Kreis Lörrach Bahnausbau in einem Zug

Die Oberbadische
Die Pläne für den Ausbau der Hochrheinbahn kommen voran. Foto: Archiv

Verkehr: Klausurtagung beschäftigt sich mit Elektrifizierung der Hochrheinbahn.

Kreis Lörrach - Die Pläne für entscheidende Verbesserungen im Schienenverkehr in der Region Hochrhein kommen laut Lörracher Landratsamt voran. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um die durchgehende Elektrifizierung der Schienenstrecke zwischen Basel und Singen, sondern auch um einen Ausbau der Gleise mit mehreren Doppelspureninseln und zusätzlichen Haltepunkten.

Mit Eckpunkten einer solchen Modernisierung der Strecke haben sich bei einer Klausurtagung der Kreistage Waldshut und Lörrach deren Vertreter am Samstag gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg, Vertretern des Kantons Basel-Stadt und der Deutschen Bahn befasst, heißt es in einer Mitteilung.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann hob hierbei die Bedeutung des Projektes hervor: „Es hat dank der partnerschaftlichen Zusammenarbeit eine neue Dynamik erhalten. Wir gehen nun Ausbau, Modernisierung und Elektrifizierung in einem Zug an. Die Ausbaumaßnahmen werden dafür sorgen, dass die Züge pünktlich und verlässlich nach einem stabilen Fahrplan unterwegs sind.“

Zusätzliche Ziele im Angebot

Die dieselbetriebenen Neigetechnik-Fahrzeuge sollen abgelöst werden – künftig fahren nur noch elektrisch angetriebene Züge auf der Strecke, heißt es weiter. Um die Attraktivität zu erhöhen, sollen unter anderem die bisherigen schnellen stündlichen IRE-Verbindungen zum Halbstundentakt ausgebaut sowie gemeinsame Tarifmaßnahmen mit der Schweiz umgesetzt werden.

Außerdem wird die neue S-Bahn zusätzliche Ziele anfahren können, wie es auch das grenzüberschreitend beschlossene Angebotskonzept der trinationalen S-Bahn Basel (trireno) vorsieht. Künftig sollen umsteigefreie Verbindungen zu anderen Bahnstrecken möglich werden.

Elektrifizierung alleine reicht nicht aus

Seit September 2017 läuft die Entwurfs- und Genehmigungsplanung, die Finanzierungsvereinbarung hierfür wurde beschlossen. Die Planung hat gezeigt, dass die Elektrifizierung alleine nicht ausreicht, um einen stabilen und reibungslosen Bahnbetrieb am Hochrhein sicherzustellen. In den Städten Rheinfelden (Baden), Bad Säckingen und Waldshut-Tiengen sind zusätzliche Haltepunkte geplant.

Es müssen auch weitere verkehrliche Verbesserungen umgesetzt werden: Der eingleisige Abschnitt zwischen Waldshut und Erzingen muss ausgebaut werden, um in Lauchringen und Tiengen Zugkreuzungen zu ermöglichen. Die Strecke muss in Teilbereichen optimiert und Weichen müssen verlegt werden, damit die erforderlichen Fahrzeiten realisiert werden können, geht aus der Mitteilung hervor.

Auch der Bahnhof Waldshut als zukünftiger Anschlussknoten braucht einen Umbau, vorgesehen ist ein zusätzlicher Bahnsteig. Um die erwartete Zunahme an Fahrgästen durch die Elektrifizierung bewältigen zu können, sollen auch längere Züge eingesetzt werden. Hierzu müssen zahlreiche Bahnsteige verlängert und alle Bahnsteige für einen barrierefreien Einstieg auf 55 Zentimeter erhöht werden.

„Eine reine Elektrifizierung ohne weiteren Infrastrukturausbau wird die Probleme bei der Betriebsqualität und den Zugang zum Schienenverkehr von mobilitätseingeschränkten Menschen am Hochrhein nicht lösen. Jetzt können und müssen die Weichen für eine zukunftsfähige Basis für den Nahverkehr am Hochrhein und für eine attraktive Wohn- und Arbeitsregion gestellt werden“, sagten die beiden Landräte, Marion Dammann (Lörrach) und Martin Kistler (Waldshut).

Gesamtkosten steigen deutlich

Die vielen zusätzlichen Verbesserungen wirken sich auf die Kosten aus. Ursprünglich war für die Elektrifizierung Gesamtkosten für Planung und Bau in Höhe von 160 Millionen Euro vorgesehen. Die aktuelle Kostenschätzung alleine für die Elektrifizierung liegt nun im Bausektor bei 180 Millionen Euro.

Die zusätzlichen Ausbaumaßnahmen führen zu einer deutlichen Kostensteigerung. Für dieses Gesamtprojekt „Ausbau und Elektrifizierung der Hochrheinbahn für den Schienenpersonennahverkehr“ veranschlagt die Deutsche Bahn eine Gesamtinvestition von 290 Millionen Euro. Für die zusätzlichen Ausbaumaßnahmen zur Qualitätsverbesserung muss eine weitere Finanzierungsvereinbarung geschlossen werden, über welche die Kreistage voraussichtlich jeweils im März 2019 abstimmen werden. Parallel dazu werden sich auch im Kanton Basel-Stadt die zuständigen politischen Gremien mit der Finanzierung der zusätzlichen Planungsleistungen befassen.

Ausbau in den Jahren 2025 bis 2027

Zurzeit arbeitet die DB an der Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Die Plangenehmigungsunterlagen sollen im zweiten Halbjahr 2020 eingereicht werden. Abhängig von der Finanzierung des gesamten Projekts, der Dauer der Plangenehmigungsverfahren und der Gestaltung des Bauablaufs sind der Ausbau und die Elektrifizierung derzeit für den Zeitraum 2025 bis 2027 geplant. Minister Hermann sagte: „Dieser Zeitplan ist nicht zufriedenstellend. Wir wollen parallel zur weiteren Planung erreichen, dass die DB das Projekt schneller realisiert.“

Die Finanzierung der Gesamtmaßnahme soll über das Bundesförderprogramm nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) erfolgen. Die aktuellen Planungskosten (rund 22 Millionen Euro), die durch Mittel der Europäischen Union in Höhe von fünf Millionen gefördert werden, wollen sich – vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Gremien – das Land Baden-Württemberg (6,7 Millionen), der Landkreis Waldshut (4,4), der Landkreis Lörrach (3,4) und der Kanton Basel-Stadt (2,3) teilen. Mit den Städten und Gemeinden an der Strecke werden Gespräche zur Mitfinanzierung der jeweiligen Haltestellenplanungen geführt.

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