Dass es mit der Wasserversorgungssicherheit mittelfristig schwierig werden könne, wollte Bürgermeister Gerd Schönbett nicht ausschließen. Da die Quellschüttungen zurückgehen, sei zu befürchten, dass man in zehn oder zwanzig Jahren manche Ortsteile mit von außen eingekauftem Wasser versorgen müsse.
Für die Gemeinde stelle der Wald das zweite „Sorgenkind“ dar. Dieser sei als Wirtschaftsstandbein weggebrochen; 2019 habe man im Forst ein Minus von 140 000 Euro verkraften müssen, dieses Jahr dürfte das Loch noch größer werden. „Wir tun uns zunehmend schwer, den Wald so in Schuss zu halten, dass er weiter als Naherholungsgebiet fungieren kann“, sprach der Rathauschef ein weiteres Problem an. Wenn der von der Trockenheit provozierte Käferbefall weiter zunehme und die Bäume instabil mache, müssten im schlimmsten Fall aus Sicherheitsgründen Bereiche für Menschen gesperrt werden.
Klimaneutral werden
Um all die negativen Folgen des Klimawandels abzumildern und irgendwann die Lage wieder in den Griff zu bekommen, gebe es nur einen Weg, so EWS-Geschäftsführer Daniel Weiß: Klimaneutral werden. Um dies zu schaffen, müssten sich sowohl Entscheidungsprozesse als auch Einstellungen ändern. Weiß zeigte sich im Hinblick darauf allerdings optimistisch, da gerade im Kleinen Wiesental in der jüngsten Vergangenheit gezeigt worden sei, „was möglich ist“, meinte der EWS-Vertreter mit Blick auf die Einrichtung von gleich drei Wärmenetzen in den Ortsteilen Tegernau, Wies und Neuenweg, mit denen regenerative Energien gefördert werden. Hier zeige sich auch eine positive Haltung, die im ländlichen Raum noch stärker verbreitet sei, in städtischen Ballungsgebieten leider noch zu oft fehle und die darin zu erkennen sei, dass die Menschen bereit sind, sich zusammen mit anderen in ein System einzubringen, um dem Wohl des Ganzen zu dienen, so Weiß.
Grundsätzlich stand für die Runde fest, dass es einen vielfältigen Mix aus regenerativen Energien braucht, um den Klimawandel beherrschen zu können. Hier spiele die Holznutzung eine wichtige Rolle, aber es werde auch ohne Windenergie im Südschwarzwald nicht gehen, meinte Daniel Weiß. Wichtig sei, bei unterschiedlichen Ansichten immer sachlich und fair zu diskutieren. Angebracht wäre es auch, die Nutzung von Fotovoltaik stärker zu forcieren, waren sich die Teilnehmer einig. Hier könnte theoretisch auch die Kommune als Vorreiter agieren, meinte Bürgermeister Schönbett, musste aber einschränken, dass hierzu derzeit die finanziellen Möglichkeiten zu eingeschränkt seien
Während Förster Trautwein eine höhere Holzaufarbeitungshilfe als die aktuell sechs Euro pro Festmeter Schadholz vom Land forderte und hofft, dass der Wald mit einem andiskutierten Umbau (Abkehr von der Fichte, Hinwendung zur Douglasie) mittelfristig dem Klimawandel standhalten wird, warnte Landwirt Daniel Dreher davor, dass die hiesige Landwirtschaft mit dem bisherigen System nicht mehr lange konkurrenzfähig sein könnte.
Umweltkosten einpreisen
Die weitreichendsten Maßnahmen, um dem bedrohlichen Szenario des Klimawandels zu begegnen, brachte Patricia Fromm in die Diskussion ein. So ist es etwa aus ihrer Sicht unverständlich, dass im herrschenden Wirtschaftssystem die Schäden und damit die Kosten, die wirtschaftliche Prozesse verursachen, immer noch nicht in die Endprodukte eingepreist werden. „Wir müssen grundsätzlich beim Wirtschaften mehr auf das Gemeinwohl achten“, so ihr Plädoyer. Wie Fromm ankündigte, wird der Verein Erneuerbare Energien Kleines Wiesental im Herbst ein dreitägiges „Klimafestival“ veranstalten, um das komplexe Thema Klimawandel näher zu beleuchten.