Kleines Wiesental Die Orgel erhält ihre Seele zurück

Markgräfler Tagblatt

Laurentiuskirche: Instrument wird in seinen Originalzustand versetzt / Sanierung schreitet gut voran

Die Restaurierung der August-Merklin-Orgel in der Tegernauer Laurentiuskirche liegt bereits im Schluss-Spurt. Orgelbauer Jens Steinhoff entlockte der Königin der Instrumente vor versiertem Publikum am Freitag die ersten Töne und löste damit Aha-Effekte aus. Pfarrer Christian Rave war vom neuen Klang schier überwältigt: „So habe ich die Orgel noch nie gehört.“

Von Gerald Nill

Kleines Wiesental-Tegernau. Auch die Gemeinde-Organistin Agathe Lindner ließ sich den Werkstatt-Besuch nicht entgehen. „Der Klang ist freundlich irgendwie“, kommentierte sie. Keine Frage: Der Ton kommt jetzt voluminös daher und füllt den Kirchenraum. Orgelbauer Jens Steinhoff wirkt zufrieden. Seine Arbeit trägt Früchte.

Seit eineinhalb Jahren ist er dabei, die Merklin-Orgel in Tegernau, eine echte Rarität, in den Originalzustand zu versetzen. Der Glücksfall: Beim Dachneubau der Kirche vor zwölf Jahren wurden auf dem Boden die originalen hölzernen Orgelpfeifen romantischer Bauart entdeckt. Als Jens Steinhoff auf dem Dachboden die 2,40 Meter lange Pfeife erst entstaubte, dann hineinblies und ihr einen samtweichen Ton entlockte, entspannten sich seine Gesichtszüge: „Welch’ schöne, tiefe Grundtöne!“

Es gibt nur acht erhaltene Orgeln des Freiburger Orgelbauers August Merklin; die aus Tegernau sei besonders wegen ihrer Größe und ihrer originalen, gut erhaltenen elfenbeinenen Tastatur. In den 1960er Jahren geschah etwas, was rückwirkend als Fehler angesehen wird: Die romantischen Register wurden damals gegen neobarocke Pfeifen ausgetauscht.

Pfarrer Christian Rave bestätigt, dass die Organistin sich nur ungern an das umgebaute Instrument in der Laurentiuskirche setzt. „Neobarocke Register für eine romantische Orgel – das passt irgendwie nicht“, gibt er ihre Worte wieder. „Das Instrument hat dabei seine Seele verloren“, sagt Orgelbauer Steinhoff rückblickend. Zum Glück wurden die originalen Pfeifen nicht weggeworfen, sondern auf dem Dach eingelagert“, berichtet der Pfarrer. Andernorts seien sie einfach verbrannt worden.

Der Startschuss für das 130 000 Euro-Projekt sollte eigentlich vor einem Jahr mit einem Orgelkonzert zum Jubiläum der Orgel-Einweihung vor 125 Jahren gezündet werden. Das fiel - coronabedingt - wie auch die geplanten Spendenaktionen aus.

Knapp 60 000 Euro sind über das europäische „Leader“-Förderprogramm abgedeckt, 40 000 Euro steuert die evangelische Landeskirche bei, verbleiben knapp 30 000 Euro, die die Kirchengemeinde Kleines Wiesental aufbringen muss.

Für das Geld intoniert der Orgelbauer die Pfeifen neu, leimt entstandene Risse und ersetzt defekte Register. Die romantische Merklin-Orgel benötigt eine kräftigere „Lunge“, sprich Windzufuhr, und der Spieltisch wird ebenfalls saniert. Ideen fürs Sponsering gibt es bereits reichlich: „Von Orgel-Wein über Orgel-Honig und Orgelkerzen bis Orgel-Backpfeifen“, freut sich Deuss schon jetzt über rege Beteiligung und tatkräftige Unterstützung seitens der Gemeindemitglieder.

Zum ersten Mal werden diese Dinge für den guten Zweck beim Erntedankfest am 3. Oktober erhältlich sein. Abhängig vom Wetter findet der Erntedank-Gottesdienst draußen oder in der Laurentiuskirche statt.

Am vergangenen Samstag ab 14 Uhr waren dann Bastlerinnen und Bastler gefragt: Dann fand im evangelischen Gemeindehaus Tegernau ein Workshop statt, bei dem unter Leitung von Peter Grether aus den ausgebauten Orgelpfeifen Wanduhren entstanden, die ab Erntedank auch erworben werden können. Die Orgelpfeifen kosten je nach Größe von 80 bis 120 Euro.

Auf später verschoben werden musste hingegen das angekündigte Benefiz-Konzert im „Krone“-Garten, das für den 25. September vorgesehen war. Dafür wird im nächsten Jahr eine Reihe von Benefiz-Orgelkonzerten in den Kirchen des Kleinen Wiesentals stattfinden.

Im Mai nächsten Jahres soll auch die neue Merklin-Orgel in der Laurentiuskirche Tegernau feierlich eingeweiht werden.

Wer den Orgelumbau in Tegernau unterstützen und Orgel-Produkte kaufen möchte, kann dies unter Tel. 07629/224 sowie per E-Mail an obereskleineswiesental@kbz.ekiba.de erledigen.

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