Kreis Lörrach Auf Kante genäht

Michael Werndorff
Die Kreiskliniken Lörrach befinden sich in einem schwierigen Fahrwasser. Foto: Michael Werndorff

Der Kreis-Verwaltungsrat segnet die Wirtschaftspläne der Kreiskliniken ab. Kliniken rechnen für 2023 mit einem Defizit in Höhe von 9,8 Millionen Euro.

Corona, Ärger im Zusammenhang mit der Notaufnahme, ein umstrittener Umstrukturierungsprozess, ein anhaltender Fachkräftemangel sowie ein Patientenrückgang und damit verbundene Millionendefizite: Die Lörracher Kreiskliniken sind in schwierigem Fahrwasser.

Kreistag entscheidet

Jetzt hat der neue Kliniken-Geschäftsführer Sascha Sartor die Wirtschaftspläne für das laufende Jahr vorgestellt, die der Verwaltungsausschuss dem Kreistag zur Genehmigung empfohlen hat.

Die ambitionierte Wirtschaftsplanung rechnet mit einem Defizit von rund 9,8 Millionen Euro. Eingepreist ist bereits die vom Kreistag zur Verfügung gestellte Liquiditätshilfe von sechs Millionen Euro zu Lasten des Haushaltsjahres 2022. Ursprünglich belief sich das Defizit im auf Kante genähten Zahlenwerk auf 15,8 Millionen. Im Vergleich zum Jahr 2022 falle das Defizit geringer aus, verwies Sartor auf ein erwartetes Ergebnis in der Bandbreite von minus 18 bis minus 22 Millionen Euro.

„Trotz des ambitionierten Wirtschaftsplanes ist die Sicherung der Liquidität für das Jahr 2023 ohne eine Unterstützung durch den Landkreis Lörrach in Form von Kassenkrediten und oder Zuschüssen nicht möglich“, erklärte der Geschäftsführer. Derweil berücksichtige der Wirtschaftsplan bestmöglich die Corona-Folgen und den Wegfall aller staatlichernSubventionen zur Bewältigung der Pandemie, wie weiter zu erfahren war. Und: Die Kosteneinsparungen infolge der Umsetzung des Umstrukturierungskonzepts wurden auf der Aufwandsseite ebenfalls eingearbeitet.

Finanzielle Risiken

Bei den Personalkosten preisen die Verantwortlichen eine Steigerung von drei Prozent ein. Allerdings:Angesichts der derzeitigen Tarifforderungen der Gewerkschaften stelle die kalkulierte Erhöhung einen unterdurchschnittlichen Wert dar: Jeder Prozentpunkt darüber würde würde das Defizit um 1,1 Millionen Euro erhöhen, sagte Sartor.

Personalentwicklung

Finanziell stark belastend wirkt sich die Leiharbeit aus, weshalb die Kreiskliniken in diesem Bereich einen nachhaltigen Abbau bei gleichzeitigem Aufbau von regulärer Beschäftigung planen. „Die Kosten der Leiharbeit schnüren uns den Hals zu“, kommentierte Ulrich May (FW) den Umstand.

Mit Blick auf die Personalkosten der Kliniken Lörrach Service GmbH, die ein Ergebnis von 53 000 Euro vorsieht, wird ebenfalls eine Tarifsteigerung von drei Prozent eingerechnet. Nachbesetzungen von Reinigungs- oder Küchenmitarbeitern, welche bislang noch in den Klinikgesellschaften angestellt waren, finden nun über die Service GmbH statt.

Eine wesentliche Änderung ist im Wirtschaftsplan 2023 im Bereich der Reinigung enthalten, erläuterte Sartor. Mit der Anhebung des Mindestlohnes im neuen Gebäudereiniger-Tarif seien Anpassungen notwendig geworden, um dem Mitarbeiterschwund entgegenzuwirken.

So wurde entschieden, „marktfähige Gehälter zu zahlen“, wie es weiter hieß. Dies wird umgesetzt, indem alle Mitarbeiter in diesem Bereich eine Lohngruppe höhergruppiert wurden. Dieser Effekt beläuft sich auf rund 220 000 Euro. Ob es dabei bleibe, sei fraglich, kommentierte Marion Caspers-Merk (SPD) die Tarifsteigerung.

Kürzere Liegezeiten

Bei der Leistungsplanung im Geschäftsjahr 2023 rechnen die Kreiskliniken ebenfalls sehr ambitioniert: Um die geplanten Leistungszahlen erreichen zu können, muss eine mit Ausnahme des „Eli“ nachhaltige Verringerung der Verweildauer der Patienten erreicht werden. Hierzu seien bereits in den vergangenen beiden Geschäftsjahren Projekte und Maßnahmen mit den ärztlich und pflegerisch verantwortlichen Führungskräften geplant, die im Jahr 2023 konsequent umgesetzt werden sollen.

Weiter ist auf der Leistungsseite gegenüber dem voraussichtlichen Ist des Jahres 2022 ein Anstieg von insgesamt 2210 CM-Punkten eingearbeitet. Trotz der Erhöhung des Landesbasisfallwerts sei die Leistungsplanung sehr anspruchsvoll, geht aus der Vorlage hervor.

Nächste Woche ist der Kreistag an der Reihe, über das Zahlenwerk zu befinden. Dann wollen auch die Fraktionen Stellung beziehen, nachdem die Wirtschaftspläne im Verwaltungsausschuss nicht näher kommentiert worden waren.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading