Kreis Lörrach Corona ist durchweg Chefsache

Peter Ade
Ernste Gesichter, doch keineswegs ratlos: Feuerwehr und Rettungsdienst im Landkreis sind eigenen Angaben zufolge gut aufgestellt und kapitulieren nicht vor der drohenden Omikron-Variante. Foto: Peter Ade

Omikron: Vorbereitung auf die fünfte Welle / Umfrage: Kreiskliniken und Rettungsdienst gewappnet

Kreis Lörrach - Die jüngste Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 sorgt für Beunruhigung unter Medizinern und Wissenschaftlern, in der Wirtschaft und in der Bevölkerung. Angesichts der steigenden Omikron-Fälle sind zahlreiche Betriebe der sogenannten kritischen Infrastruktur in Alarmbereitschaft. Auch Kliniken, Rettungsdienst, Feuerwehr und Energieversorger rüsten sich gegen Ausfälle.

Binnen einer Woche ist im Südwesten die Zahl der Omikron-Fälle auf mehr als das Sechsfache gestiegen. Deshalb die Befürchtung: Sollten zu viele Mitarbeiter aufgrund einer Infektion ausfallen, könnte es bei Versorgungsleistungen eng werden. Also bereitet man sich landesweit auf personelle Engpässe vor. Die erforderliche Logistik ist bei fast allen Einrichtungen zur Chefsache geworden.

„Kritische Infrastruktur“ meint Bereiche der öffentlichen Versorgung und der allgemeinen Sicherheit, die infolge der pandemischen Lage gefährdet sein könnten, weil infiziertes Personal – möglicherweise in großer Zahl – in Quarantäne muss und damit nicht mehr einsatzfähig ist.

„Gut vorbereitet“

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Armin Schuster, winkt jedoch ab: „Deutschland ist auf die Welle mit der Omikron-Variante gut vorbereitet“, sagte er in einem SWR-Interview. Die Pandemiepläne der Einrichtungen der kritischen Infrastruktur in den Bereichen Gesundheit, Logistik oder IT seien auf „aktuellen Stand“. Er plädiere für ein gemeinsames Kompetenzzentrum „Bevölkerungsschutz“, damit Bund und Länder in Krisenzeiten noch enger zusammenarbeiten könnten.

Laufend aktualisiert werden die Pandemie-Pläne für die Kliniken des Landkreises und das St. Elisabethen-Krankenhaus Lörrach. Gegenwärtig wird auch Personal ausgebildet, das gegebenenfalls auf der Intensivstation aushelfen kann, falls Intensivpfleger ausfallen sollten. Chefarzt Professor Hans-H. Osterhues und Klinik-Geschäftsführerin Kathrin Knelange verweisen auf einen „Eskalationsplan mit Luft nach oben“. Er sei für den Fall gedacht, dass viele Klinikmitarbeiter gleichzeitig an Corona erkranken.

„Am Ende des Tages werden wir natürlich auch über Urlaubssperren sprechen müssen, über Zwölf-Stunden-Dienste – und eben unsere Kräfte dort konzentrieren, wo wir sie brauchen“, so Knelange im Gespräch mit unserer Zeitung. Osterhues betont: „Wir haben die Delta-Variante wohl weitgehend hinter uns und gehen von milderen Verlaufsformen und kürzeren Verweildauern bei Omikron aus.“

Pläne der Polizei

Wie die Polizei für den Omikron-Ernstfall aufgestellt ist, wird laut dem Lörracher Pressesprecher Thomas Batzel in Baden-Württemberg als so wichtig angesehen, dass Medienanfragen direkt an das Innenministerium zu richten seien. Dessen Sprecher Renato Gigliotti verweist darauf, dass konkrete Pläne der Polizei seit längerem bestünden.

Das Konzept, so Gigliotti, setze darauf, dass etwa das Personal eines weniger betroffenen Polizeipräsidiums einem anderen aushilft. Batzel sieht indes die Polizei im Landkreis „gut aufgestellt“. Etwa 90 Prozent aller Einsatzkräfte seien vollständig geimpft.

Weiter Strom und Gas

Damit Haushalte und Firmen auch in Krisenzeiten mit Strom und Gas versorgt werden, dafür braucht es wenig Hände. Das meiste geschieht automatisch. Bei Störungen vertraut der südbadische Energieversorger Badenova darauf, dass sich im Krankheitsfall die verschiedenen Wartungstrupps in Südbaden gegenseitig vertreten.

Für den Extremfall hat sich Badenova vertraglich sogar Unterstützung durch kommunale Betriebshöfe oder Firmen vor Ort gesichert. Auch in der Leitwarte – der Schaltzentrale für Strom, Gas und Wasser – hat der Energieversorger nach Angaben seines Sprechers Roland Weis alle Vorkehrungen getroffen. Er verweist darauf: „Dort herrscht ein 24-Stunden-Mehrschichtbetrieb. Unsere Leute arbeiten jeweils autark, und innerhalb dieser Schichten herrschen strenge Abstands- und Hygieneregeln – von der Maskenpflicht über 3G bis zu den täglichen Tests.“

Ähnlich verhält es sich bei Energiedienst (ED) Rheinfelden, der neben der größten Industriestadt des Hochrheins zahlreiche Gemeinden des Wiesentals und über die Elektrizitäts-Genossenschaft Hauingen (EGH) auch den kleinsten Lörracher Ortsteil mit Strom versorgt.  

Auch DRK vorbereitet

Einen speziellen Corona- oder Omikron-Notfallplan hat Svend T. Appler als Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes und -Krankentransports in Lörrach nicht erarbeitet. Vielmehr lägen solche ohnehin vor: „Im Rettungsdienst gibt es gute Rahmenhygienekonzepte. So bauen wir auf das vorhandene System mit speziellen Fahrzeugen für spezielle Einsätze, also vom Intensivtransport, über Krankenwagen für infektiöse Patienten bis zum einfachen Verlegungstransport.“

Im Übrigen gilt auch beim DRK: „Jeder Notfall wird behandelt.“ Und – nicht die Notfälle selbst werden neu bewertet, sondern die Qualifikation der Einsatzkräfte wird bedarfsgerecht angepasst. Appler unterstreicht, dass das Personal gehalten ist, persönliche Kontakte auf das Nötigste zu beschränken und sich vor Dienstantritt einem Selbsttest zu unterziehen.

Floriansjünger geimpft

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Lörrach blickt man gelassen optimistisch auf die kommenden Monate. Während andernorts Einrichtungen der kritischen Infrastruktur Notfallpläne aufgesetzt haben, ist man im Dreiländereck ohnehin vorbereitet, erklärt der stellvertretende Lörracher Stadtkommandant Thomas Göttle.

„Wir schauen im Vorfeld, dass die notwendige Mannschaftsstärke immer gewährleistet wird, sodass wir das kritische Szenario stets abbilden können.“

Pläne, welche Mannschaft mit welchem Fahrzeug zu welchem Einsatz fährt, liegen sowieso vor. So befürchtet Göttle keinen Kollaps wegen Personalmangels – auch, weil „so gut wie alle“ Einsatzkräfte vollständig geimpft seien. Etwa 15 der insgesamt 250 ehrenamtlichen Floriansjünger seien aus unterschiedlichen Gründen ungeimpft und deshalb vom Dienst freigestellt.

Göttle bedauert, dass der allgemeine Übungsbetrieb weiterhin aufgrund der Pandemie eingestellt sei. Die Aktivitäten der Jugend und der Altersmannschaft ruhten seit Dezember komplett.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading