Kleines Wiesental Wies als Vorreiter der neuen Technik

Markgräfler Tagblatt

Glasfasernetz I: Großes Interesse am Infoabend / Unterschriften für gewerbliche Bedarfsnachweise benötigt

Jetzt soll es doch schneller als erwartet mit dem Ausbau des Glasfasernetzes nach Wies vorangehen. Den Haushalten ging ein Infoschreiben des Landratsamts mit einer beigelegten Nutzungsvereinbarung für Glasfaser-Hausanschlüsse zu.

Von Gudrun Gehr

Kleines Wiesental-Wies. Ebenfalls hatte Ortsvorsteher Rolf Vollmer im Vorfeld mehrfach Dorfbewohner angesprochen, die für ihre Voll- oder Nebenerwerbstätigkeiten ein schnelles Internet benötigen. Für diese spezielle Gruppe händigte Vollmer den Interessenten einen „Bedarfsnachweis für Gewerbe“ zur Unterzeichnung aus. Angesprochen sind hier auch Heimarbeiter, Vermieter von Ferienwohnungen und andere.

Da nun doch erhöhter Klärungsbedarf entstand, hatte der Ortsvorsteher die Wieser Bürger am Montagabend ins Dorfgemeinschaftshaus zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Rolf Vollmer, Bürgermeister Gerd Schönbett, Paul Kempf vom Zweckverband und Moritz Bausch für das Nahwärmenetz der EWS freuten sich über das überwältigende Interesse der Bürger. Schmunzelnd entschuldigte sich Rolf Vollmer für die drei unterschiedlichen Zeitangaben zum Veranstaltungsbeginn im Mitteilungsblatt der Gemeinde.

Paul Kempf, Geschäftsführer des für den Glasfaserausbau im Landkreis Lörrach gegründeten Zweckverbandes, erläuterte, dass das geplante Glasfasernetz großräumiger gebaut wird als das Nahwärmenetz, da auch die Randlagen berücksichtigt werden müssen.

Angestrebt ist mindestens die Versorgung mit 50 Megabit. Für Wies bleibt für die flächendeckende Erschließung - was auch zwingend erforderlich ist, um Fördermittel zu erlangen - nur ein Ausbau der Glasfaser an jedes Haus. Dies bedeutet einen vollständigen Überbau des bestehenden Telefonnetzes. Günstig ist auch der gleichzeitige Bau des Nahwärmenetzes. „Wenn schon der ganze Ort umgegraben wird, dann lohnt sich die ganze Sache auch.“ Bandbreitenmäßig würden dann keine Wünsche beim Hausanschluss offen bleiben.

Statistisch gesehen würden zwei Prozent der Gebäude in Deutschland derzeit über einen Glasfaseranschluss verfügen. „Interessanterweise gehört Wies dann zu den ersten sieben bis acht Prozent der Bevölkerung, die einen solchen Anschluss in Betrieb nehmen.“ Das Schöne am Ausbau der Breitbandversorgung ist laut Kempf, dass der ländliche Bevölkerungsanteil, dessen Bedürfnisse jahrelang kaum beachtet wurde, nun zuerst bedient wird.

Die Nutzungsvereinbarung gilt nur für das „Liegerecht“ des Hausanschlusses. Es handelt sich hierbei nicht um einen Vertrag zur Lieferung von Telekommunikationsdiensten wie Telefon, TV und Internet. Dieser muss separat mit dem Betreiber des Netzes oder einem weiteren Anbieter abgeschlossen werden. Betreiber des Glasfasernetzes ist die Firma pepcom aus München. Möglich ist auch die Übernahme der alten, oftmals nur dreistelligen Telefonnummer. Dies sollte jedoch mit dem Betreiber abgesprochen werden.

Die vorsichtige Zeitplanung sieht vor, dass die Häuser im Kernort Wies bis Ende 2018, die Seitenstraßen bis 2019 angeschlossen werden. Anschließend führt der Weiterbau und die Kabelverlegung in die Teilorte Stockmatt, Wambach und Demberg.

Zum Schluss der Veranstaltung konnte Ortsvorsteher Vollmer an Paul Kempf immerhin rund 25 von den Bürgern unterzeichnete gewerbliche Bedarfsnachweise mit entsprechenden Nutzungsvereinbarungen aushändigen - ein gutes Zeichen für die Planung. Die Abgabefrist an die Gemeindeverwaltung oder Landratsamt endet am 15. März.

Kleines Wiesental-Wies (ger). Ausgehend von einer Bestandsbackbone-Leitung in Weil am Rhein wurde in Maulburg eine Abzweigung zum Umspannwerk nach Gündenhausen vorgenommen. Weiter erdverlegt wird das Kabel über Enkenstein und Wieslet nach Wies.

Große Teile der Verlegung erfolgten bereits in der Vergangenheit. Eine längere Bauzeit ist in Wieslet zu erwarten, dort wird mit dem Energiedienst das Stromnetz unter die Erde verlegt. „Wenn Sie da wegen der Bauarbeiten im Stau stehen, ärgern Sie sich nicht, es ist auch für Ihr Internet.“ Die Arbeiten von Enkenstein bis Wieslet sind im Frühjahr vorgesehen.

Von Wieslet bis Tegernau sind bereits drei Kilometer Leerrohre verlegt. Den Sommer durch soll von Niedertegernau bis Tegernau gearbeitet werden. Vom Ortsausgang Tegernau bis Wies sind bereits fünf Kilometer Rohre verlegt, das letzte Stück wurde bei Straßenarbeiten im Jahr 2016 beim Kraftwerk eingesetzt.

Der zügige Anschluss in Wies profitiert hiervon. Zusammengefasst wurden ab Gündenhausen bis Wies bisher fast 20 Kilometer Rohr verlegt. Die Versorgung ist eingebunden in eine Ringstruktur und wird dann weitergeführt bis in die Teilorte.

Die Kosten pro Hausanschluss belaufen sich auf 600 Euro netto. Dieser Preis deckt die Anschlusskosten von der Grundstücksgrenze bis ins Haus bis zu einer Länge von 15 Metern. Ab dieser Länge entstehen für den Eigentümer weitere Kosten.

Damit sich der Landkreis und die Gemeinde den Ausbau auch leisten können, werden Fördermittel benötigt.

Voraussetzung der Finanzierung ist allerdings die Unterschrift von etwa 40 bis 60 Bürgern, die ihren gewerbliche Bedarf anmelden, und räumlich verstreut in Wies wohnen. Diese Bürger müssten auch unterschreiben, dass sie mit einem erhöhten Entgelt zu rechnen haben.

Im Idealfall würde sodann jede Straße des Ortes in die Förderfähigkeit „gedrückt“. „Unterwegs“ würden auch die Häuser angeschlossen, die keinen gewerblichen Bedarf angemeldet hatten. Der Gewerbenachweis würde quasi dazu dienen, dass man sich insgesamt das Netz leisten kann. Würden die Bürger keinen gewerblichen Bedarf nachweisen, könne der Glasfaserausbau nicht ausgeführt werden.                                                       (-ger)  

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading