Kleines Wiesental „Ein Dreigestirn wie in Köln“

Markgräfler Tagblatt

Verbandsversammlung: Eine Kirchen-, zwei Pfarrgemeinden: Größte Weichenstellung der letzten Jahrzehnte

Mit einem Gottesdienst in der St. Laurentiuskirche Tegernau erfolgte die Eröffnung der Verbandsversammlung der evangelischen Kirchengemeinde im Kleinen Wiesental.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental-Tegernau. Geleitet wurde der Gottesdienst von Dekanin Bärbel Schäfer. Der Gottesdienst an diesem Sonntag Reminiszere, dem zweiten Sonntag der Passionszeit, stand unter dem Leitspruch des sechsten Vers des Psalms 25: „Gedenke (lateinisch für Reminiszere), Herr, an deine Barmherzigkeit“.

Die Versammlung an diesem Sonntag sei für die Weichenstellung und die künftigen Strukturen der evangelischen Kirchengemeinden besonders wichtig, so die Dekanin. Große Sorge bereitete ihr die bevorstehende Pensionierung von Pfarrer Christian Rave. Neben seiner Pfarrstelle im Oberen Kleinen Wiesental betreute er seit Sommer 2018 die vakante Pfarrstelle des Vorderen Kleinen Wiesentals nach der Versetzung von Pfarrer Christoph Heuberger.

Kirchlich umfasst der Verband außer der Kommune Kleines Wiesental auch Gresgen, Weitenau, Hofen, Schlächtenhaus, Kirchhausen, Lehnacker und Endenburg und Enkenstein.

Pfarrer Christian Rave erklärte den Besuchern, dass er seinen letzten offiziellen Gottesdienst am Sonntag, 14. März, halten wird. Die ursprünglich am 18. April geplante Verabschiedung bei einem Gemeindefest muss pandemiebedingt verschoben werden, ein Termin für das Fest mit der Entpflichtung durch Dekanin Schäfer ist für den 11. Juli angesetzt.

Politische Gemeinde

Bürgermeister Gerd Schönbett überbrachte ein Grußwort. Er meinte: „Nichts ist beständiger als der Wandel.“ Nicht die bisherigen Verbandsstrukturen seien das Problem, sondern dass es ab April keine besetzte Pfarrstelle im Kleinen Wiesental mehr gebe. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten könnten keinen Pfarrer ersetzen. Dies bereite auch der politischen Gemeinde große Sorge. Wichtig sei, dass in absehbarer Zeit die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Stellen neu besetzt werden können.

Rückblick des Vorsitzenden

Die Geschäftsberichte des Verbandes gingen den Kirchenältesten bereits zu und wurden nicht mehr verlesen. Seit der letzten Verbandsversammlung fanden zwei Sitzungen statt. Für die Bereiche Partnerschaftsbegegnung, Projektbüro, Jugendkreis, Waldgottesdienste auf dem Lipple, Krankenpflegeverein und Kinderpflege beantragte Dekanin Schäfer die Entlastung des Vorstandes, die bei einer Enthaltung von den Besuchern erteilt wurde. Viel Lob und Beifall erhielten Melanie Mühlhäuser und Fabienne Gentner vom Projektbüro für ihre Arbeit, beide sind nun 18 Monate im Amt. Begeistert sprach eine Kirchengemeinderätin von der schnellen Beschaffung von Impfterminen für die Senioren.

Neuwahlen

Pfarrer Rave erklärte sich bereit, angesichts der Umbruchsituation im Verband und der Vakanz beider Pfarrstellen den Verbandsvorsitz noch ein Jahr in Teilzeit weiter zu begleiten. Er würde sich ein Arbeitskontingent von drei Tagen pro Woche vorstellen, befristet auf ein Jahr. Martina Ohoven vom Vorderen Kirchenbezirk würde erneut als Vizevorsitzende kandidieren. Ein Novum sei die Einrichtung eines dritten, informellen Vorsitzes, für den sich Ulrike Oswald zur Verfügung stellte. Schmunzelnd meinte Rave: „Wir haben dann ein Dreigestirn wie in Köln.“ Weiter stellten sich als Vorstandsmitglieder erneut zur Wahl: Birgit Dreher, Dorothea Kreutler (beide Vorderes Wiesental), Ernst Herold, Hildegard Meyer (beide oberes Wiesental) und beratend Ralf Kropf. Die Wahlen erfolgten jeweils einstimmig. Rave freute sich: „So kriegen wir den neuen Übergang hin.“

Weichenstellung

Im Vorjahr wurde geplant, den Verein „Verband der evangelischen Kirchengemeinden im Kleinen Wiesental“ aufzulösen und die Rechtsform durch Kooperationsverträge der beiden Kirchengemeinden zu ersetzen. Rave moderierte: „Neuentwickelt hat sich pandemiebedingt die Frage, unseren Verband als Verein aufzulösen, aber nicht als Zusammenarbeitsorgan.“ Rave fragte: „Wäre es nicht vorteilhafter, wenn wir uns zu einer Kirchengemeinde mit zwei Pfarrgemeinden zusammenschließen?“.

Die gemeinsamen Aufgaben und die Verwaltungstätigkeit würden in die neue Kirchengemeinde verlagert. Eine außerordentliche digitale Sitzung des Vorstandes und die nahezu einheitliche Zustimmung der Kirchengemeinderäte offenbarte sich hierbei. Die Teilnehmer nahmen die drei Beschlussvorschläge ohne Gegenstimmen an: Die Abwicklung des „e.V.“ bleibt bestehen, der Beschluss zu Kooperationsverträgen wird auf Eis gelegt. Der Vorstand wurde beauftragt, nötige Abklärungen und Vorbereitungen für eine Fusion zu treffen, damit im Lauf des Jahres 2021 darüber entschieden werden kann. Rave fasste zusammen: „Nun haben wir die größte Weichenstellung der letzten Jahrzehnte in die Wege geleitet.“

Weiter meinte er: „Vieles mus noch geklärt werden, dies war kein endgültiger Beschluss, dass es tatsächlich zur Fusion kommt.“ Unter anderem muss diesbezüglich auch eine Verbandsversammlung einberufen werden. Rave regte die Einrichtung von Arbeitsgruppen an. Einbezogen werden soll das evangelische Verwaltungs- und Service-Amt Lörrach.

Schlusswort

Dekanin Schäfer zitierte ein Wort des Schweizer Theologen und Lyrikers Kurt Marti, das sich gerade in Umbruchzeiten bewahrheitet: „Eine Lösung gibt es nicht. Nur Schritte auf einem Weg, der kommt, wenn wir sie gehen.“

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading