Kreis Lörrach Bildungsgewerkschaft schlägt Alarm

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Die Uhr tickt: Die Gewerkschaft sieht dringenden Handlungsbedarf und will mehr Stellen für Lehrer. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Lehrermangel: GEW-Vertreter der Kreise Lörrach und Waldshut kritisieren „desolaten Zustand“

Der Lehrermangel in der Region treibt die Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der Landkreise Lörrach und Waldshut um. In einem offenen Brief an die Landesregierung fordern sie nun mehr Stellen.

Regio. Mit Blick auf die Ergebnisse der ersten Haushaltslesung sei keine Bereitschaft zu erkennen, an der desolaten Situation des Bildungswesens etwas zu ändern, schreiben die GEW- Vertreter. Als eine der am stärksten vom Lehrermangel betroffenen Regionen Baden-Württembergs bedeute die Verweigerung weiterer dringend benötigter Stellen eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte an den Schulen. Der Lehrkräftemangel bedeute hier die Arbeit mit übervollen Klassen (zum Teil über dem Klassenteiler), massive Überstunden für die vorhandenen Lehrkräfte und Unterricht durch zum Teil unausgebildete Personen.

„Wir sind hier in unserer Region so stark vom Lehrkräftemangel betroffen, dass schon zum Schuljahresbeginn nicht alle Stunden, die vorgesehen wären, abgedeckt werden können und somit Fachunterricht nicht oder nur eingeschränkt stattfinden kann. Dies bedeutet eine klare Bildungsbenachteiligung unserer Schüler“, heißt es in dem Schreiben.

Jetzt nicht einmal die Krankheitsreserve auszubauen, habe hier die schlichte Konsequenz, dass beim ersten Krankheitsfall im Kollegium bereits meist keine Vertretung mehr möglich sei und der Unterricht ausfallen müsse.

„Als Mitglieder einer Bildungsgewerkschaft ist es für uns unerträglich, dass der Kampf um die Verteilung der Pandemiekosten auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird. Eltern in unserem Schulamtsbezirk sind aufgrund des großen Umfangs des Unterrichtsausfalls um die Bildungschancen ihrer Kinder besorgt.“ Die Herausforderungen im Bildungsbereich, die nach den Schulschließungen zu Tage getreten seien, könnten nicht durch ein nett gemeintes Rückenwind-Programm gemeistert werden. Hierzu bedürfe es langfristiger Arbeit von ausgebildeten Fachkräften.

„Unsere Kollegen vor Ort sind motiviert, werden jedoch in die Überlastung getrieben“, schreiben die GEW-Vertreter. Individualisierte Lernsettings für die einzelnen Schüler umzusetzen, gestalte sich allerdings auch für die Profis vor dem Hintergrund einer der schlechtesten Schüler-Lehrer-Relationen im Bundesdurchschnitt als nahezu unmöglich.

Die Umsetzung von Integration, Inklusion und Ganztagesschulbetreuung sei schon vor der Pandemie wegen der chronischen Lehrkräfteunterversorgung in unserer Region ein prekäres Unterfangen gewesen, umso problematischer werde es nun, diese wichtigen Aufgaben neben der Behebung der Pandemieschäden zu erfüllen, heißt es weiter.

Regierung soll Farbe bekennen

Die Verweigerung gegenüber einem angemessenen Ausbau von Lehrerstellen, der mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein wäre, führt laut GEW zu dem unhaltbaren Zustand von Bildungsbenachteiligung durch Sparmaßnahmen. „Dies darf nicht passieren.“ Eine „verlorene“ Generation, die von den Schulen abgehe, weil die Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum kaputtgespart würden, könne sich die Gesellschaft nicht leisten.

Die GEW fordert die Landesregierung daher auf, Weitsicht walten zu lassen und ein gut funktionierendes Bildungssystem als Grundvoraussetzung für eine lebenswerte Zukunft anzuerkennen. „Beenden Sie die Überlastung der Lehrkräfte und Schulleitungen, stoppen Sie Bildungsbenachteiligung durch Unterrichtsausfall. Bekennen Sie Farbe und zeigen Sie, wo Ihre Priorität als Landesregierung liegt – investieren Sie ernsthaft in Bildung! Derzeit erkennen wir keinerlei Konzepte der Landesregierung, um den Lehrkräftemangel zu beheben.“

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