Gottvertrauen vorhanden. Allerdings waren die Zinsen außergewöhnlich niedrig. Im Haus befinden sich zehn Zimmer. Die Monatsmiete eines WG-Bewohners beläuft sich auf 1886 Euro, im Gegensatz zu den regulären Kosten im Heim von 2200 Euro. Für die Wohngemeinschaft engagieren sich hier seit Beginn Betreuungskräfte, Alltagsbegleiter, Pflegedienste und Ehrenamtliche aus der Dorfgemeinschaft rund um die Uhr.

Arbeitsplätze

Für die Wohngemeinschaft wurden im Dorf 20 Arbeitsplätze in Halb- und Vollzeitstellen geschaffen, der Verein ist derzeit zweitgrößter Arbeitgeber im Dorf. Die Bewohner haben Mieterstatus und das Hausrecht. Eine zentrale Rolle spielt die Alltagsbetreuung. Als Alltagsbetreuerinnen wurden bei der katholischen Landfrauenbildung in drei Kursen insgesamt 60 Frauen ausgebildet.

Michael Lucke gab Tipps für die Umsetzung der ersten Schritte zur Verwirklichung eines solchen Projektes.

Der nächste Informationsabend findet am Donnerstag, 18. Oktober, um 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Tegernau statt.

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