Kleines Wiesental Gedichte, die vor Leben sprühen

Markgräfler Tagblatt

Kultur: Vierte Rieder Doppellesung mit Ulrike Ebert und Wendelinus Wurth am 19. Oktober

Die AG Kulturhaus im Verein „Brauchtum im Kleinen-Wiesental-Raich“ lädt am 19. Oktober zu einer literarischen Veranstaltung ein. Bei der vieren Rieder Doppel-Lesung treten im Kulturhaus am Rieder Dorfplatz Ulrike Ebert aus Lörrach und Wendelinus Wurth aus Gutach auf. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, für Bewirtung ist gesorgt. Die Lesereihe wird mitveranstaltet und unterstützt vom „Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg“.

Von Sonja Eiche

Kleines Wiesental-Raich. Die beiden eingeladenen Gäste sind sowohl mit alemannischen als auch schriftdeutschen Werken bekannt geworden.

Ulrike Ebert

Ulrike Ebert, 1955 in Lörrach geboren und aufgewachsen, lebte nach dem Studium von Schulmusik, Rhythmik und Klavier an der Musikhochschule Freiburg mit ihrer Familie in Müllheim-Niederweiler und zog kürzlich nach Freiburg, wo sie seit über 30 Jahren an der Fachschule für Sozialpädagogik arbeitet. 2006 erschien im Drey-Verlag ihr vielbeachteter Band mit alemannischen Gedichten „im handchehrum“.

Wie im Handumdrehen, ohne Anstrengung, scheinen diese Gedichte mit leichter Hand und stilsicherem Gespür aus dem Alltag hervorgezaubert. Sie sprühen vor Leben, auch wenn unter der Oberfläche manchmal leise Töne alemannischer Wehmut auftauchen.

Ulrike Eberts Prosadebut „Warnlaute vom Tag“ erzählt zuerst behutsam von einer Kindheit zwischen Sehnsucht nach dem meist abwesenden Schauspieler-Vater und der liebevollen Beziehung zu einer lebensklugen Großmutter, vom schwierigen Umgang als Einzelkind mit der vom Vater enttäuschten Mutter, von den Entdeckerfreuden eines sensibel wachen und phantasiebegabten Kindes und der schwarzen Pädagogik der 50er Jahre.

Die lakonische und doch bildhafte Sprache, ohne gekünstelte Anbiederung, die die Distanz der erwachsenen Autorin verleugnen würde, ermöglicht dem Leser, sich vorsichtig und ganz natürlich der Kinderperspektive anzunähern.

In den Teilen zwei und drei wird das Hinüberwachsen des Kindes in die Jugendzeit gezeigt, den Weg kindlicher Liebe aus der Vereinsamung zu einem gleichaltrigen Du, das Reifen einer Liebesbegabung. Und dann können die Leser die erwachsen Gewordene als von der Natur Verzauberte, als Gartenkundige, als Mutter und Geliebte, als Enttäuschte und Beglückte erleben.

In ausgesprochen geschmeidiger, reifer Prosasprache wird ein Leben nicht groß gemacht, sondern in seiner Einzigartigkeit als Größe gewürdigt.

Wendelinus Wurth schreibt Gedichte, Haiku und Prosa in niederalemannischer Mundart und schriftdeutsch. Er wurde 1953 in der Grimmelshausenstadt Renchen geboren, ist in Zienken (Markgräflerland), Diersheim (Hanauerland) und Urloffen aufgewachsen.

Wendelinus Wurth

Wurth studierte Englisch, Sport, Deutsch und Volkskunde in Freiburg, Iowa City und Detroit. Bis zu diesem Jahr war er Gymnasiallehrer. Er arbeitet als Übersetzer und Journalist und leitet den Drey-Verlag. Mit Frau Karin, Sohn Lionel und Tochter Caroline lebt er in Gutach (Schwarzwaldbahn).

Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem beim International Haiku Contest 1994 in Tokyo, Japan und von der Deutschen Haikugesellschaft 1995. Ihm wurde der Jubiläumspreis beim Rollwagenwettbewerb 2002 zugesprochen, und er ist vielfacher Preisträger bei der „Lahrer Murre“.

Veröffentlicht hat Wendelius Wurth mehrere Gedicht- und Geschichtenbände in Mundart.

Eine außergewöhnliche Leistung stellt seine Übersetzung von Mark Twains „Abenteuer von Huckelberry Finn“ ins Alemannische dar. Sie bewegt sich nahe an der englischen Vorgabe und gilt in Fachkreisen als die beste und adäquateste Übersetzung im deutschen Sprachgebiet.

Insgesamt ist er Mitautor und Herausgeber von inzwischen zehn Anthologien.

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