Kreis Lörrach 2G verhagelt Weihnachtsgeschäft

Michael Werndorff
Der stationäre Einzelhandel, der nicht zur Grundversorgung gehört, hat das Nachsehen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Wirtschaft: Kundenfrequenz und Umsätze laut Handelsverband Südbaden stark gesunken

Omikron, 2G-Regel und eine allgemeine Verunsicherung bei den Kunden: Im stationären Einzelhandel lief das Weihnachtsgeschäft enttäuschend. Der Handelsverband Südbaden hofft nicht nur auf eine Anpassung der Handelshilfen, sondern auch, dass 2G zeitnah auf den Prüfstand kommt und der Mannheimer Verwaltungsgerichtshof die derzeitige Regel kippt.

Von Michael Werndorff

Regio. Wie zuvor die Adventswochen verliefen auch die letzten Verkaufstage vor Weihnachten enttäuschend für den Handel, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) im Rahmen einer Umfrage ermittelt hat. „Im November ist das Weihnachtsgeschäft gut angelaufen, doch 2G hat Umsätze und Frequenz einbrechen lassen. Bei vielen Handelsbetrieben herrscht Ernüchterung und Existenzangst“, erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Schweizer Kunden fehlen

Diese Einschätzung teilt auch Utz Geiselhart, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden (HV), im Gespräch mit unserer Zeitung. Laut HDE-Umfrage blieben die Umsätze im stationären Non-Food-Handel unter 2G in der Weihnachtswoche durchschnittlich 35 Prozent hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Besonders betroffen von Umsatz- und Frequenzrückgängen sei der Bekleidungs- und Schuhhandel. Die Krise halte weiter an, wie Geiselhart sagt. Normalerweise laufe das Weihnachtsgeschäft bis Dreikönig. „In Konstanz sehe ich aber viele freie Parkplätze“, beschreibt er das Ausbleiben der Kundschaft. Die Kundenfrequenz sei deutlich geringer als in Vorkrisenjahren.

Nicht anders ist die Situation in Lörrach, wie von Peter Vogl, Inhaber von Sportmüller in Lörrach und Vorstandsmitglied von Pro Lörrach, zu erfahren ist. Gesunkene Kundenfrequenz, hohe Umsatzverluste und ausbleibende Schweizer Kundschaft lautet seine Bilanz. Die sich ständig ändernden Corona-Maßnahmen sorgten beidseits der Grenze für Verunsicherung. Sicherheit fehle auch im Geschäft, verweist Vogl auf die Langzeiteinsatzplanung des Personals.

Kein Pandemietreiber

„Dass 2G einen negativen Effekt auf den stationären Einzelhandel hat, ist offensichtlich“, macht Geiselhart deutlich. Zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts im November registrierten viele Händler noch gute Ergebnisse. „Mit der Verschärfung sanken die Umsätze.“ Dabei sei der Handel aufgrund der Hygienekonzepte kein Pandemietreiber, zitiert er das Robert Koch-Institut. „Der stationäre Einzelhandel, der nicht zur Grundversorgung gehört, wurde zum zweiten Mal um das wichtige Weihnachtsgeschäft gebracht, während der Onlinehandel von den Restriktionen nicht betroffen ist“, moniert der stellvertretende Hauptgeschäftsführer. Für ihn ist die Trennung zwischen 2G im stationären Non-Food-Bereich und den Geschäften, die Waren der Grundversorgung anbieten, überhaupt nicht nachvollziehbar.

Brief an Kretschmann

Gerade mit Blick auf das neue Jahr müsse man den Händlern eine Perspektive bieten und sie mit angemessenen und unkomplizierten Wirtschaftshilfen unterstützen, um pandemiebedingte Schäden aufzuzeigen, fordert Genth.

Der HV hat sich bereits in einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewandt. Anstatt der Überbrückungshilfe 3 einen Umsatzeinbruch von 30 Prozent zugrunde zu legen, plädiert der HV angesichts einer für viele Betriebe hohen Hürde für 20 Prozent. Geiselhart spricht sich auch dafür aus, bei weiteren Überlegungen rund um Coronamaßnahmen Gerichtsentscheide in Niedersachsen und Bayern zu berücksichtigen. Dort wurde 2G gekippt beziehungsweise modifiziert. Bekleidungsgeschäfte in Bayern dienen „der Deckung des täglichen Bedarfs“ und unterliegen somit nicht mehr der 2G-Regel.

Derweil ist vor dem Mannheimer Verwaltungsgerichtshof eine Klage anhängig: Ein Schuhgeschäft will im Eilverfahren 2G kippen. Eine Entscheidung zur Vorschrift wird für nächste Woche erwartet.

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