Kreis Lörrach Berufsbild soll attraktiver werden

Die Oberbadische
Ein innovatives Projekt soll helfen, angehenden Medizinern den Beruf des Hausarztes näherzubringen und den Bedarf im Kreis abzudecken. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Gesundheit: Hausärztebedarf langfristig sichern / Innovatives Konzept soll dazu beitragen

Mehr als 40 Prozent der Hausärzte im Landkreis Lörrach sind 60 Jahre und älter und gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit junge Ärzte zukünftig die medizinische Versorgung sichern, wie jetzt im Rahmen einer Informationsveranstaltung für im heimischen Kreis ansässige Hausärzte deutlich wurde.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. 30 Hausärzte wollen in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, nur wenige haben einen Nachfolger oder bemühen sich, einen solchen zu finden. Für den Raum Schopfheim droht sogar eine Unterversorgung: Wie wichtig es ist, angehende Mediziner bereits während des Studiums für den Beruf des Hausarztes zu begeistern, betonte Irmgard Streitlein-Böhme, Koordinatorin des Kompetenzzentrums Weiterbildung Baden-Württemberg (KWBW). Sie stellte die Aufgaben des am 1. Juli vergangenen Jahres gegründeten Zentrums vor, an dem die Universitäten Heidelberg, Ulm, Tübingen und Freiburg beteiligt sind. Im Zentrum stehen sogenannte Ärzte in Weiterbildung, denen in einer Verbundausbildung „eine strukturierte Weiterbildung aus einem Guss angeboten werden kann“, wie Streitlein-Böhme erklärte. Und das nach Möglichkeit nicht in städtischen Zentren, sondern in Praxen im ländlichen Raum. Damit entfallen mehrfache Bewerbungsverfahren, Probezeiten und das häufige Umziehen. Ein Vorbild im Kreis Lörrach stellt die Praxis Honeck im Gesundheitszentrum Todtnau dar, wo auch die Weiterbildung großgeschrieben wird

„Es hat sich gezeigt, dass ein hoher Bedarf besteht“, sagte die Koordinatorin, die auch die finanziellen Fördermöglichkeiten nicht unerwähnt ließ. In Südbaden werde das Angebot indes noch wenig genutzt, wie weiter zu erfahren war.

Kreis stellt Budget zur Verfügung

Nach dem Willen der Verantwortlichen soll sich das aber ändern, wozu auch die Aktivitäten des Landkreises beitragen können. Wie die Studie zur hausärztlichen Versorgung in Lörrach zeigte, deren Ergebnisse im Oktober vergangenen Jahres vorgestellt wurden, besteht Handlungsbedarf.

Und der Kreis hat reagiert: Nach Kreistagsbeschluss wurden Anreize geschaffen, den Beruf des Hausarzts zu ergreifen und sich in der Regio niederzulassen. Finanziell gefördert wird eine Rotationsstelle Allgemeinmedizin an den Kreiskliniken, zudem wurde ein Budget für die spezifische Förderung von Weiterbildungsassistenzen als auch eines für die gezielte Werbung bei Studenten eingerichtet, wie Sonja Wagner von der Geschäftsstelle Gesundheitskonferenz im Lörracher Landratsamt erklärte.

Allgemeinmediziner sollen bleiben

Mit der KWBW sei nun auch die Frage der Verwaltung geklärt, nun gehe es darum, die Stelle zu bewerben. „Sobald ein Kandidat da ist, kann er loslegen“, zeigte sich Wagner zuversichtlich. Damit ergebe sich die Chance, Ärzte in den Kreis zu bekommen, die dann als Allgemeinmediziner bleiben werden, ergänzte Michael Maraun, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im Schopfheimer Kreiskrankenhaus.

Dass der Kreis Lörrach mit der Finanzierung bei der Nachwuchsgewinnung an vorderster Stelle mit dabei sei, lobten die Vizepräsidentin der Bezirksärztekammer, Paula Hezler-Rusch, und Präsident Ulrich Voshaar.

Zuversicht brachte auch die Koordinatorin zum Ausdruck, allerdings hätte man bereits viel früher in die Offensive gehen müssen, wie sie nach kritischen Stimmen aus der Zuhörerschaft sagte. So handele es sich um einen Tropfen auf den heißen Stein. „Ich glaube nicht, dass Sie die Lücke mit dem jetzigen Pool an angehenden Medizinern füllen können. Man darf sich nicht so viel versprechen“, war von einem anwesenden Facharzt zu hören. Wichtig sei es, nun einen Anfang zu machen, entgegnete Streitlein-Böhme. Und weiter: „Wir müssen positive Signale aussenden, um dem Nachwuchs die Angst vor der Breite des Faches zu nehmen und angehende Mediziner überzeugen, dass es noch andere Aufgabenfelder jenseits der Chirurgie gibt.“

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