Kreis Lörrach Bioabfallanlage lässt auf sich warten

Michael Werndorff
Die Landkreise Lörrach und Waldshut haben im Rahmen einer Machbarkeits- und Realisierungskonzeption den Bau und Betrieb einer gemeinsamen Verwertungsanlage für Bioabfälle geprüft. Im Herbst soll ein Grundsatzbeschluss gefasst werden. Foto: Die Oberbadische

Kreistag: Bioabfälle werden vorerst noch in Singen und Freiburg verwertet / Studienergebnisse liegen vor

Kreis Lörrach - Die Verwertung der Bioabfälle soll mittelfristig hochwertig in der Region erfolgen, hieß es bei der Einführung der Biotonne im Landkreis Lörrach vor gut vier Jahren. Doch das ist nach wie vor Zukunftsmusik. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den Verwertungsvertrag für Bioabfälle mit der Firma Reterra bis Ende 2023 zu verlängern. Derweil liegt das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zum Bau einer Bioabfallverwertungsanlage vor. Über Konzepte will der Kreistag im Juli beraten.

Der Landkreis Lörrach erfasst seit 2016 entsprechend der Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Bioabfälle über die Biotonne getrennt von sonstigen Abfällen und führt sie in Singen und Freiburg einer kombinierten Verwertung zu. Dorthin liefert auch der Landkreis Waldshut seine Bioabfälle, wo Biogas, Kompost, Strom und Flüssigdünger erzeugt werden. Indes sind die weiten Transportwege weder ökologisch noch finanziell sinnvoll.

Die Verwertung der Bioabfälle wurde damals europaweit für vier Jahre mit einer zweimaligen Verlängerungsoption um jeweils zwei Jahre (maximal acht Jahre) ausgeschrieben. In dieser Zeit sollten zum einen die bis dato nur empirisch ermittelten Bioabfallmengen aufgrund der tatsächlichen Abschöpfung festgelegt und zum anderen die Möglichkeit einer regionalen Bioabfallverwertung geprüft werden, wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht.

Im Juli auf der Agenda

Der gemeinsame Bau und Betrieb einer Verwertungsanlage für die Landkreise Lörrach und Waldshut wurde geprüft und das Endergebnis liegt vor, welches noch nicht veröffentlicht wurde.

Fest steht indes, dass sich der Lörracher Kreistag im Juli mit Konzepten befassen werde, wie Silke Bienroth, Leiterin des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, erklärte. Ein Grundsatzbeschluss soll im Herbst gefasst werden.

Laut Bienroth benötigen Planung und Bau einer regionalen Anlage mindestens drei Jahre bis zur Inbetriebnahme, weshalb nun die zweite Verlängerungsoption aus dem bestehenden Vertrag gezogen werden muss. Ein wirtschaftlicher Nachteil entstehe dadurch nur bedingt, da den hohen Transportkosten als Ergebnis der Vergabe vor fünf Jahren vergleichsweise geringe Verwertungskosten gegenüberstünden. Die Preise für die Verwertung von Bioabfällen lägen bei Neuausschreibungen rund 60 bis 70 Prozent über dem bestehenden Behandlungspreis für den Landkreis Lörrach.

Vollständige Behandlung

Der Zwischenbericht zur Machbarkeitsstudie wurde vergangenen November vorgestellt. Damals war zu erfahren, dass die geplante Anlage, deren Kern ein Pfropfenstromfermenter darstellt, auf die vollständige Behandlung der Bioabfälle sowie der flüssigen Gärreste mit Erzeugung eines hochwertigen Komposts bei maximaler Energieeffizienz durch Aufbereitung des Biogases zu Biomethan und Einspeisung in ein Gasnetz zielt.

Laut Analyse wurde das Abfallpotenzial, um eine Anlage wirtschaftlich zu betreiben, zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht erreicht. „Die Mengen sind zu gering“, erklärte damals Jürgen Machnow vom Unternehmen Rytec. Allerdings zeigte sich der Planer optimistisch: Er ging davon aus, dass bei der geplanten weiteren Erhöhung der Anschlussgrade der Biotonne in den Haushalten und dem Einsatz geringer Mengen Grüngut eine nötige Jahreskapazität von 30 000 Tonnen erreicht wird, wenn die Anlage ihren Dienst im Jahr 2024 aufnehmen sollte.

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