Kleines Wiesental Mainzer Hofsänger sind zu Gast

Markgräfler Tagblatt

Gesangverein Wies: Die „Harmonie“ feiert 140-Jähriges / Rückblick auf eine echte Kulturgeschichte

Seinen 140. Geburtstag kann sich der Gesangverein Wies mit der Geburtsstunde der Glühbirne teilen: Auch den musikbegeisterten Wieser Sängern ist wohl damals ein Licht aufgegangen, und sie entschlossen sich zur Gründung des Gesangvereins „Harmonie“.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental-Wies. Sein Jubiläum feiert der Gesangverein nun in der neu renovierten Mehrzweckhalle in Tegernau, hier erwartet man zum Geburtstagsfest die Mainzer Hofsänger. Die 17 Sänger unter Leitung ihres Dirigenten Michael Christ möchten dem Kleinwiesentäler Verein mit einem Konzert gratulieren und unternehmen mit ihrem musikalischen Bilderbogen einen Ausflug quer durch die Notenmappe.

Wechselvolle Geschichte des Gesangvereins

Über die Gründung des Vereins im Jahr 1879 liegen dem 66-jährigen Vorsitzenden Helmut Grether keine genauen Aufzeichnungen vor, die alten Vereinsbücher gingen bei einem Brand im Jahre 1893 verloren. Die Inschrift der Vereinsfahne lautet: „Mein Heimatdorf in Lied und Sang, dir bleib ich treu mein Leben lang“.

Erst seit 1897 liegen wieder Protokolle über die Aktivitäten des Männerchores vor. Trotz Zeitabschnitten mit einer größeren Anzahl Sänger gab es durch die Jahrzehnte durchaus auch immer wieder Schwierigkeiten mit zu wenigen Aktiven. Im Jahr 1901 löste sich der Verein nahezu auf, weil kein Dirigent vorhanden war. Gemeinsam bewältigte man jedoch die Durststrecken.

Ein Protokoll aus dem Jahr 1921 berichtet über das Fehlen der Sänger zur Singstunde: „Wenn ein Aktiver unentschuldigt fehlt, so hat er eine Strafe von fünf Mark in die Vereinskasse zu bezahlen.“ Manch ein Aktiver hat damals sicherlich genau überlegt, die Singstunde zu verbummeln.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Jahr 1947 der Verein zum zweiten Mal unter dem Namen „Harmonie“ gegründet. Der Chor zählte damals beachtliche 36 Sänger. Zwei Anläufe wurden unternommen, den Chor in den 1950er Jahren und von 1966 bis 1969 zu einem gemischten Chor zu verändern. Beide Ansätze scheiterten, da zu wenige Sängerinnen zur Verfügung standen. Auch ein „Jung-Chor“ mit Kindern im Alter von sieben bis 13 Jahren wurde in den 1990er Jahren gegründet. Mehrere Jungsänger konnten in die Reihen der aktiven Sänger aufgenommen werden, was dem Verein eine willkommene Verjüngungsspritze verschaffte.

Im Jahr 2012 fusionierte der Gesangverein mit den Sängerinnen des evangelischen Singkreises Wies. Derzeit werden elf Sänger und zehn Sängerinnen von Dirigentin Claudia Götting dirigiert, die mit dem Chor das Repertoire kontinuierlich erweitert und anspruchsvolle Stücke einstudiert. Die Verbindung der beiden Chöre erfolgte laut Vorsitzendem Grether überwiegend reibungslos, der Name des Gesangvereins „Harmonie“ wurde beibehalten. Einschließlich der Aktiven umfasst der Verein etwa 120 Mitglieder. Der Wunsch von Helmut Grether ist die Vereinigung aller Chöre des Kleinen Wiesentals zu einem Gesamtchor.

Opulente Feste in der Vergangenheit

Auf opulente Feste in der Vergangenheit kann „Urgestein“ Helmut Grether zurückblicken, der 1970 seine erste Singstunde im Verein absolvierte. Er ist seit 2006 erster Vorsitzender und amtierte zuvor insgesamt 28 Jahre als zweiter Vorsitzender. Grether erinnert sich: „Die früheren Feste erwiesen sich in der Region meist als Straßenfeger.“ Beispielsweise wurde das 100-jährige Bestehen des Gesangvereins im Jahr 1979 über drei Tage hinweg mit 28 geladenen Vereinen gefeiert. Grether erinnerte sich schmunzelnd: „Für uns junge Sänger war das Vereinsleben mit seinen vielen Einladungen und Gegeneinladungen höchst attraktiv, hatten wir doch auf diese Weise die Gelegenheit, nette Mädchen in der Nachbarschaft kennenzulernen.“ Er erinnert sich weiter an das Jubiläum: „Alle eingeladenen Vereine wurden damals feierlich durch mehrere hübsche Festjungfern aus dem Dorf auf das Festgelände geleitet.“ Im Gespräch teilt Grether augenzwinkernd mit, dass hier gelegentlich auch Ehen entstanden. Seine aus Wies stammende Ehefrau Gabi amtierte damals ebenfalls als Festjungfer.

Wichtiger Kulturträger im Dorf

Der Gesangverein Wies ist ein nicht wegzudenkender wichtiger Kulturträger im Dorf. Nicht nur große Konzerte und Besuche bei befreundeten Vereinen beinhaltet das Vereinsleben. Den größten Teil machen kleinere Veranstaltungen mit Ständchen, Maisingen, Mitwirken bei Gottesdiensten, Trauerfeiern, Totengedenkfeiern und Anlässen der politischen Gemeinden aus. Derzeit bestreitet der Gesangverein mit seinen Probestunden und verschiedenen Veranstaltungen jährlich etwa 60 Anlässe.

Der Gesangverein freut sich auf viele Gäste beim Konzert der Mainzer Hofsänger am Samstag, 16. November, um 20 Uhr in der Halle Tegernau (Einlass ab 19 Uhr). Vorverkauf bei Helmut Grether, Tel. 07629/1371, Tobias Giesin, Tel. 0173/722 178 5, und Nicolai Schwald, Tel. 0175/198 666 5. Für das leibliche Wohl mit Snacks und Getränken ist gesorgt.

Auch zum Kirchenkonzert des Gesangvereins „Harmonie“ am Samstag, 30. November, um 19.30 Uhr in der Kirche Wies wird eingeladen. Gäste sind der Musikverein „Freundschaft“ Wies und die Solistin Nicole Hiss.

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