Kreis Lörrach Achtung beim Sammeln von Pilzen

Heinz Vollmar
Die essbaren „Stockschwämmchen“ (Bild) können leicht mit den giftigen „Gifthäublingen“ verwechselt werden. Foto: Heinz Vollmar

Kürzlich erlitten in Nordrhein-Westfalen vier Patienten nach dem Verzehr von giftigen Knollenblätterpilzen akutes Leberversagen. Experten warnen vor Apps zum Pilzbestimmen. In der Region berät Claudia Hartung, welche Pilze gegessen werden können.

Giftige Pilze, die essbaren zum Verwechseln ähnlich sehen, das kann für Sammler lebensgefährlich werden. Wir haben mit der Pilzexpertin Claudia Hartung aus Schwörstadt über das richtige Sammeln von Pilzen und über die Gefahren von Halbwissen gesprochen.

Wie kommt es, dass Menschen immer wieder giftige Pilze essen und dann an Pilzvergiftungen erkranken oder sogar daran sterben. Fehlt es an Aufklärung?

Viele Pilzsammler denken noch immer, dass man beim Sammeln und beim Verzehr der Pilze eigentlich nicht so viel falsch machen kann. Mit der entsprechenden Einstellung kann es dann vorkommen, dass man auch giftige oder ungenießbare Pilze isst. Es kommt allerdings auch vor, dass Pilzsammler überalterte Pilze essen. Dann kann es auch zu Eiweißvergiftungen kommen. Man sollte daher immer darauf achten, dass der Hut der Pilze noch fest ist und man diesen nicht schon zusammendrücken kann. Man spricht in solchen Fällen auch von unechten Pilzvergiftungen, wenn Pilze eigentlich essbar sind, diese aber überaltert sind. Es fehlt in Deutschland aber auch an der nötigen Aufklärung, allein deshalb, weil die Pilzsachverständigen ehrenamtlich arbeiten, keine Vereinsbindung oder auch sonst keine organisatorische Anbindung haben.

Claudia Hartung Foto: Heinz Vollmar

In der Schweiz ist dies besser geregelt, denn in jeder Hauptgemeinde gibt es Pilzexperten, wo man sich beraten lassen und gesammelte Pilze begutachten lassen kann. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Pilzsaison in diesem Jahr?

Wir haben auch in den Wäldern des Dinkelbergs und der Hochrheinregion eine große Vielfalt an Pilzen und wir hatten in diesem Jahr ein sehr gutes Pilz-Jahr. Dennoch erhielt ich bis dato nur drei Anrufe, bei denen ich wegen einer Pilzvergiftung konsultiert wurde und Ratschläge geben konnte. Im vergangenen Jahr wurden mir mehr Vergiftungserscheinungen gemeldet.

Wo und wie kann man sich am besten über die große Zahl an Pilzen bezüglich ihrer Genießbarkeit erkundigen und was raten Sie den Pilzsammlern, bevor sie sich aufmachen, Pilze zu suchen?

Ich rate den Pilzsammlern mit ihrem Fund bei einem Pilzsachverständigen vorzusprechen, um die gesammelten Pilze begutachten zu lassen. Die Erfahrung zeigt, dass man Pilze auch verwechseln kann, weil sich genießbare und giftige Pilze ähnlich sehen. Dies kann zum Beispiel bei Röhrlingen der Fall sein. Darüber hinaus kann man auch Kurse für Einsteiger besuchen, um sich mehr Kenntnisse über Pilze zu verschaffen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, dass es in den Landkreisen Lörrach und Waldshut eine Sammelbeschränkung gibt. Dies bedeutet, dass man pro Tag und Person maximal ein Kilogramm Pilze sammeln darf.

Mit welchen konkreten Anliegen kann ich zu Ihnen kommen, wenn es um das Sammeln und den Verzehr von Pilzen geht?

Bei mir können Sie sich grundsätzlich über Pilze und deren Genießbarkeit oder auch Giftigkeit beraten lassen. So auch über so genannte Heilpilze oder die große Artenvielfalt von Pilzen. Diesbezüglich verfüge ich auch über sehr viel Literatur. Bei der Begutachtung von Pilzen, die mir gebracht werden, fertige ich auch Protokolle, sollte sich darunter ein Giftpilz befinden.

Gibt es irgendwelche Hauptmerkmale, an denen man giftige oder ungenießbare Pilze auch als Laie erkennen kann ?

Nein, so etwas gibt es nicht. Ich rate aber dazu, bekannte und unbekannte Pilze getrennt voneinander zu sammeln. Auf diese Weise wird vermieden, dass gegebenenfalls giftige Pilze mit essbaren Pilzen in Kontakt kommen.

An welche nächstgelegene Giftnotzentrale müssen sich Menschen in der Region wenden, wenn sie eine Pilzvergiftung erleiden?

Man kann sich an die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg wenden. Bei akuten Symptomen sollte man sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen. Bei Pilzvergiftungen wenden sich die Ärzte dann auch an uns als Pilzsachverständige.

Weitere Informationen

Claudia Hartung (41 Jahre)
ist verheiratet und hat ihre Prüfung zur Pilzsachverständigen im Jahr 2017 im Pilzzentrum Hornberg abgelegt. Seither arbeitet sie ehrenamtlich als Pilzsachverständige und muss sich alle fünf Jahre einer Rezertifizierung stellen.

Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg:
Breisacher Straße 86b, 79110 Freiburg, Telefon 0761/19240, Telefax 0761/27019249, E-Mail giftinfo@uniklinik-freiburg.de

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