Kreis Lörrach An den Klimawandel anpassen

Michael Werndorff
Waldschäden zeigen es besonders deutlich: Der Klimawandel ist auch im Landkreis Lörrach Realität. Foto: Michael Werndorff

Umweltausschuss: Landkreis ergänzt bestehendes Klimaschutzkonzept um weitere Maßnahmen

Kreis Lörrach -  Die klimatischen Veränderungen betreffen fast alle Bereiche der Gesellschaft sowie der Umwelt und Natur. Mit seinem Klimaschutzkonzept hat der Landkreis bereits die Weichen gestellt, um bis zum Jahr 2050 eine klimaneutrale Region zu werden. Ergänzend wurde ein strategischer Rahmen für die Anpassung an die nicht vermeidbaren Folgen des Klimawandels erarbeitet. Das Konzept wurde in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses präsentiert.

Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien stehen im Landkreis Lörrach seit dem Jahr 2012 im Fokus, wie Inga Nietz vom Fachbereich Umwelt im Landratsamt berichtete. Vor zwei Jahren hat der Kreistag das integrierte Energie- und Klimaschutzpaket verabschiedet, das eine Vielzahl an Maßnahmen zur Verringerung des CO 2-Ausstoßes umfasst.

Ungeachtet dieser Maßnahmen gehöre die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen zu einer langfristig orientierten Daseinsvorsorge, kommentierte Nietz das Konzept, welches die Energieagentur Südwest im Rahmen einer einjährigen Studie entwickelt hat. Die Macher sind der Frage nachgegangen, welche Bereiche besonders betroffen sind und wo Maßnahmen zur Anpassung bereits umgesetzt werden. In einem dritten Schritt wurden Handlungsempfehlungen zusammengestellt.

Situation im Landkreis

Wichtigste Klimaparameter sind Temperatur und Niederschlag: „Es wird weiterhin wärmer“ lautete Nietz’ Botschaft. Im Winter würde mehr Niederschlag registriert, im Sommer weniger. „Trockentage nehmen zu, aber auch Starkregenereignisse.“

Laut der Studie ist eine zentrale Frage, welche Rolle der Landkreis bei der Anpassung spielen kann. Viele Maßnahmen bräuchten zumindest Unterstützung, wenn nicht sogar die komplette Umsetzung weiterer Akteure. „Der Landkreis kann Prozesse anstoßen, sollte jedoch immer mit weiteren institutionellen, zivilgesellschaftlichen und privaten Akteuren zusammenarbeiten.“ Ein Beispiel ist das Projekt „Erosionsereignisse durch Starkregen im Markgräflerland“ (Erol), das aufzeigt, wie Menschen vor den Folgen von Starkregenereignissen geschützt werden können. Hier sind jetzt die Kommunen und Bürger mit im Boot.

Schnittstelle zu Gemeinden

Das vorgestellte Anpassungskonzept fokussiere in erster Linie auf Maßnahmen im Einflussbereich des Kreises, der gleichzeitig als Schnittstelle zu Städten und Gemeinden sowie als Informationsgeber agieren soll. Nietz berichtete, dass eine interne Steuerungsgruppe für das Thema Klimawandelanpassung etabliert werde, wobei die vorhandene Struktur des „European Energy Awards“ genutzt wird.

Beispiele für Maßnahmen

Die Studie zählt verschiedene Maßnahmen auf. Unter anderem die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, den Waldumbau und den Erhalt dessen Schutz- und Erholungsfunktion, Projekte zum Naturschutz und die Beteiligung an der Umsetzung des landesweiten Biotopverbundsystems. Weiter nannte Nietz den Hitzeschutz im ÖPNV, die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung, eine Gründachstrategie sowie eine Beratung für klimaangepasste Gebäudegestaltung.

Nächste Schritte

Alle zwei bis vier Jahre sollen die Aktivitäten ausführlich betrachtet, Öffentlichkeit und Politik informiert sowie der Maßnahmenkatalog angepasst werden. Weiter sollen der Einbezug der Gemeinden vorangetrieben und die Maßnahmen aus dem Klimawandelanpassungskonzept in die bestehende Arbeitssystematik des European-Energy-Awards integriert werden.

Stimmen der Fraktionen

Aus den Fraktionen kam viel Lob für die Studie. Man müsse jetzt aber schneller konkret handeln, befand Ulrich May (FW). Es brauche weitere Schritte. „Wir müssen jetzt Gas geben.“ Das betonte auch Klaus Eberhardt für die SPD: Es sei an der Zeit, aus der Phase des Diskutierens herauszukommen. Er sei zudem gespannt, was die neue Regierungskoalition machen werde. „Ich hoffe, dass sich die CDU nicht mehr gegen die Windkraft stellt.“ Das Land sei nach den Stadtstaaten Schlusslicht bei den regenerativen Energiequellen, hob Eberhardt hervor. Im Wind liege mit Blick auf den Landkreis noch viel Potenzial, ergänzte Grünen-Kreisrat Peter Schalajda.

Kevin Brändlin (FDP) sprach von einem gelungenen Konzept. Als Landwirt machte er auf konkrete Maßnahmen wie Bewässerung und moderne Schädlingsbekämpfung aufmerksam, um Ernten zu sichern. Dass man in Energiefragen mehr auf Brückentechnologie setzen sollte, erklärte Nils Schmidt (AfD). Denn: Das Ausbaupotenzial der Wasserkraft sei nahezu ausgeschöpft.

Dass man bei Bauvorhaben begrünte Flachdächer bevorzugen sollte, war von Eduard Behringer (FW) zu hören. Er sprach sich dafür aus, auf Bebauungspläne Einfluss zu nehmen. Diese liegen laut Landrätin Marion Dammann aber in der Hoheit der Gemeinden.

Dammann zeigte Bereitschaft, in den Maßnahmen konkreter zu werden, gleichzeitig habe dies Auswirkungen auf die Haushaltsmittel. Daher wolle man schauen, welche Fördermittel von Bund und Land beantragt werden können.

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