Kreis Lörrach Aus Erzfeinden wurden Freunde

Matthias Stauss
Das Rathaus strahlt anlässlich des 100-jährigen Endes des Ersten Weltkrieges in den Landesfarben Frankreichs. Foto: Matthias Stauss

Katakomben und Gedenkstätte: DHBW-Student Matthias Stauss berichtet aus Paris.

Paris - Der vergangene Samstag war in Paris grau und verregnet. Nicht die besten Voraussetzungen also, um zwei Freunden aus Lörrach die Stadt zu zeigen. Es musste ein Alternativprogramm zu Eiffelturm und Bootsfahrt auf der Seine her. Fündig wurden wir zur Abwechslung einmal unter der Erdoberfläche. Dort befindet sich ein makabres, aber auch beeindruckendes Stück Pariser Geschichte: Die Katakomben. Mit rund sechs Millionen menschlichen Skeletten sind diese das größte Beinhaus der Welt.

30 Meter unter der Erde

Zugang zu den Katakomben, welche sich rund 30 Meter unter der Erdoberfläche befinden, erhält man über eine große Wendeltreppe im Pariser Stadtteil Montparnasse. Unten angekommen öffnet sich dem Besucher ein verwinkeltes Tunnellabyrinth. Dieses entstand ursprünglich durch den Abbau und Abtransport von Kalkgestein, aus dem unter anderem auch die Kathedrale Notre-Dame erbaut wurde.

Aufgrund der Einsturzgefahr wurde der Steinbruch Mitte des 18. Jahrhunderts aufgegeben. Erst durch geschichtliche Schicksalsschläge erhielt er ab dem 19. Jahrhundert eine neue Nutzung als Massenfriedhof. Seuchen mit vielen Toten brachten die Pariser Friedhöfe damals zum Überlaufen. Es brauchte dringend eine Lösung, um die überfüllten Gräber zu entlasten. An dieser Stelle entschied man sich dazu, die Gebeine der Verstorbenen in den ehemaligen Steinbruch zu verlagern.

Mit akribischer Genauigkeit wurden Skelette und Schädelknochen an den Wänden der einzelnen Gänge gestapelt. Heute können Besucher diesen geschichtsträchtigen Ort, welcher nahezu unversehrt geblieben ist, besichtigen.

Blumen zum 100-jährigen Ende des Ersten Weltkriegs

Zurück an der Oberfläche entdeckten wir ein weiteres Stück Pariser aber auch französischer Geschichte. Vor dem Rathaus war eine vorübergehende Gedenkstätte eingerichtet worden. Denn am vergangenen Sonntag jährte sich bekanntlich das Ende des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Ein großes Blumenbeet in den französischen Landesfarben, sowie eine wandernde Gedenktafel mit den Namen aller gefallenen Soldaten ergaben ein beeindruckendes Bild.

In diesem Moment und auch in den darauffolgenden Tagen wuchs in mir das Bewusstsein, welch ein Privileg der heutige Frieden in Europa ist. Aus der einstigen Erzfeindschaft zwischen Frankreich und Deutschland ist eine enge Freundschaft entstanden. Diese ermöglicht unter anderem mir und tausenden Studenten beider Länder einen Teil ihres Studiums im Nachbarland zu verbringen.

  • Der 21-jährige Matthias Stauss studiert BWL-Gesundheitsmanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach. Seit Anfang September verbringt er ein Auslandssemester im Rahmen des Erasmus-Programms. Das Förderprogramm der Europäischen Union ist das weltweit größten Förderprogramm von Auslandsaufenthalten an Universitäten, Weitere Infos sind gibt's unter eu.daad.de/de.

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