Kleines Wiesental Nach der Kirche in die Gaststube

Gudrun Gehr

Tradition: Drittklässler der Naturparkschule besuchen Kirche in Tegernau und Wirtshausmuseum „Krone“.

Kleines Wiesental-Tegernau - In ihrem Modul „Kleines Wiesental“ besuchten neun Drittklässler der Naturparkschule Tegernau mit ihrer Klassenlehrerin Regina Jandke die evangelische St. Laurentiuskirche und das Wirtshausmuseum „Krone“.

Von Bertold Hünenberger, kundiger Führer von Kirchen im Markgräflerland, und von Hans Viardot erfuhren die Kinder, dass Kirche und Gasthaus früher ein untrennbares Geschwisterpaar waren.

Die Turmtür als früherer Eingang

Ein Denkmal vor der Laurentiuskirche verweist auf die Toten des deutsch-französischen Kriegs von 1870 bis 1871. Der nebenstehende Turm, bestehend von einem aus Neuenweg stammenden Findling, fungierte zunächst als Denkmal des Großherzogs Friedrich I, später erfolgte eine Umwandlung für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.

Die Kinder erfuhren, dass die Kirche erstmals im Jahre 1114 erwähnt wurde. Patron der Kirche ist der Heilige Laurentius, auch Lorenz genannt. Evangelisch wurde die Kirche im Zuge der Reformation durch Markgraf Karl im Jahre 1557. Die Tegernauer Kirche wurde nach einem Brand im Jahre 1756 umgebaut, der Eingang wurde in die Mitte des Langhauses verlegt. Spannenderweise befand sich der ehemalige Eingang im Turm. Dieser verfügt über insgesamt vier Stockwerke und ist über sogenannte „Schlauderen“, also Metallanker, verbunden. Im oberen Rundbogen des ehemaligen Eingangs befindet sich ein badisches Wappen, darüber noch ein gotisches Mauerteil des ehemaligen Sakramenthäuschens, verziert mit dem Waldecker Wappen und einem Relief des Schweißtuches der Veronika. Die Umbaumaßnahmen von 1756 spiegeln sich in den unterschiedlichen Rundungen der Fenster des Langbaues. In einem Mauerteil des Kirchenschiffes haben sich die damals tätigen Steinmetze mit einem Zeichen verewigt.

Der Chorraum weist die Form eines halben Achteckes auf. 1966 erfolgte erneut ein Umbau, die unter Denkmalschutz stehende Orgel von Fridolin Merklin steht nunmehr auf der Westempore. Die modernen Fenster stammen aus farbigen Glasmosaiksteinen vom Künstler Jürgen Brodwolf aus Kandern. Gut erhalten sind mehrere Grabtafeln. Sie erinnern an Vogt Friedrich Gräter, an Pfarrer Johann Friedrich Stender und an Vogt Fritz Grether mit Ehefrau Maria. Hans Viardot zeigte seinen kleinen Besuchern anhand eines Fotos, wie die Kirche vor einem weiteren Umbau im Jahr 1966 aussah. Auf der Kirchturmspitze dieser evangelischen Kirche befindet sich, wie üblich, ein Wetterhahn, auf katholischen Kirchturmspitzen ist dort ein Kreuz befestigt. Bertold Hünenberger erklärte: „Ein Hahn ist für die evangelischen Christen das Symbol für Wachsamkeit“.

Kirche und Gasthaus als „Geschwister“

Üblicherweise pflegte man früher nach dem sonntäglichen Kirchgang den Besuch einer der Gaststätten in Tegernau. Es bestand damals die reichhaltige Auswahl unter insgesamt fünf umliegenden Gaststätten, darunter der „Ochsen“, der „Löwen“, der „Hirschen“, die „Krone“ und die ehemalige Gemeindestube „Maien“.

Der „Maien“ sei stets die älteste Wirtschaft im Ort gewesen und habe als Versammlungsort der Gemeinde gedient. Die „Krone“ wurde 2008 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder als Wirtshausmuseum eröffnet. Diese wird seit 1735 als Gaststätte betrieben, ist tatsächlich jedoch mehr als 900 Jahre alt. Hier versammelten sich im Gastraum die Männer um die Stammtische, hierarchisch in Groß-, Mittel und Kleinbauern und Arbeiter aufgeteilt. Oben im Tanzsaal saßen die Frauen und Kinder auf den Bänken und schauten den jungen Mädchen beim Tanz zu. Besichtigt wurden ferner das „Schißhüsli“ und die Schlafkammer der letzten Wirtin Luis. Nach Abschluss der Führung durften die Kinder von den eindrucksvollen Motiven, welche die „Krone“ bot, jeweils ein Bild malen. Darunter befand sich auch das mindestens 500 Jahre alte Fläschchen aus Waldglas, das bei den Umbauarbeiten unter dem Fußboden gefunden wurde.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading