Kreis Lörrach Betriebsrat appelliert an Politiker

Peter Ade

Kreiskliniken: 500 Unterschriften an Regierungen und Abgeordnete / Verständnis für Personalunruhe

Ungeachtet der anhaltend kontrovers geführten Debatte um den zukünftigen Klinikzuschnitt im Landkreis herrscht intern und extern Verständnis für die Sorgen und Unsicherheiten der Mitarbeiter. Katharina Merkofer, Betriebsratsvorsitzende der Kreiskliniken GmbH, kündigt ein Schreiben mit 500 Unterschriften von Beschäftigten an Bundes- und Landespolitiker an. Landrätin Marion Dammann warnt vor Kirchturmdenken.

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. Die vor allem in Schopfheim nach Ankündigung der Schließung des Krankenhauses – nur die Psychiatrie soll dort bekanntlich ihren Standort behalten – sei nachvollziehbar, erklären gegenüber der Presse sowohl Merkofer als auch der Leitende Kliniken-Geschäftsführer Sascha Sartor.

Die Diskussion über die Sanierungspläne steht nicht zuletzt unter dem Eindruck der großen Unruhe, die derzeit vor allem in der Markgrafenstadt herrscht. Dazu hatten die Klinik-Verantwortlichen kürzlich in einer emotionalen Gemeinderatssitzung mit 550 Zuhörern in der Schopfheimer Stadthalle Stellung bezogen (wir berichteten).

Bekannt ist, dass die Kliniken des Landkreises nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie in finanzielle Schieflage geraten sind. Wie bestätigt wurde, wird für das Jahr 2022 mit einem Defizit von etwas über 20 Millionen Euro gerechnet. Deshalb sollen noch vor Inbetriebnahme des Zentralklinikums „Entenbad“ die Funktionen der bestehenden Standorte überarbeitet werden. So muss Schopfheim – bis auf die Psychiatrie – alle Abteilungen abgeben, während gleichzeitig der Standort Rheinfelden gestärkt und um die Diabetologie erweitert wird. „Die angestrebten Korrekturen erfordern von allen Beteiligten große Kraftanstrengung“, unterstreicht Sartor, denn: „Wir sind überzeugt, dass die Umstrukturierung der richtige Weg ist, um gut und in kommunaler Trägerschaft in das Zentralklinikum zu starten.“

Auch Qualität im Fokus

Sartor und auch Landrätin Dammann betonen: „Es ist uns ein großes Anliegen, ein offenes Ohr für die Mitarbeitenden zu haben.“ Ziel der Neuerungen sei es, die Qualität der Patientenversorgung und die Attraktivität der Kliniken als Arbeitgeber zu sichern und auszubauen. Dafür sollen durch die Zusammenführung von Leistungen zwischen den vier Klinikstandorten in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim und den Abbau von Doppelvorhaltungen weitere Personal- und Strukturpotenziale identifiziert und Kosten gesenkt werden.

Betriebsratsvorsitzende Merkofer spricht indes von einer schwierigen Kommunikation: „Es gibt unterschiedliche Gefühle bei den Betroffenen, dazu Änderungsunsicherheiten und die Angst um Verluste angesichts der bevorstehenden Verlagerung von Arbeitsplätzen.“ Allerdings sei beispielsweise die Schopfheimer Handchirurgie einverstanden mit den Umzugsplänen nach Rheinfelden. „Nicht so die in Schopfheim etablierte Diabetologie“, konstatiert die Betriebsratsratsvorsitzende und fordert einen Interessenausgleich.

Gleichzeitig kündigt Merkofer an, dass ihr Gremium mit einer Freiburger Anwaltskanzlei an einem Interessensausgleich für die Mitarbeiter arbeite, deren Arbeitsplätze im Zuge der geplanten Umstrukturierung nach Rheinfelden oder Lörrach verlegt werden sollen.

Gerechter Pflegebonus

Die Betriebsratsvorsitzende bestätigte im Gespräch mit unserer Zeitung außerdem die Abfassung eines Schreibens an die Regierungen in Bund und Land sowie die Parlamentsabgeordneten der Region. In dem Brief werden – versehen mit den Unterschriften von etwa 500 Klinik-Mitarbeitenden – unter anderem ein gerechter Pflegebonus für das Jahr 2022 und eine steuerfreie Aufstockung gefordert.

Derweil widerspricht Geschäftsführer Sartor weiterhin Vorwürfen, die Klinikleitung habe im Vorfeld der geplanten Umstrukturierungen nicht mit den Ärzten der Inneren Medizin in Schopfheim gesprochen. Dies habe ihm der Chefarzt und Diabetologe Michael Maraun in der erwähnten Schopfheimer Gemeinderatssitzung vorgeworfen „Wir stehen vielmehr in kontinuierlichem Austausch“, betont Sartor.

Gegenüber der Presse unterstreicht Landrätin Dammann: Das Ziel des Sanierungsplans sei eine gute medizinische Versorgung für den gesamten Kreis. Wörtlich: „Kirchturmdenken ist einfach fehl am Platz.“

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