Kleines Wiesental Jungbestandspflege vernachlässigt

Christoph Schennen
Die Entscheidung zur Vertragsverlängerung zur Betreuung des Körperschaftswalds mit dem Landratsamt hat die Gemeinde vertagt. Foto: Zoë Schäuble

Wie alle Kommunen im Landkreis Lörrach stand die Gemeinde Kleines Wiesental jüngst vor der Entscheidung, ob sie den zum Jahresende ausgelaufenen Vertrag zur Betreuung des Körperschaftswalds verlängern soll. Dazu durchringen konnten sich die Räte nicht – und haben die Entscheidung vorerst vertragt.

Von Christoph Schennen

Kleines Wiesental. Bürgermeister Gerd Schönbett sagte, es gebe keine Alternative zu dem neuen Vertrag. Mit dessen Abschluss sei eine Kostensteigerung von 22 Prozent verbunden, bedauerte Schönbett. Die Frage ist, ob eine Eigenbeförsterung wie etwa im Münstertal für das Kleine Wiesental besser wäre. Rolf Vollmer sagte, dass deutsche Kommunen 100 Euro pro Jahr und pro Hektar für unbewirtschafteten Wald bekommen. „Bei 1200 Hektar Wald sind das Einnahmen von 120 000 Euro“, sagte der Wieser Ortsvorsteher. Gemeinderat Matthias Leisinger, der Mitarbeiter der Unteren Forstbehörde beim Landratsamt ist, entgegnete ihm, dass die Förderung an eine Vielzahl von Bedingungen geknüpft sei.

Jungbestand muss freigehalten werden

Klaus Worms plädierte dafür, den Vertrag nicht zu verlängern, weil die Beförsterung in Neuenweg im vergangenen Jahr nicht stattgefunden habe. Er erinnerte an die Ziele der Forsteinrichtung. Diese sieht vor, dass man im Revier Neuenweg, dem größten Forstrevier im Landkreis Lörrach, innerhalb von zehn Jahren circa 100 Hektar Wald erntet. In den Gebieten, wo Holz geerntet werde, keimten dann die Jungpflanzen, allerdings auch unerwünschte Flora. Aufgabe des Försters sei es, diesen Jungbestand zu pflegen. „Die Pflege des Jungbestands schmälert den Gewinn, ist aber gut für die Nachhaltigkeit“, sagte Worms gegenüber unserer Zeitung. Er findet, dass diese Jungbestandspflege in Neuenweg im vergangenen Jahr zu kurz gekommen sei. Gleichzeitig äußerte er Verständnis für den Revierleiter Rüdiger Motzke, der nun ein dreifach so großes Revier wie einst zu betreuen habe. Er müsse die Jungbestandspflege nicht selber übernehmen, sondern könne das an einen Dienstleister delegieren.

Wunsch nach mehr Präsenz des Försters

Worms kritisierte auch, dass bei Waldthemen im Ortschaftsrat kein Förster mehr anwesend sei. Das sei in Bürchau ganz anders, entgegnete ihm Katharina Matzken. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Rüdiger Motzke, Leiter des Revier Tegernau, Neuenweg, er und sein Trainee Johannes Büche könnten nicht immer zu jeder Ortschaftsratssitzung gehen, zu der sie eingeladen würden, weil diese häufig parallel stattfänden. In Neuenweg sei die Forstwirtschaft 2022 „massiv präsent“ gewesen. Der Schwerpunkt der Kulturarbeiten – unter anderem die Jungbestandspflege – lag 2022 aber im Süden seines Reviers, das von Wieslet bis Neuenweg reicht.

Werner Schwald kritisierte, dass aus der Forstwirtschaft niemand mehr präsent sei. Ihm missfällt die lange Laufzeit des Vertrags, die unlängst von drei auf fünf Jahre verlängert worden war. Matthias Leisinger sagte, auch die Forstwirtschaft habe zu wenig Personal. Schon seit einiger Zeit setze der Forst BW darauf, mittels Trainee-Programm Personal zu rekrutieren. Ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung sei, dass der Trainee eine lange Zeit bei einem Revierleiter mitlaufe. Eine gute Ausbildung sei notwendig, so Gerd Schönbett, denn der Gemeindewald brauche eine qualifizierte Betreuung.

...in Deutschland umfasst 11,4 Millionen Hektar. Davon sind rund 2,2 Millionen Hektar oder 19,4 Prozent Körperschaftswald. Bei einem Körperschaftswald handelt es sich um Wald im Eigentum von Körperschaften des öffentlichen Rechts wie Gemeinden und Städten – dann bezeichnet man diesen Wald auch als Kommunalwald, Stadtwald, Gemeindewald oder auch als Interessentenforst.

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