Kreis Lörrach „Beim Einkaufen war ich sprachlos“

Die Oberbadische
Diskussionsteilnehmer aus Praxis und Politik: (vorne, jeweils von links) Eva Petersik, Anette Huber und Josha Frey sowie (hinten) Jörg Hinderer, Joachim Zobel und Christoph Hoffmann. Foto: Gottfried Driesch Foto: Die Oberbadische

Tag des Flüchtlings: Anschlussunterbringung bereitet Probleme / Podiumsdiskussion in Lörrach

Anlässlich des Internationalen Tages des Flüchtlings am Mittwoch hatten das Diakonische Werk im Landkreis Lörrach und der Evangelische Kirchenbezirk Markgräflerland zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Angekommen - und wie weiter“ in die Alte Feuerwache Lörrach eingeladen.

Von Gottfried Driesch

Kreis Lörrach. Neben den lokal Verantwortlichen Anette Huber von der Stadt Weil am Rhein, Eva Petersik vom Landratsamt Lörrach und Jörg Hinderer vom Evangelischen Kirchenbezirk Markgräflerland, zuständig für Flucht und Migration, hatten die Parlamentarier Josha Frey (für die Grünen im Landtag) und der Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann (FDP) auf dem Podium Platz genommen. Die Moderation der Veranstaltung hatte der frühere Dekan Joachim Zobel übernommen.

Zobel gestaltete die Diskussion so, dass er Fragen an die Teilnehmer stellte und darauf kurze Antworten erbat. Die erste Frage des Moderators bezog sich auf die Erwartungen, welche die Teilnehmer an die Podiumsdiskussion haben. Eva Petersik und Anette Huber erwarteten ein gegenseitiges Verstehen und offene Gespräche zwischen den Interessengruppen. Auch Christoph Hoffmann versprach sich einen offenen Austausch von Meinungen. Josha Frey erhoffte sich neue Erkenntnisse aus dem Kreis des Plenums. Und Jörg Hinderer wollte den Menschen durch die Veranstaltung eine Stimme geben.

Über die derzeitige Situation sagte Petersik ganz allgemein: „Die Aufnahme ist gelungen. Die Versorgung mit Individualwohnraum bleibt aber ein großes Problem.“

Wohnraum ist einer der Knackpunkte

Größere Probleme sah auch Anette Huber bei der Anschlussunterbringung der Flüchtlinge. Zwar habe die Stadt Weil am Rhein schon viel geleistet. Man dürfe aber nicht vergessen, dass auch deutsche Familien dringend Wohnraum suchten.

Jörg Hinderer betonte, dass Diakonie und Caritas eine enorme Arbeit, etwa beim interkulturellen Training, geleistet hätten. Auch im Traumanetzwerk sind die kirchlichen Organisationen aktiv.

Josha Frey berichtete, dass in der Landesregierung ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Bewältigung der Flüchtlingsarbeit vorbereitet werde. „Wir wollen die Kommunen nicht alleine lassen“, betonte er.

Christoph Hoffmann mahnte, dass man den Verlustangstfaktor in der Bevölkerung nicht unterschätzen dürfe. Alles koste Geld, und irgendwann stießen die Sozialsysteme an ihre Grenzen.

Sigrid Fuchs, ehrenamtliche Helferin im „Weiler Willkommenskreis“, berichtete, dass sich viele Flüchtlinge nach der Anschlussunterbringung erst einmal zurückzögen. „Sie wollen einfach ihre Ruhe haben“, legte sie dar.

Joachim Zobel hatte eine junge Frau aus Sri Lanka zu der Diskussion eingeladen.

Auch ein Flüchtling selbst kam zu Wort

Dayana Annalingam ist im Jahre 2009 mit 13 Jahren aus ihrem Heimatland vor dem Bürgerkrieg mit ihrer Mutter und älteren Schwester geflohen. Nach zwei Monaten in Karlsruhe kam sie nach Rheinfelden. „Es war schrecklich, dass ich kein Deutsch konnte. Beim Einkaufen war ich regelrecht sprachlos“, schilderte die junge Frau ihre Erfahrungen. Zunächst hat sie Deutsch gelernt, das sie heute praktisch akzentfrei beherrscht. Dann besuchte sie die Hauptschule und anschließend die Realschule. Danach ging sie an das Wirtschaftsgymnasium nach Schopfheim. Dort steht sie derzeit mitten im Abitur – nur noch die mündlichen Prüfungen liegen vor ihr. Traumatisch seien die fortwährenden Abschiebedrohungen gewesen. Erst die Härtefallkommission des Landtages habe ihr zu einer Duldung verholfen. In Kürze will sie ein Studium anschließen.

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