Damit begann sie – auch auf der Basis von Briefen aus dem Nachlass ihrer Mutter – vor sieben Jahren. Und es passierte Außergewöhnliches: Über den Verein GI Babies Germany gelang es ihr vor drei Jahren, ihren Vater ausfindig zu machen. Heute 91-jährig, lebt dieser in Queens/USA, hat zwei Kinder, „meine Halbbrüder“, so Gade. Seine bis dahin ihm unbekannte Tochter stieß bei „Teddy“ endlich auf die Liebe, die sie all die Jahre vermisste. „Here is Your Daddy“ sagte er ihr beim ersten Anruf am Telefon. „Ich bin vor Freude fast an die Decke gesprungen.“ Er hieß seine Tochter herzlich willkommen, die ihn in seiner Heimat besuchte, seine Familie kennenlernte. „Zum Glück spreche ich fließend Englisch!“
Das Leben Ingrid Gades war geprägt von Demütigung und Heimatlosigkeit – drei Ehen, 20 Umzüge. Und sie hatte weitere Schicksalsschläge zu meistern: Ihre zweitälteste Tochter starb erst 17-jährig. Nun aber hat sie ihre innere Ruhe gefunden, wie sie sagt: Sie lebt mit ihrem dritten Mann Gilles in einem beschaulichen Dorf im Elsass. Eine Tochter wohnt in Riegel, verheiratet mit einem Weinbauern, ein Sohn ist Sozialarbeiter in Essen. Sie hat acht Enkel und besucht alle regelmäßig. Und: Sie hat einen Vater. „Ich bin versöhnt und glücklich.“ Die Arbeit an dem Buch hat ihr dabei Kraft und Frieden gegeben.
Ingrid Gade: „Gib mir einen Negerkuss“: Ein GI Baby im Nachkriegsdeutschland auf der großen Suche nach Daddy, Co-Autor Lars Röper, über Amazon, gebunden, 188 Seiten, 17,99 Euro