Kreis Lörrach BLHV fordert Kurswechsel in der Agrarpolitik

Alexandra Günzschel
Auf Einladung des BLHV diskutierten (von links): Heinz Kaufmann, BLHV-Kreisvorsitzender Lörrach, Christian Lehr (FW), Amir Ismaili (FDP), Urs Schreiner (Volt), Jasmin Ateia (Grüne), Michael Fröhlin, BLHV-Kreisvorsitzender Müllheim, Stefan Glaser (CDU) und Julian Wiedmann (SPD). Foto: Alexandra Günzschel

Die Kandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis Lörrach-Müllheim beziehen Stellung zu Fragen rund um die Agrarpolitik.

Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) im Wahlkreis Lörrach-Müllheim wollte es genau wissen und hatte die hiesigen Kandidaten für die Bundestagswahl zu einer Podiumsdiskussion in die Sonnberghalle nach Auggen eingeladen. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der regionalen Landwirtschaft. Aber auch viele andere Themen wurden bei der gut besuchten Veranstaltung angesprochen.

Und so blieb am Ende wenig Zeit, einzelne Aspekte zu vertiefen. In den Grundzügen herrschte weitgehend Einigkeit. Michael Fröhlin, BLHV-Kreisvorsitzender in Müllheim, erinnerte eingangs noch einmal an die Bauernproteste. Er wünschte sich einen baldigen Kurswechsel in der Agrarpolitik.

Austausch mit regionalen Akteuren

In der Vorstellungsrunde verwies Julian Wiedmann (SPD) auf die Bedeutung eines Austauschs mit den regionalen Akteuren. Stefan Glaser (CDU), auf einem Bauernhof aufgewachsen, erzählte von persönlichen Erfahrungen mit einer überbordenden Bürokratie. Jasmin Ateia (Grüne) berichtete von ihrer Kindheit in einem bayerischen 500-Seelen-Dorf. Dort habe der Bauernhof, der nun nicht mehr existiere, viel zur Dorfgemeinschaft beigetragen.

Urs Schreiner (Volt), Zollbeamter und mit 24 Jahren der Jüngste in der Runde, betonte, dass bei den von der EU gesetzten Rahmenbedingungen der Einzelfall nicht außer Acht gelassen werden sollte. Dabei dachte er an kleinere Betriebe, die vieles nicht im gleichen Maße leisten könnten wie die großen. Amir Ismaili (FDP) hob hervor, dass eine Überregulierung der Wertschöpfung schade. Weniger Regularien und eine Berücksichtigung von regionalen Besonderheiten bei den EU-Richtlinien wollte auch Christian Lehr (Partei Freie Wähler).

Subventionen nicht mit der Gießkanne ausschütten

Landwirtschaftliche Subventionen sollten nicht mit der Gießkanne ausgeschüttet werden, äußerten sich Ismaili und Schreiner. Ateia wollte bei Subventionen die fachliche Betriebspraxis sowie die Ökologie stärker berücksichtigt wissen. Glaser sprach sich für Direktzahlungen an Höfe aus, die tatsächlich landwirtschaftlich betrieben werden, während Wiedmann generell eine auskömmliche Finanzierung der Landwirtschaft befürwortete.

Die Agrardieselrückvergütungen halten Glaser und Lehr für sinnvoll. Landwirte würden sich schon aus Eigeninteresse darum bemühen, so wenig Diesel wie möglich zu verbrauchen, sagte Glaser. Die Stoffstrombilanz für Höfe dagegen müsse weg. „Vertrauen statt Regulierung“, lautete seine Devise. „Es war falsch, Subventionen ausgerechnet bei Landwirten zu streichen“, schloss sich Ateia der Meinung von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir an. Andererseits kritisierte sie, dass Kompromissvorschläge, etwa bei der Stoffstrombilanz, von Seiten der CDU gekippt worden seien.

Verbraucher soll Qualität erkennen

Auch am Imbissstand oder im Restaurant soll der Verbraucher die Qualität von Lebensmitteln erkennen können, hob Wiedmann einen weiteren Aspekt hervor. Schreiner war es wichtig, dass bei Freihandelsabkommen die klimafreundliche Landwirtschaft vor Ort nicht auf der Strecke bleibe, die weniger Emissionen verursache. Ismaili wollte Überregulierungen abbauen, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. So lange nicht überall dieselben Menschenrechte und dieselben Kriterien für Tierwohl gelten würden, sei die EU nicht wettbewerbsfähig, erklärte Lehr.

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