Kleines Wiesental „Die Nächte waren ziemlich kurz“

Christoph Schennen
Hilda Wagner hat ein arbeitsreiches Leben hinter sich. Foto: Christoph Schennen

Jubiläum: Hilda Wagner aus Tegernau feiert am Sonntag ihre „Kronjuwelenkonfirmation“.

Kleines Wiesental-Tegernau - Am Sonntag werden in der Kirche in Tegernau wieder zahlreiche Konfirmationsjubiläen gefeiert. Zu den Jubilaren gehört auch Hilda Wagner aus Tegernau. Sie hat vor 75 Jahren ihre Konfirmation in der Kirche in Tegernau gefeiert.

"Wie später bei meiner Hochzeit trug ich bei der Konfirmation die Markgräfler Tracht: einen schwarzen Rock, einen schwarzen Schurz und ein weißes Halstuch“, erinnert sich die Seniorin. Gerne würde sie das Kleid am Sonntag anziehen, aber weil ihr die schwarze Hörnerkappe abhanden gekommen ist, verzichtet sie darauf.

Bei der Konfirmation 1944 war ihr Vater nicht dabei. Als er zurück aus dem Krieg kam, wurde daher noch einmal gefeiert.

Hilda Wagner war Bäuerin. Vor ihrer Heirat arbeitete sie von Oktober bis April als Haushälterin in einem Schopfheimer Haushalt, dessen Hausherr beim Finanzamt arbeitete und dessen Frau ebenfalls berufstätig war. Nach der Heirat zog die Sallneckerin mit ihrem Mann nach Tegernau. „Dort habe ich mich um Kühe, Kälber, Schweine und die sechs Kinder, vier Buben und zwei Mädchen, gekümmert“, sagt sie.

Obst und Gemüse im Garten wurden für den Eigengebrauch angepflanzt. „Wir hatten Spinat, Gemüse, viele Kartoffeln, Getreide wie Gerste und Hafer, von letzteren aber nicht so viel“, zählt die 89-Jährige auf.

Daheim genug zu tun

„Ich hätte sicherlich auch in der Angora in Wieslet arbeiten können, aber ich hatte auch daheim genug zu tun. Tags habe ich auf dem Feld gearbeitet, nachts habe ich genäht und Pullover und Socken gestrickt. Die Nächte waren ziemlich kurz“, so Hilda Wagner weiter. Alte Kleidung wurde wiederverwertet, zugeschnitten und genäht, und es entstanden neue Hosen und Mäntel.

Wer viele Kinder hat, muss im Alter nicht zwangsläufig in ein Altersheim ziehen. Ihre Töchter und Söhne kümmern sich intensiv um sie. Montags kommt die jüngste Tochter Gaby, dienstags der älteste Sohn Günther, mittwochs Gerhard, donnerstags Horst, freitags Ingrid und am Wochenende sind Sohn Hans-Peter und Schwiegertochter Susi für sie da und bringen ihr das Mittagessen. „Die Wäsche wasche ich aber noch selber“, betont sie. Die Familie - sie besteht inzwischen aus 52 Personen, dazu zählen auch die zwölf Enkel und 14 Urenkel - war und ist ihr immer das Wichtigste.

Hilda Wagner kann sich noch an einige der 66 Fahrten erinnern, die sie organisiert hat und bei denen regelmäßig bis zu 50 Personen mitgefahren sind. Gereist wurde mit dem Unternehmen, in dem ihr Mann, der 1989 gestorben ist, als Busfahrer beschäftigt war. „Wir waren in Oberschlesien, Bayern, Österreich, in den Niederlanden, in der Schweiz und Italien. Unsere weiteste Reise führte uns auf die Insel Capri.“ Hilda Wagner freut sich, dass sie trotz mancher körperlicher Einschränkungen geistig noch sehr fit ist. Gelegentlich sieht man sie beim gemütlichen Treff der evangelischen Kirchengemeinde, in den anderen Vereinen (Schwarzwaldverein, Frauenverein, Musik- und Gesangverein) inzwischen nicht mehr. „Aber ich war überall dabei“, sagt die rüstige Seniorin, die im Oktober noch mal feiern darf; dann wird sie nämlich 90 Jahre alt.

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