Kleines Wiesental Senn: „Gewinnoptimierung kommt vor ökologischem Nutzen“

Markgräfler Tagblatt
Bei der Infoveranstaltung vor einigen Wochen in Schwand äußerten Windkraftbefürworter und -gegner ihre Argumente für beziehungsweise wider die Aufstellung von Windrädern im Kleinen Wiesental. Foto: Christoph Schennen

Leserbrief: Infoveranstaltungen zum Thema Windkraft in Schwand und zu Power-to-Gas.

Kleines Wiesental - Leserbrief zu Informationsveranstaltungen zum Thema Windkraft in Schwand und zum Thema Power-to-Gas in Steinen

Bei der Info-Veranstaltung in Schwand prognostizierte Alexander Sladek ein zukünftiges Horror-Szenario, zum Beispiel den Untergang der Niederlande und des norddeutschen Küstenlandes, welches in den nächsten hundert oder 200 Jahren eintreten könnte. Nach seiner Argumentation kann dies nur verhindert werden, wenn auch am Zeller Blauen riesige Windindustrieanlagen gebaut werden. Er und seine Mitstreiter wollen dafür eine intakte Naturlandschaft zerstören, hektarweise Kohlendioxid bindende Bäume fällen und natürlich Waldflächen für Zufahrtswege und Bauplätze verdichten und Kulturgüter zerstören.

Dass ein Klimawandel im Gange ist, kann niemand verleugnen, aber in allen Medien wurde dieser Tage berichtet, dass uns sehr kurzfristig, durch tausendfaches Artensterben, eine viel akutere Gefahr bevor steht. Der Welt-Biodiversitätsrat (IPBES) warnte in seinem jüngsten Report davor, die Menschheit lasse in rasendem Tempo die Natur von der Erde verschwinden. Eine Million Tier- und Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht, so die Autoren. Der Biologe Dave Goulson von der Sussex University warnte: „Wenn wir die Insekten verlieren, wird alles in sich zusammenbrechen.“ Die Folgen des akuten Artensterbens werden wir sehr kurzfristig zu spüren bekommen, die gravierenden Folgen des Klimawandels dann unsere Kinder und Enkel. Beides muss im Einklang zueinander angegangen werden. Logisch gedacht, sollte man also einer eventuellen Gefahr, die in weiterer Zukunft liegt, nicht mit Lösungen begegnen, die unwiederbringliche Schäden für das Hier und Jetzt auslösen. Wenn schon jetzt die Wasserversorgung zum Beispiel im Zeller Bergland nicht mehr gesichert ist, wie wird sie sich verändern, wenn hektarweise Waldboden durch den Bau von Windkraftanlagen (WKA) versiegelt wird?

Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ist zum industriepolitischen Spielball der Energielobby geworden. Im Jahr 2017 flossen 26,3 Milliarden Euro EEG-Umlage überwiegend von den privaten Haushalten an die Ökostromerzeuger, zu einem großen Teil auch an die WKA-Betreiber (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/oekostrom-erzeuger-kassieren-26-milliarden-euro-15393558.html). Dass Herr Komenda von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) eine bundeseinheitlichen Abstandsregelung von 1000 Meter zu Wohnbebauungen als willkürlich bezeichnet, ist schon absurd. Willkürlich ist die momentane Regelung, nach der WKAs bis auf 480 Meter an einzelne bewohnte Gebäude und 700 Meter an Wohnsiedlungen heran gebaut werden können, egal wie hoch die Anlagen werden.

Übereinstimmend sagte Alexander Sladek in Schwand und Roman Gayer vom Energiedienst Rheinfelden letzte Woche bei einer Infoveranstaltung in Steinen zum Thema Power to Gas, dass zu einer optimalen Lastanpassung der erneuerbaren Energien an den Verbrauch in Deutschland, ein Verhältnis von ⅔ Solarstrom und ⅓ Windenergie errichtet werden sollte. Momentan haben wir schon viel mehr WKA-Einspeiseleistung als aus PV-Anlagen. Folgerichtig müssten also zuerst einmal neue PV-Anlagen in großem Stil errichtet werden. Durch die momentane Gesetzgebung ist es aber viel lukrativer, umweltzerstörerische WKAs in ökologisch wertvolle Gebiete zu bauen. Da sind wir dann wieder an dem Punkt, wo Gewinnoptimierung bei Betreibern und Landverpächtern vor ökologischem Nutzen kommt. Mit anderen Worten: Es ist unredlich, wenn Artenschutz, Artensterben und Ökologie herhalten müssen und damit gegen kalkulierte Weltuntergangsszenarien von Windkraftbetreibern für deren ökonomische Ziele ausgespielt werden.

Harald Senn, Kleines Wiesental

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