Kreis Lörrach Arbeitgeber brauchen Beratung

Denis Bozbag
Durch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollen Betriebe bei der Suche nach Fachkräften aus EU-Drittstaaten unterstützt werden. Foto: Die Oberbadische

Zuwanderung: Handwerk und Gastgewerbe zeigen Interesse am beschleunigten Fachkräfteverfahren

Kreis Lörrach - Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist am 1. März in Kraft getreten. Damit soll der Zugang zum Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union erweitert werden. Auf Antrag der SPD-Kreistagsfraktion hat die Verwaltung nun einen ersten Bericht zur Umsetzung des Gesetzes im Landkreis abgegeben.

Der Kreistag hatte in seiner Sitzung am 4. März beschlossen, dass die Verwaltung eine erste Zwischenbilanz von den bearbeiteten Anfragen von Arbeitgebern im Landkreis und interessierten Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland zieht. Wie während der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses zu erfahren war, sind im laufenden Jahr über die Beratungs- und Koordinierungsstelle im Landratsamt acht Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern im Landkreis und Fachkräften außerhalb der EU geschlossen worden. Fünf weitere Verfahren befänden sich kurz vor Abschluss einer Vereinbarung.

Ausländischen Abschluss hier anerkennen lassen

Wer in einem Drittstaat ein Visum beantragt, um in Deutschland arbeiten zu können, muss seinen ausländischen Berufsabschluss hier anerkennen lassen. Die Qualifikationsprüfung ist laut Bericht der Verwaltung mit viel Arbeit und Zeit verbunden, weil es schwierig ist, im Land des Bewerbers für die angebotene Stelle den Referenzberuf und die passende Anerkennungsstelle zu ermitteln. Bei der Prüfung müssten die Inhalte der ausländischen Qualifikation mit einem entsprechenden deutschen Abschluss verglichen werden.

Von der Antragstellung eines inländischen Betriebs für die ausländische Fachkraft bis zum Anerkennungsbescheid der gleichwertigen Qualifizierung hat der Gesetzgeber eine Frist von zwölf Wochen gesetzt.

Corona erhöht den Bedarf an Beratung

Zudem besteht laut Verwaltung derzeit ein erhöhter Beratungsbedarf aufgrund der sich ändernden Corona-Regeln für Ein- und Ausreise, Corona-Pflichttests und Quarantäne und nicht zuletzt durch die vom RKI festgelegten Risikogebiete. Auch habe die vorübergehende Schließung der deutschen Auslandsvertretungen im Frühjahr zu einer Verlängerung der Bearbeitungsdauer bis zur Visumserteilung geführt.

Handwerk und Hotel- und Gastgewerbe interessiert

Aktuell konzentriert sich laut Verwaltung das Interesse der Arbeitgeber im Landkreis und der Bewerber aus dem Ausland auf das Hotel- und Gastgewerbe sowie auf das Handwerk. Vor allem die Gastrobetriebe vermeldeten einen erheblichen Bedarf an Auszubildenden. Viele davon konnten in den vergangenen Jahren ihre Ausbildungsplätze nicht vergeben.

Auch das regionale Handwerk suche Fachkräfte und Auszubildende. Derzeit scheinen laut Verwaltung beim Handwerk qualifizierte Handwerker aus Albanien gefragt zu sein. Die Wartezeit für einen Termin bei der Botschaft in Albanien liege bei bis zu zwei Jahren. Daher bestünde hier ein großes Interesse am beschleunigten Fachkräfteverfahren über die Ausländerbehörde.

Kreisrätin Marion Caspers-Merk (SPD) sah angesichts der nur dreizehn abgeschlossenen Verfahren und der Gebühreneinnahme von 411 Euro pro Fall, die dem Beratungsaufwand gegenüberstehe, Befürchtungen bestätigt, dass die Einnahmen die Kosten nicht decken würden. Auch sei eine mögliche Refinanzierung der Kosten durch das Land derzeit noch offen. „Ich sehe auf jeden Fall die Notwendigkeit, mittelständische Betriebe und das Handwerk in der Region bei der Suche nach ausländischen Fachkräften zu unterstützen.“ Die SPD im Kreistag würde aber die Koordinierung und Beratung an einen externen Dienstleister auslagern oder das Regierungspräsidium in Freiburg dafür in die Pflicht nehmen wollen. Die Stelle solle man besser für die Stärkung des Gesundheitsamts einplanen.

Landrätin Marion Dammann sah aufgrund des erhöhten Beratungsbedarfs die eigene Beratung indes als gerechtfertigt an. Zumal coronabedingt die Nachfrage aus dem Ausland nicht repräsentativ für die kommenden Jahre sein dürfte.

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