Kleines Wiesental-Tegernau Kontroverse um Bewässerung

Gerald Nill
Das Lager in Tegernau wird aktuell trotz der Trockenheit aufgrund einer Sondererlaubnis weiter beregnet. Foto: Gerald Nill

Es ist ein alljährlich wiederkehrendes Ärgernis: Selbst in Zeiten trocken fallender Bäche und strikter Wasserentnahmeverbote schöpft Forst BW aus dem Vollen, um Baumstämme am Nassholzlager Tegernau zu beregnen.

Seit mehreren Wochen besteht im Landkreis aufgrund der anhaltenden Trockenheit ein verschärftes Wasserentnahmeverbot aus Bächen und Flüssen. „Das Verbot gilt für die Wasserentnahme zum Zwecke der Bewässerung und Beregnung, einschließlich der Beregnung in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und dem Gartenbau sowie den Wasserentnahmen zur Kühl- und Brauchwassernutzung“, heißt in der Verfügung, die seit 20. September gilt.

Das Landratsamt weist darauf hin, dass es „aktuell ein generelles landkreisweites Verbot zur Wasserentnahme“ gibt. Sprecher Torben Pahl: „Ausgenommen hiervon sind allerdings wasserrechtliche Erlaubnisse mit Niedrigwasserregelungen, die bis zu einem gewissen Pegelstand greifen, so auch beim Holznasslager in Tegernau.“ Die Mindestpegelstände, bei denen die Beregnung eingestellt werden müsste, seien dort aktuell noch nicht erreicht.

Hohe Konzentration toxischer Stoffe

Aktuell durchfließt noch gerade ein Drittel Kubikmeter Wasser pro Sekunde den umstrittenen Pegel der Belchenwiese, der als Bemessungsgrundlage für das Holzlager gilt, obwohl der Lagerplatz an der Köhlgartenwiese liegt.

BUND-Regionalvorstand Markus Wursthorn hatte bereits im Trockensommer 2020 kritisiert, dass die Auswaschung von Gerbstoffen an Nasslagerplätzen „zu einer hohen Konzentration toxischer Stoffe“ in Gewässern führe. Auch die nichtgiftigen Schwebstoffe, die ins Gewässer geleitet werden, seien eine bekannte Gefahr für Jungfische und Fischeier, weil sie dem Bach den Sauerstoff entziehen, zitierte Wursthorn seinerzeit die Umweltbehörde. Vor Ort waren in der Köhlgartenwiese Schaumkronen sichtbar und die Bachflora war mit schwarzen Partikeln von ausgeschwemmtem Holzmaterial zugesetzt.

Falschauskunft zur Einstellung der Beregnung

Umweltschützer stören sich aktuell daran, dass in Tegernau trotz Wasserknappheit weiter berieselt wird. Forst BW teilte dem Landratsamt auf Anfrage am Mittwoch mit, dass die Beregnung inzwischen eingestellt sei, was sich als Falschauskunft herausstellte.

Ein Mitarbeiter von Forst BW zeigte sich auf Nachfrage überrascht, dass die Sprenger dort weiterlaufen. Die Anlage hätte aufgrund der Trockenheit bereits letzte Woche abgestellt werden sollen, sagte er. Hierzu erklärt der Leiter des Forstbetriebs Hochrhein, Georg Löffler: „Das Nasslager war zuletzt einige Tage aufgrund eines technischen Defekts nicht in Betrieb. Seit vergangenen Freitag laufen die Regner wieder.“

Vier bis fünf Liter pro Sekunde

Mit den aktuell aufgestellten Regnern und in der Intervallberegnung werden etwa vier bis fünf Liter pro Sekunde Wasserentnahme gemessen. Löffler weiter: „Das Holz ist bereits im Eigentum von Sägewerken. Die Lagerung erfolgt zur Pufferung von Kalamitätsereignissen.“

Das Nassholzlager Tegernau ist umstritten. Die Betriebserlaubnis für den Holzlagerplatz an der Köhlgartenwiese war zum Jahreswechsel 2022 ausgelaufen.

In einem Vortrag musste Hubertus Stratmann, zuständig bei Forst BW für den Geschäftsbereich Technische Produktion und Holzverkauf, dem Gemeinderat Kleines Wiesental erklären, welche Maßnahmen vorgenommen werden, um den Lagerplatz umweltverträglicher zu machen.

Er hatte in der Gemeinderatssitzung eingeräumt, dass das belastete Wasser von der Holzberegnung damals nicht auf dem Lagerplatz versickerte und letztlich ungeklärt wieder dem Gewässer zugeführt wurde. Er räumte auch ein, dass „die ursprüngliche Genehmigung nicht umzusetzen war“. Der Förster in jener Sitzung wörtlich: „Wir haben mit der Einleitung von Wasser vom Holzlagerplatz in die Köhlgartenwiese gegen Auflagen verstoßen.“

Der Gemeinderat Kleines Wiesental hatte zum Teil Bedenken gegen den Weiterbetrieb des Nasslagerplatzes geäußert, vor allem weil im Dürrejahr 2020 gegen Umweltauflagen verstoßen worden war. Drei Gemeinderäte hatten sich im März 2022 gegen den Weiterbetrieb des Holzlagers in Tegernau entschieden.

Info: Im Genehmigungsantrag heißt es, dass „die Wasserentnahmemenge sich am Wasserdargebot orientieren soll“. Eine minimale Beregnungsmenge von einem Liter pro Sekunde und je 1000 Festmeter Holz dürfe nicht unterschritten werden. Aktuell werden vier bis fünf Liter Wasser entnommen.

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