Kreis Lörrach Auftragsbücher noch gut gefüllt

Michael Werndorff
Die aktuelle Lage der südbadischen Handwerksbetriebe ist besser als befürchtet. Foto: pixabay

Handwerk: Unsicherheiten lassen Erwartungen deutlich sinken / 2021 und 2022 waren gute Jahre

Die Lage der südbadischen Handwerksbetriebe ist besser als befürchtet, lautet die Botschaft der Handwerkskammer Freiburg in einer aktuellen Bilanz. Ein positives Fazit zieht auch die Kreishandwerkerschaft Lörrach: „2021 und 2022 waren gute Jahre für unsere Gewerke“, sagt Geschäftsführer Daniel P. Herkommer.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Die südbadische Handwerkskonjunktur blieb auf den ersten Blick von den negativen Rahmenbedingungen relativ unbeeindruckt, wie die Handwerkskammer Freiburg mitteilt. Der Konjunkturindikator des südbadischen Handwerks – also der Saldo aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen – liegt mit plus 26,4 Punkten auf einem ähnlichen Niveau wie in den letzten vier Quartalen.

„Tatsächlich geht aber die Entwicklung zwischen Geschäftslage und Geschäftserwartungen seit ein paar Quartalen auseinander“, berichtet Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. „Die aktuelle Lage schätzen unsere Betriebe im vierten Quartal 2022 sogar noch ein bisschen besser ein als in den vergangenen Quartalen. Dagegen sind die Erwartungen im Keller.“ Der Tiefpunkt des vergangenen Quartals wurde sogar noch einmal unterboten. „Viele aktuellen Entwicklungen scheinen unsere Betriebe massiv zu verunsichern“, erklärt Ullrich.

Herkommer zeichnet derweil für die von der Kreishandwerkerschaft vertretenen Gewerke ein optimistisches Bild: Insgesamt könne man dem Handwerk eine gute Auftragslage bescheinigen. Und weiter: „Die Lage ist nicht ganz so schlecht, wie es oft gelesen wird, zumindest bei den uns angeschlossenen Betrieben – und hier insbesondere die Firmen, ohne die der Klimawandel nicht machbar wäre. Was jedoch in den nächsten Monaten auf uns zukommen wird, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt.“ Denn durch die momentane Lage inklusive Wegfall der staatlichen Zuschüsse fürs Eigenheim stocke der Neubau, ob privat oder öffentlich, heißt es weiter. Aber: Das Handwerk sei vielfältig und könne sich je nach Branche gut auf neue Begebenheiten einstellen, wie Kreishandwerksmeister Martin Ranz jüngst beim Neujahrsempfang der Kolpingfamilie in Lörrach betonte. „Der Slogan ,Wirtschaftsmacht von nebenan‘ war einmal. Handwerk ist längst eine Wirtschaftsmacht geworden.“ Derzeit seien mehrheitlich Aufträge noch gut vorhanden, lautet das Fazit einer Befragung der Mitgliedsbetriebe. Die Unsicherheiten bei den Kosten, der Verfügbarkeit und dem Personalmangel führen aber zu weniger langfristigen Aufträgen, weiß Herkommer. Die Auftragsabwicklung sei daher aufwendiger und weniger planungssicher. Immerhin: Der Umsatz 2022 hat sich gegenüber dem Vorjahr bei rund 47 Prozent der Mitgliedsunternehmen erhöht, die aktuelle Auftragslage ist bei fast 87 Prozent mit sehr gut und gut beschrieben worden.

Derweil setzt die Teuerung Betriebe unter Druck: „Die Preisgestaltung bleibt für viele Betriebe ein Dilemma“, erklärt Ullrich. So sind die Einkaufspreise für den überwiegenden Teil der Betriebe (78,3 Prozent) erneut gestiegen. Aber nicht einmal jeder zweite Handwerker gibt an, selbst die Preise erhöht zu haben. „Die Gewinnmarge wird also trotz Umsatzsteigerung bei vielen Betrieben kleiner.“

In den nächsten Monaten erwarten die Handwerksbetriebe in Südbaden zudem eine Umsatzstagnation beziehungsweise sogar einen Umsatzeinbruch. Jeder dritte Befragte geht von einem Umsatzrückgang aus. Der Anteil derer, die steigende Umsätze erwarten, ist innerhalb eines Jahres von fast 30 Prozent auf nicht einmal mehr zehn Prozent eingebrochen, geht aus dem Zahlenwerk hervor.

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