Kleines Wiesental Hinter jedem Fenster sitzt ein Künstler

Markgräfler Tagblatt
Beste Unterhaltung beim „Krone“-Frühschoppen“: (sitzend von links) Elsa Wittum und Waltraud Bühler sowie (stehend von links) Albert Röther, Bertold Hünenberger, Walter Dreher, Andreas Schaffrina, Hans Ruf und Hans Viardot. Foto: Gudrun Gehr Foto: Markgräfler Tagblatt

„Krone“-Frühschoppen: KuK bietet Veranstaltung mit Musik, Gedichten und Anekdoten / Erinnerung an „Kallfaß-Luis“

Das KuK-Team hatte jüngst für den traditionellen Frühschoppen zur Entstehungsgeschichte der altehrwürdigen „Krone“ als Wirtshausmuseum und zur Erinnerung an das Original „Kallfaß-Luis“ eingeladen. Viele „Krone“-Freunde folgten dem Ruf und füllten den Festsaal restlos.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental-Tegernau . Hans Viardot skizzierte das Leben der letzten „Krone“-Wirtin: Die „Kallfaß-Luis“ wurde 86 Jahre alt und starb am 27. Februar 1997 in der „Krone“. Mit dem Tod der Wirtin hatte sich eine liebenswerte Person und eines der letzten großen Originale aus dem Kleinen Wiesental für immer verabschiedet. Luis war schon zu Lebzeiten überregional eine Legende.

Viardot zitierte aus einem Lied des zwischenzeitlich nicht mehr existenten gemischten Chors Elbenschwand, der bei ihrer Beerdigung sang: „S’isch Feierabend, das Tagwerk ist vollbracht.“ Damals bestand die Gefahr, dass es keine Abende mehr mit Kartenspiel, mit dem Musikverein, keine Hospizabende oder Stammtische mehr geben würde. Vermissen müsste man den bullernden Ofen mit dem langen Ofenrohr, die halsbrecherische Kellerstiege, die Nappos im Weckglas, die Fläschchen mit den Liebesperlen oder sonst die Vielzahl von Kinkerlitzchen, die das Flair der „Krone“ ausmachten.

Aber bereits vor dem Tod der „Kallfaß-Luis“ hatten sich einige Engagierte Gedanken über den Weiterbestand der „Krone“ gemacht, um zu verhindern, dass diese abgerissen wird. Es kristallisierte sich der Plan heraus, die „Krone“ in ein Wirtshausmuseum zu verwandeln.

Bereits 1996 fand in der „Krone“ sozusagen ein unauffälliges Gespräch mit einem Kulturhistoriker statt. Viardot erzählte: „Hätte die Luis hiervon etwas geahnt, hätte sie uns bestimmt zusammengeschissen.“ Nachdem vor Jahren bereits das historische Gasthaus „Löwen“ abgerissen wurde, wollte man wenigstens der „Krone“ dieses Schicksal ersparen.

Die Gruppe Aktiver entschied, das Kulturgut „Krone“ zu verteidigen. 1998 wurde der „Verein zur Erhaltung der ’Krone’“ gegründet, am 13. Juni 2008 wurde das Wirtshausmuseum feierlich eröffnet, seit 2018 ist die Bewirtschaftung in die Hände des Museumscafés „Krone“ gelegt.

Bertold Hünenberger und Andreas Schaffrina begleiteten die Verse, Lieder und Witze auf musikalische Weise. Hans Viardot dachte an das eng getaktete Programm der Veranstaltung, wollte keine Zeit verlieren und kündigte das Duo unter Schmunzeln der Gäste an: „Ab nach vorne, los, zack, zack“. Unter Schunkeln und Mitsingen präsentierte das Duo wohlbekannte Stücke alemannischer Liedermacher wie Frank Dietsche, Roland Hofmaier oder Otto Bürgelin.

Hans Viardot freute sich besonders, die 93-jährige Elsa Wittum als Besucherin begrüßen zu können. Sie war die Duo-Partnerin der 2016 verstorbenen Erna Lenz, beide waren auch überregional als die „Kleinwiesentäler Nachtigallen“ bekannt und gerngesehene Besucherinnen der „Krone“.

Witze ohne Unterlass

Elsa Wittum kann unverändert ohne Unterbruch köstliche und deftige Witze zum Besten geben. Lieder und Witze des Duos wurden 2006 auf einer CD aufgenommen. Hiervon präsentierte Hans Viardot einige Beispiele vom Rekorder. Els’ Wittum hatte jedoch schon wieder neue Witze parat, die sie in ihrer unnachahmlichen Art vortrug, wobei sich das Publikum vor Lachen bog.

Hans Viardot wusste: „Im Kleinen Wiesental sitzt hinter jedem Fenster ein Künstler.“ Dass es sich hierbei nicht nur um talentierte Maler, sondern auch um dichtende Künstler(innen) handelt, zeigten seine Einladungen an den 101-jährigen Albert Röther, Walter Dreher, Hans Ruf, Waltraud Bühler, Elsa Wittum und Markus Manfred Jung.

Viardot präsentierte zunächst seine „Neuentdeckung“ Walter Dreher, 84 Jahre alt, der seine alemannischen Gedichte, Erinnerungen und Lieder bühnenreif vortrug: „In der Krone haben seit 1735 insgesamt zehn Generationen verkehrt, hier haben schon Napoleons Soldaten verkehrt.“ Bei seinen Liedern wurde mitgesungen und mitgeschunkelt. Viardot bedankte sich und sagte voraus: „Du stehst am Beginn einer großen Karriere.“

Lyrik über Heimatliebe

Im Anschluss präsentierten die Kleinwiesentäler Lyriker ihre Gedichte, die von den Erinnerungen an d’Kallfaß-Luis, von Heimatliebe, vom Zauber des Kleinen Wiesentals und von Lebensfreude zeugen. Markus Manfred Jung war terminlich verhindert, einige seiner Verse wurde auf einer CD vorgestellt. Hans Viardot war sichtlich bewegt: „So einen Frühschoppen werden wir wohl nicht mehr wiederholen können. Wir haben gerade eine Sternstunde in der ’Krone’ erlebt.“

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