Kleines Wiesental Goldmedaille für die Bienenzüchter

Markgräfler Tagblatt

Imkerverein Kleines Wiesental: Honigqualität überzeugt den Landesverband / Goldhonig schon ausverkauft

Der zweitbeste Honig des Landes stammt aus dem Kleinen Wiesental und wurde von den fleißigen Bienen von Willi und Sigrid Friedlin erzeugt. Insgesamt holten vier Vereinsmitglieder aus dem Kleinen Wiesental eine Goldmedaille und können zu recht stolz auf ihre Honigqualität sein.

Von Gerald Nill

Kleines Wiesental. Der Ausblick auf diese Saison fällt indes düster aus: Witterungsbedingt sind die Bienen bis zum 1. Juni überhaupt nicht ausgeflogen und mussten gefüttert werden.

Endlich ist es warm und die Bienen fliegen munter am Bienenstock ein und aus, als die erfolgreichen Mitglieder des Imkervereins Kleines Wiesental ihre Medaillen und Urkunden zeigen. Viermal Gold beim Landesverband badischer Imker - das ist die beachtliche Ausbeute. Immerhin zählt der Verband 11 000 Mitglieder. Der Waldhonig von Sarah Dießlin und Stefan Eiche, der Weißtannenhonig von Sigrid Friedlin und der Frühtrachthonig von Willi Friedlin gehören zu den besten in Baden. Im Labor werden die für den Wettbewerb eingereichten Honigproben detailliert analysiert, berichtet der Vereinsvorsitzende und Preisträger Willi Friedlin: „Der Wassergehalt muss unter 18 Prozent liegen.“ Außerdem zählen Geschmack und Konsistenz des natürlichen Lebensmittels. Schließlich werden auch die Anzahl der Enzyme und die Menge der Pollen unterm Mikroskop untersucht. Eine hohe Vielzahl steht für eine Artenvielfalt und letztlich intakte Natur.

Die 360 Bienenvölker der 51 aktiven Mitglieder des Imkervereins Kleines Wiesental scheinen gute Bedingungen zu finden, überdies werden die Stöcke gut gepflegt.

„Wir haben keine Nachwuchssorgen“, gibt Willi Friedlin Entwarnung, auch junge Imker sind in den letzten Jahren dazugekommen, die Spaß an dem relativ aufwändigen Hobby mitbringen. Die Gemeinde Kleines Wiesental schenkt noch immer jedem neuen Jung-Imker einen Bienenstock. 20 Stöcke gehören alleine dem Vorsitz-Ehepaar: Da gebe es jeden Tag etwas zu tun.

Als Lohn gibt es nicht nur den leckeren Honig, sondern immer wieder verblüffende Erkenntnisse über das Leben und Leisten der Bienenvölker. „Wussten Sie, dass eine Biene theoretisch drei- bis viermal um die Erde fliegen muss, um den Honig für ein 500 Gramm-Glas zu sammeln?“

Die Biene ist ein Mehrfachtalent

Tatsächlich schafft eine einzelne Biene aber nur einen Teelöffel voll, da sie in einem sehr arbeitsteiligen Leben nur die letzten zehn Tage ihres Lebens ausfliegt. Dabei verlässt sie bis zu fünf Kilometer weit den heimischen Stock und kann diese Strecke bis zu dreimal pro Tag zurücklegen, um die Nahrung heranzuschaffen. Zuvor war das Insekt dann bereits Zellenputzerin, Baubiene und Wächterin, ehe es endlich ans Ausfliegen geht. Bienenvölker stehen übrigens auf einer Waage, um zu sehen, ob sie ab- oder zugenommen haben.

In diesem kalten und verregneten Frühjahr hätten die Stämme ein Problem gehabt und wären verhungert, weshalb zugefüttert wurde. „Deshalb erwarten wir jetzt nur noch einen Waldhonig“, ergänzt Willi Friedlin. Gleichzeitig kann er beurteilen, dass die Bestäubungsleistung in diesem Frühjahr schwach verlief und deshalb mit einer schlechten Obsternte zu rechnen ist.

Die bislang ungünstige Witterung habe aber keinen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Bienen im Stock, beruhigt er. Die berüchtigte Varroa-Milbe sei aber immer gegenwärtig und müsse durch biologische Mittel wie Ameisensäure oder Oxalsäure aus dem Rhabarber bekämpft werden.

Außerdem entnimmt der Imker vorsorglich die besonders gefährdete Drohnenbrut.

Es gebe bereits Zuchtköniginnen, die ihre Arbeiter anleiten könne, die schädlichen Milben zu bekämpfen.

Eine solche Bienenkönigin sei 500 Euro wert. Da könne man sich vorstellen, welcher materielle Schaden entsteht, wenn Bienenstöcke entwendet werden, wie es zuletzt aus Kandern zu hören war.

„Wenn sie hochdrehen, merkt man es am Ton“

Durch Zuchterfolge seien die Bienen heute sanfter als ihre wilden Artgenossinnen. Friedlin erklärt, dass sie „wabentreu“ seien und beim Herausholen an der Wabentafel hängen bleiben. Dennoch sind die Imker auf der Hut, denn auch Bienenvölker können mal einen schlechten Tag haben. „Wenn sie hoch drehen, merkt man es schon am Ton“, erläutert der Experte. Falls die Insekten Alkohol oder Parfüm wittern und auch bei Wetterwechsel werden sie leicht nervös.

Noch zwei Zahlen, die verblüffen und die Faszination der Imker an ihrem Hobby nachvollziehen lassen: Im Sommer zählt ein Volk 40 000 bis 60 000 Bienen und die Königin legt jetzt bis zur Sonnenwende 2000 Eier - täglich.

Übrigens könnte Willi Friedlin mit seinem Siegerhonig jetzt am Bundeswettbewerb der Imker teilnehmen. Theoretisch. „Leider ist der Goldhonig schon ausverkauft“, muss der Vorsitzende aus Sallneck passen.

Der Imkerverein Kleines Wiesental trifft sich im Sommer allmonatlich im Vereinsheim. Zu den Versammlungen, die dem Gedankenaustausch dienen, kommen jeweils 24 bis 28 aktive Mitglieder. Deshalb muss die Holzhütte jetzt durch einen kleinen Anbau erweitert werden.

Der Imkerverein wurde vor 90 Jahren gegründet und zählt insgesamt 102 Mitglieder. Oftmals ist das Hobby ein Spaß für die gesamte Familie.

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