Auf seine Metallrohlinge für Feilen bringt er zunächst einen Unterhieb auf, später den Oberhieb, der schräg in entgegengesetzter Richtung verläuft. Es liegen nun zwei sich kreuzende Rillenstrukturen vor (Kreuzhieb). „Der Oberhieb sorgt dafür, dass die Feile scharf wird“, sagt Pechar. Weil die Unterhiebteilung größer ist als die Oberhiebteilung, entstehen seitlich versetzte hintereinander angeordnete Zähne. Auf einen Metallrohling, der zu einer Raspel wird, haut er mithilfe eines Hammers und mit einem Meißel regelmäßig Zähne hinein. Bis zu tausend und mehr solcher spitzen Erhebungen entstehen pro Seite.
Feilen und Raspeln kommen in der Chirurgie zum Einsatz, aber auch im Holzinstrumentenbau.
„80 Prozent meiner Erträge erziele ich mit der Werkzeugherstellung für die Medizintechnik, 20 Prozent meiner Erträge mit der Werkzeugherstellung für den Holzinstrumentenbau“, sagt der Tuttlinger.
Was sind die Vorzüge der manuellen Herstellung? „Die mit Maschinen hergestellten Feilen und Raspeln für die Holzinstrumente sind gröber und verursachen eher Furchen, wenn man sie benutzt“, erklärt Pechar. Deswegen schwören Geigenbauer auf die manuell hergestellten Werkzeuge. „Wenn eine Violine 6000 Euro kostet, gibt man auch 100 Euro für eine von mir hergestellte Raspel aus“, sagt der Tuttlinger. Seine Produkte werden in Japan ebenso eingesetzt wie in Australien, Brasilien, USA, Kanada oder Europa und natürlich in Deutschland.
Neben der hochwertigen Produktion der medizinischen Instrumente in Deutschland werden dieselben hauptsächlich in Pakistan und China für Länder produziert, die diese teuren Instrumente nicht finanzieren können. Baumarkt-Massenware an Feilen und Raspeln wird heute überwiegend in Fernost hergestellt.
Wenn Pechar in sechs Jahren in Rente geht, heißt das nicht, dass er sich entspannt zurücklehnt. Das hat sein Stiefvater auch nicht getan. „Er hat noch mit 78 Jahren Raspeln und Feilen gehauen und hat das als sein Hobby betrachtet.“ „Ich werde meine Arbeit sicher stark reduzieren, aber es ist eine reizvolle Tätigkeit, etwas zu machen, was als Beruf, als Handwerk, ausgestorben ist“, fügt er hinzu.