Im „Dorfladen-Projekt“ in Wies, das nun im sechsten Jahr erfolgreich betrieben wird, sind insgesamt rund 40 Helfer aktiv. Die meisten dieser Helfer (gesamt 30) bringen sich rein ehrenamtlich ein. Aber schon in der Gründungszeit entschieden die Genossen, dass die neun Kernteam-Mitarbeiter im Dorfladen für ihre verbindlich erbrachte Leistung einen „Dankeschön-Lohn“ von sechs Euro pro Ladenöffnungsstunde erhalten sollten. Die Mitglieder der Genossenschaft verzichteten ihrerseits auf eine Verzinsung ihrer Einlage und akzeptierten Betriebsergebnisse im Dorfladen mit einer „schwarzen Null“.
Die Lohnkosten des Kernzeit-Teams beliefen sich in den Jahren 2013/2014 auf rund 45 000 Euro jährlich. Wenn ein Mindestlohn von 8,50 Euro gezahlt werden muss, erhöhen sich die jährlichen Lohnkosten um rund 18 000 Euro, was bei der Kalkulation im Laden „mit spitzem Bleistift“ nicht zu verkraften ist. Dabei sind die Aufwände für die ebenfalls gesetzlich vorgeschriebene Aufzeichnungspflicht noch nicht berücksichtigt. „Von der Gründungszeit bis heute haben wir unser Projekt immer als gemeinnützig und nicht als gewinnorientiert betrachtet“, betont Dieter Miss. „Müssen wir die Vorschriften des Mindestlohn-Gesetzes vollumfänglich einhalten, dann bedeutet das das Aus für den Wieser Dorfladen und alle Aktivitäten, die damit verbunden sind.“
Mit dem „Hilfeschrei“ möchten die Bürger in der Genossenschaft, aber auch viele Freunde und Förderer des Dorfladens, die politisch Verantwortlichen und die Öffentlichkeit generell dazu aufrufen, eine Regelung für überwiegend ehrenamtlich gestaltete Projekte zu schaffen, damit bürgerschaftliche Initiativen im ländlichen Raum erhalten und nicht durch politische Entscheide erwürgt werden.