Kleines Wiesental Pionierin im Fremdenverkehr

Ralph Lacher
Leidenschaftliche Gastgeberin: Erika Mogel aus Neuenweg wird heute 95 Jahre alt.                                           Foto: Ralph Lacher

Jubilarin: Erika Mogel vom „Haus Erika“ feiert heute 95. Geburtstag

Bei guter Gesundheit feiert heute, Freitag, Erika Mogel aus Neuenweg ihren 95. Geburtstag. „Ane hocke un nüt do isch nit mini Sach“, so die Jubilarin, die auf ein arbeitsreiches, erfülltes Leben zurückblickt als eine Frau, die im Dorf und darüber hinaus bestens bekannt ist als jahrzehntelange Gastgeberin in ihrer Pension „Haus Erika“.

Von Ralph Lacher

Kleines Wiesental-Neuenweg. Geboren wurde die Jubilarin am 2. September 1927 als Tochter der Schuhmacherfamilie Genshirt in Langenau. Im heutigen Schopfheimer Stadtteil an der Kleinen Wiese ging sie zur Schule, lernte später den Beruf der Schneiderin und arbeitete nach einer kurzen Zeit Ende des Zweiten Weltkriegs im Arbeitsdienst an der Nähschule Schopfheim.

Feriengäste beherbergt

Dort lernte sie den aus Neustadt im Schwarzwald stammenden Otto Mogel, einen jungen Handwerker, der im Wiesental eine Stelle als „Pöstler“ und Fahrer des Postautos gefunden hatte, kennen und lieben. 1948 wurde geheiratet, die erste Zeit lebte das junge Ehepaar bei den Eltern in Langenau.

Als der Ehemann als Postautofahrer die Strecke von Schopfheim auf den Haldenhof oberhalb von Neuenweg zugeteilt bekam, zogen die Mogels 1953 nach Neuenweg. Zehn Jahre lang lebte die Familie, zu der zwischenzeitlich auch zwei Söhne gehörten, zur Miete in einer kleinen Wohnung.

Die Mutter Erika Mogel hatte ab 1960 Arbeit bei einem Textilunternehmen in Tegernau gefunden, und als man sich zum Bau eines eigenen Hauses in Neuenweg entschloss, kam als Zweitberuf Gastgeberin in einer Pension dazu. „De Otti un ich hän denkt, ohni ä zweites Standbei chönne mir uns kei eigenes Huus leischte“, erzählt die rüstige Jubilarin.

Im „Haus Erika“ war Erika Mogel ab 1965 sowohl eine der Pionierinnen von Fremdenverkehr im Tal am Fuße des Belchen sowie auch und über 45 Jahre lang Gastgeberin für „Kurgäste“, wie die Touristen im Tal früher genannt wurden. Berühmt war ihr selbstgemachtes Frühstück aus frischen Produkten, lange bevor in der Gastronomie Regionalität und Saisonalität groß geschrieben wurden.

Bekannt war auch der Familienanschluss bei den Mogels - und so kamen viele Kurgäste jahrzehntelang ins „Haus Erika“. Erika Mogel nahm ein Vierteljahrhundert lang die Doppelbelastung von morgendlicher Gastgeberin und Mittagsschichtlerin in der Tegernauer Textilfabrik auf sich. Bis 1985 und dem nach 25 Jahren angetretenen Vorruhestand arbeitete sie in Tegernau, konnte sich anschließend aber voll auf die Pension im „Haus Erika“ konzentrieren.

Bis ins hohe Alter hinein und über den frühen Tod des Ehemanns im Jahr 1993 hinaus betrieb Erika Mogel ihr „Haus Erika“. Als vor rund zehn Jahren die Arbeit beim Frühstückrichten und Bettenmachen zu anstrengend wurde, habe sie schweren Herzens die geliebte Rolle als Gastgeberin aufgegeben, erzählt die Jubilarin.

Allerdings kamen bis zu den Corona-Einschränkungen immer mal wieder Stammgäste trotzdem vorbei. Bis 2011 war Erika Mogel auch im Tourismusverein Neuenweg im Vorstand tätig. Froh ist die Jubilarin darüber, dass sie die Familie hinter sich weiß. „Die Junge helfe mer immer wenn ich si bruch“, sagt Erika Mogel dankbar. So sei sie über die schwere Zeit von Corona mit der Abschottung alter Menschen und vor allem über den Tod eines Sohnes vor rund drei Jahren hinweg gekommen.

Im Tourismusverein tätig

Die nun wieder möglichen Kontakte zur Familie, zu der auch vier Enkel und fünf Urenkel gehören, hielten sie fit und munter, wie die Jubilarin mit einem Lächeln sagt. Dass sie seit rund eineinhalb Jahren von einer 24-Stunden-Kraft betreut wird, sei ein Segen. Denn so kann sie weiter in ihrem geliebten „Haus Erika“ leben - und den kleinen Garten und vor allem den Grünschmuck am Balkon selbst gestalten.

Gerne schaut die Jubilarin, die bis ins hohe Alter auch Zither spielte und lange Zeit im Zitherverein Schopfheim aktiv war, im Fernsehen Musik-Sendungen und hält sich mit weiteren TV-Angeboten auf dem Laufenden. „Un was im Tal passiert, des verzelle mer d’Chinder un d’Enkel“, so Erika Mogel. Gefeiert wird heute im Kreis der Familie und Freunde in einer Gaststätte oberhalb Neuenwegs und mit Kaffee und Kuchen im „Haus Erika“.

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