Kleines Wiesental „Nicht auf Heilsversprechen von Investoren und Finanzexperten einlassen“

Markgräfler Tagblatt

Betr.: Diskussion um Windkraftanlagen am Zeller Blauen

Betr.: Diskussion um Windkraftanlagen am Zeller Blauen

Bei der Info-Veranstaltung in Bürchau hat mir ein Vertreter der Windkraftinvestoren unter anderem bestätigt, dass die Windkraft in unserer Region nicht wirklich zu einer stabilen Stromversorgung taugt und dass diese Technik nur eine Übergangslösung für die nächsten zirka 20 Jahre bei der Energiewende sein wird.

Eine derartige Übergangslösung kann man in einem Industriegebiet, auf unbewaldeten Erhebungen oder anderen Gebieten ausprobieren, aber nicht in einem so schützenswerte Biosphärengebiet, Urlaubs- und Naherholungsgebiet vor den Toren von Basel und Freiburg.

Als unsere Vorfahren zum Beispiel das Pumpspeicherwerk Schluchsee in Angriff nahmen, oder das Rheinkraftwerk Rheinfelden, wurde für hundert und mehr Jahre gebaut. Für den Schluchsee wurden Teile des Ortes geopfert, aber der Nutzen, den der Ort, die Hotelerie, Gastronomie, private Vermieter et cetera bis heute haben und in Zukunft noch haben werden, ist wohl nicht mehr in Euro zu erfassen.

Pumpspeicherkraftwerk Wehr : Damals, in den 1970er Jahren, war für zirka fünf Jahre eine erhebliche Bautätigkeit bei Wehr und auf dem Hotzenwald, aber seit dem arbeitet das Kraftwerk in aller Stille im Berg.

Ganz anders sieht es mit dem geplanten Windpark Projekt südlich des Belchens aus. Die hier lebende Bevölkerung wird nur Beeinträchtigungen ertragen müssen, ohne einen Nutzen davon zu haben. Die Gemeindeverwaltung will ja nicht einmal ungefähr bekannt geben, welche Einnahmen in der Gemeindekasse zu erwarten sind. Wenn die Anlagen nach 15 bis 20 Jahren ertüchtigt oder abgebaut werden, müssen die bis dahin gewachsenen Bäume zum Aufstellen der Kräne wieder entfernt werden.

Von den bekannten Schanzen am Hau bis zum Zeller Blauen befinden sich weitere, noch nicht ausführlich dokumentierte Schanzen und Wallanlagen und über 80 historische Grenzsteine, die zum Teil sicher den Bauplätzen der Windkraftanlagen zum Opfer fallen werden.

Auf keinem mir bekannten Höhenzug im Schwarzwald gibt es eine solche Ansammlung von historischen Anlagen, wie hier.

Da die Zuwegungen noch nicht definitiv feststehen, können wir noch nicht abschätzen, was dafür noch alles auf der Strecke bleiben wird.

Und das alles für eine Übergangstechnik bei der Stromerzeugung! Die Energiewende im Kleinen Wiesental ist schon sehr weit fortgeschritten. Auf vielen Dächern sind sowohl thermische Solaranlagen, als auch PV-Anlagen installiert.

In Tegernau und Niedertegernau sind sehr große Photovoltaik-Anlagen auf Hallendächern installiert. Zwei Wasserkraftwerke, eines an der Köhlgartenwiese und eines an der Kleinen Wiese erzeugen Strom.

In fast allen privaten Häusern sind Holzheizungen, Hackschnitzel- oder Pelletkessel eingebaut. Manche Privathäuser haben Geothermie-Wärmepumpen für Brauchwasser und Heizung. In Tegernau wurde letztes Jahr eine Hackschnitzel-Fernheizung für den Zentralort in Betrieb genommen. Der Versorgungsbereich wird demnächst noch erweitert. Das gleiche wird derzeit in Wies und Neuenweg realisiert. Das Schulzentrum, die Sporthalle und der neue Bauhof werden bald von einer neuen Hackschnitzelheizung versorgt. Die Menschen im Tal sind aufgeschlossen für die Energiewende von unten und sehr viele tun etwas dafür, ohne dass dadurch die Nachbarschaft in Mitleidenschaft gezogen wird oder Kulturgüter für immer zerstört werden. Niemand braucht sich vorwerfen zu lassen, dass im Kleinen Wiesental nichts für die Energiewende getan wird, auch wenn keine weiteren Windmonster aufgestellt werden. Dies gehört meines Erachtens in einem Biosphärengebiet ausdrücklich herausgestellt!

Wir Älteren erinnern uns doch alle noch an den Ausspruch des damaligen baden-württembergischer Ministerpräsidenten Hans Filbinger am Kaiserstuhl, als er behauptete, dass ohne den Bau des Kernkraftwerks Wyhl in Freiburg in zehn Jahren die Lichter ausgehen würden. Freiburg ist wie wir wissen bis heute immer hell beleuchtet. Wir sollten gemeinsam im Kleinen weiter machen und uns nicht auf die Heilsversprechen von Investoren und Finanzexperten einlassen. Nur das fördert den Zusammenhalt der Bevölkerung. Das Windparkprojekt Zeller Blauen in der geplanten Ausführung wird nicht nur in der Natur tiefe Gräben hinterlassen. Weitere Infos: https://youtu.be/jJzBbQqPWXg.

Harald Senn

Kleines Wiesental

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