Kleines Wiesental Die Heilkraft der Tiere nutzen

Markgräfler Tagblatt

Hof Kunterbund feiert fünfjähriges Bestehen / Neue Angebote für besondere Therapie mit Tieren

Von Sarah Trinler

Kleines Wiesental-Tegernau. Ein Hund steht freudig zur Begrüßung am Tor, Pferde werden zum Ausritt gesattelt und aus dem Stall macht sich ein Esel lauthals bemerkbar. Der Hof Kunterbund in Tegernau vereint Tier und Mensch, ist Natur pur und einfach ein Platz zum Wohlfühlen.

„Mensch durch Tier und Natur stark machen“, ist der Leitsatz des Hofes. In diesem Jahr feiert die sozial-therapeutische Einrichtung für Kinder, Jugendliche und deren Familien ihr fünfjähriges Bestehen. In den vergangenen Jahren ist der Hof stetig gewachsen und hat sein Angebot ausgebaut.

Als Sandra Kallfass, die den Hof zusammen mit Ärztin Hiltrud Heim leitet, das Grundstück erwarb, war es einfach nur ein großer wilder Hang. Mit viel Arbeit ist es zu einem freundlichen Platz geworden, der Kindern zahlreiche Möglichkeiten bietet.

Als Reittherapeutin sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin war es für Sandra Kallfass schon immer klar, dass sie mit Pferden und Kindern arbeiten möchte. „Seit ich denken kann, sitze ich auf Pferden“, so die dreifache Mutter, die früh gemerkt hat, dass Pferde etwas Heilsames haben - die Idee für den Hof Kunterbund war geboren.

Kinder mit den verschiedensten Symptomen oder Krankheitsbildern können hier ein Therapieangebot einzeln oder in der Gruppe wahrnehmen. Der Hof arbeitet eng mit dem Jugendamt zusammen, so kommen etwa Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Behinderungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Ängsten, Aggressivität sowie Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen in die Einrichtung.

Die Beschäftigung mit Pferden spricht den Menschen auf zahlreichen Ebenen an. Durch die vielen Handgriffe rund um das Pferd und die Bewegung mit und auf dem Pferd werden Fein-, Grobmotorik sowie Koordination, Körperspannung und Kondition geschult. Außerdem lernen Kinder beim Führen eines Pferdes Verantwortung zu übernehmen, gleichzeitig erleben sie das Gefühl „getragen zu werden“.

Welche Therapieform angewandt wird, hängt vom Kind ab, erklärt Sandra Kallfass. Nach einem ersten Kennenlernen werden in enger Zusammenarbeit mit Eltern, Schule, Jugendamt und Ärzten Ziele formuliert und gesetzt. Die Therapie findet meist wöchentlich statt. „Die Therapiedauer hängt von der Entwicklung des Kindes ab“, so die 35-Jährige.

Neu in diesem Jahr ist die Hippotherapie. Sie ist eine physiotherapeutische Therapieform, bei der das Pferd als Hilfsmittel eingesetzt wird. Die Schwingungen des Pferderückens und der Rhythmus des Pferdeschrittes werden genutzt, um physiologische Reaktionen beim Patienten zu erzielen. Ebenfalls neu ist der Jugendklub, der sich an Zwölf- bis 17-Jährige richtet. Bisher gab es nur Angebote für jüngere Kinder („Wichtelklub“ für Drei- bis Sechsjährige und „Kunterbundklub“ für Sechs- bis Zwölfjährige).

Bei jeder Therapie spielt der emotionale Aspekt und der Beziehungsaufbau im Umgang mit dem Tier eine tragende Rolle. Somit sind auch die anderen Tiere des Hofes - Hunde, Katzen, Schweine, Esel, Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen - Teil der Therapie. Bis zu 30 Tiere beherbergt der Hof, da der Tierschutzverein oft Tiere zur Pflege bringt. In der Regel werden diese dann weitervermittelt. „Einige bleiben aber auch bei uns hängen“, schmunzelt Sandra Kallfass und streichelt dabei das Schwein Trude.

Das Besondere am Hof Kunterbund ist, dass die Kinder nicht merken, dass sie gerade eine Therapie machen. „Das passiert alles im Spiel“, erklärt Sandra Kallfass. Sie ist davon überzeugt, dass die Begegnungen mit den Tieren, das Spielen in der Natur und die Freiheit auf dem Hof den Kindern gut tut. Der Alltag sei oft beherrscht von der „emotionslosen Medienwelt“, auf dem Hof Kunterbund erwartet die Kinder genau das Gegenteil.

Im zentralen Stall und im Blockhaus gibt es genügend Beschäftigungsmöglichkeiten, draußen gibt es ein Tipizelt, eine Feuerstelle, einen kleinen Bach, ein Trampolin und einen Teich - und natürlich Tiere, die alle frei herum laufen. „Bei uns muss man am Lagerfeuer um sein Stockbrot kämpfen“, schmunzelt Sandra Kallfass. Drei Mal im Jahr wird eine Kinderfreizeit in den Schulferien angeboten, in der der Hof für alle Kinder offen steht (nächster Hoftag am heutigen Samstag, 15. März, von 10 bis 12.30 Uhr).

Mit viel Liebe sind die Mitarbeiter des Hofes ständig damit beschäftigt, neue Ideen umzusetzen - oftmals auch mit den Kindern zusammen. Derzeit entsteht eine Holzveranda und ein kleiner Garten. Neu hinzu gekommen sind Kreativtherapieformen wie Tanz, Musik und Kunst.

„Das wichtigste auf diesem Hof ist das gute Team“, betont Sandra Kallfass, der acht Helfer zur Seite stehen. Hierzu zählen auch eine Physiotherapeutin, eine Erzieherin, eine Tierheiltherapeutin sowie eine Kreativtherapeutin. Sandra Kallfass weiß, dass ihr Team viel private Zeit in den Hof investiert, „aber das hier ist eben mehr als nur Arbeit.“

Weitere Informationen: www.hof-kunterbund.de

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